Polizei vernichtet Schmuggelware
Größter Kokainfund in Franken: Eine Tonne, ein Tipp, drei Festnahmen
11.7.2022, 07:57 UhrKokain berauscht, stimmt euphorisch. Doch der weiße Stoff gilt als brandgefährlich, macht er doch so stark abhängig wie kaum eine andere Droge. Umso besorgter sind Behörden, dass in Europa immer mehr Kokain auftaucht. Ein Fund in Franken zeigt die Dimensionen.
Nach der Entdeckung von mehr als einer Tonne Kokain im Container-Terminal von Aschaffenburg sitzen drei Männer aus den Niederlanden in Untersuchungshaft. Die 22, 26 und 45 Jahre alten Tatverdächtigen seien am 21. Juni festgenommen worden, als sie die Ware im Wert von rund 100 Millionen Euro abholen wollten, teilte das Zollfahndungsamt (ZFA) am Montag in München mit.
Nach Angaben der Behörde handelt es sich um die größte Einzelmenge des Rauschgifts, das bislang in Bayern sichergestellt wurde. Jürgen Thiel, Leiter der Rauschgiftschmuggelbekämpfung im ZFA, sprach von einem Krimi. Um die Hintermänner der Aktion zu fassen, laufen noch Ermittlungen.
Die Ware steckte in einem Container mit Medizinprodukten, die eine Firma im hessischen Friedberg bestellt hatte. Behörden aus dem Ausland hatten den deutschen Ermittlern einen Tipp gegeben, dass sich darin eine große Menge Kokains befinden könnte.
Die Lieferung aus der Dominikanischen Republik war über Hamburg nach Aschaffenburg transportiert worden. Dort konnten die Ermittler in der Nacht zum 16. Juni das Kokain sicherstellen. Der Container - nunmehr ohne Schmuggelware - wurde den Fahndern zufolge dann nach Friedberg geliefert. Auf dem Parkplatz der Medizinprodukte-Firma hätten die Tatverdächtigen dann am 21. Juni versucht, das Kokain abzuholen. Dabei seien sie festgenommen worden.
Die internationale Polizeibehörde Europol hatte erst Anfang Juni gewarnt, Europa werde mehr und mehr zu einer Drehscheibe im Kokainhandel. Ein Großteil der Ware sei für Märkte in Osteuropa, Asien und Australien bestimmt. 2021 wurden Rekordmengen der Droge sichergestellt, EU-weit mindestens 240 Tonnen. In Deutschland wurden vergangenes Jahr knapp 22 Tonnen des Stoffs abgefangen.
Erst im Dezember hatte die bayerische Polizei rund 1,5 Tonnen Kokain vernichtet, das sich bei mehreren Sicherstellungen in den vergangenen Jahren angesammelt hatte. Drogen mit einem Verkaufswert von rund 270 Millionen Euro gingen bei der "Operation Schneeschmelze" in einer Müllverbrennungsanlage in Flammen auf.