Zulassung fehlt noch, aber...
EU gibt grünes Licht für Totimpfstoff - lassen sich jetzt auch die Skeptiker impfen?
12.11.2021, 11:40 UhrImpfskeptiker haben viele Argumente gegen die Corona-Impfung. Oft wird kritisiert, dass der Herstellungsprozess der Impfstoffe gegen das Virus zu schnell verlaufen sei und dass es sich bei Vektor- und mRNA-Impfstoffen um neue, wenig erforschte Medikamente handelt - auch, wenn derartige Mythen schon längst widerlegt sind. Zumindest diese Argumente könnten schon bald keine Rolle mehr spielen, denn mit dem Impfstoff VLA2001 des österreichisch-französischen Konzerns Valneva könnte ein so genannter Totimpfstoff auf den Markt kommen. Zudem will auch das Unternehmen Novavax einen Totimpfstoff auf den Markt bringen.
In einigen Ländern kommen Totimpfstoffe im Kampf gegen das Coronavirus schon zum Einsatz. Dazu zählen zum Beispiel China oder auch die Vereinigten Arabischen Emirate. In Europa hat es länger gedauert, die EU-Kommission billigte jedoch am Mittwoch, den 10. November, formell einen Vertrag über 27 Millionen Dosen im kommenden Jahr. Weitere 33 Millionen Dosen können auf Wunsch 2023 gekauft werden, wie die Brüsseler Behörde mitteilte.
Deutschland und den übrigen EU-Staaten stehen damit Bezugsrechte für den Impfstoff zu, sobald dieser eine Zulassung bekommt. Valneva rechnet eigenen Angaben nach damit, dass die Auslieferung im April 2022 beginnen kann. Voraussetzung sei die Zulassung durch die Europäische Arzneimittelagentur EMA. Man erwarte, dass die Behörde in Kürze mit dem schnellen Prüfverfahren beginnen werde. Der Vertrag sieht nach Angaben der EU-Kommission auch vor, dass der Impfstoff an neue Varianten des Coronavirus angepasst werden kann.
Auch das Unternehmen Novavax will einen Totimpfstoff auf den EU-Markt bringen, der Kandidat heißt NVX-CoV2373. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) begutachtet die klinischen Daten des Impfstoffs bereits seit Anfang Februar. Novavax hat kürzlich die Studiendaten der Phase drei als Preprint veröffentlicht. In der Studie erkrankten von knapp 20.000 geimpften Testteilnehmern 14 leicht und keiner moderat oder schwer an Covid-19.
Unterschied zwischen Totimpfstoffen und mRNA-Impfstoffen
Totimpfstoffe enthalten abgetötete und damit ungefährliche Krankheitserreger. Die toten Erreger erkennt der menschliche Körper nach einer Impfung als Fremdkörper. Das körpereigene Abwehrsystem wird angeregt und es werden Antikörper gebildet. Diese Technologie wird bereits seit längerem erforscht und angewandt und könnte deshalb auf mehr Vertrauen bei skeptischen Menschen treffen. Totimpfstoffe finden zum Beispiel ihre Anwendung bei der Impfung gegen Hepatitis A oder Influenza, wie das Bundesministerium für Bildung und Forschung erklärt. Es sei der derzeit einzige Impfstoffkandidat gegen Covid-19 auf Basis inaktivierter Viren, der derzeit in Europa in klinischen Studien getestet werde.
Der Unterschied zu mRNA-Impfstoffen ist, dass diese die Erbinformation des Coronavirus enthalten. Sie liefern den Bauplan für einzelne ungefährliche Virusproteine, die als Antigene bezeichnet werden, wie der Bayerische Rundfunk berichtet. Das Immunsystem reagiert dann auf die Antigene und es entsteht die schützende Immunantwort. Bei Vektorimpfstoffen funktioniert das Prinzip ähnlich. Hier enthält der Impfstoff jedoch abgeschwächte, harmlose Viren.
Welche Vor- und Nachteile haben Totimpfstoffe?
Totimpfstoffe bieten den Vorteil, dass sie sehr lange haltbar sind. Gekühlt können sie über Jahre gelagert werden. Außerdem handelt es sich bei Totimpfstoffen um eine bewährte Methode, die seit vielen Jahren auch bei anderen Krankheiten zum Einsatz kommt. Das und die Tatsache, dass nach einer Impfung mit einem Totimpfstoff weniger Nebenwirkungen zu befürchten sind, könnte einige Impfskeptiker versöhnlich stimmen.
Jedoch hält der Schutz nach einer Impfung mit einem Totimpfstoff nicht so lange an wie bei Lebendimpfstoffen. Außerdem bieten sie in der Regel auch einen schlechteren Schutz und die Entwicklung und Herstellung der Impfstoffe ist nicht so schnell und kostengünstig - auch wenn es sich um eine altbewährte Methode handelt.
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Der Artikel wurde am 12. November um 11.40 Uhr aktualisiert.