Gerichtsurteil aus Franken sorgt für Diskussion

Krankheiten, Fütterungsverbot und Plage: Das müssen Sie über Tauben wissen

25.6.2021, 14:50 Uhr
Von der angesehen Brieftaube bis zur "Ratte der Lüfte": Stadttauben haben eine lange Geschichte und liefern in der Gegenwart immer wieder Zündstoff für hitzige Diskussionen. Das zeigt auch ein auf Social Media heftig diskutierter Fall aus Franken, bei dem eine Frau von einem Gericht wegen Taubenfütterung verurteilt wurde.

© IMAGO/Eibner Von der angesehen Brieftaube bis zur "Ratte der Lüfte": Stadttauben haben eine lange Geschichte und liefern in der Gegenwart immer wieder Zündstoff für hitzige Diskussionen. Das zeigt auch ein auf Social Media heftig diskutierter Fall aus Franken, bei dem eine Frau von einem Gericht wegen Taubenfütterung verurteilt wurde.

Eine 61-Jährige füttert am Würzburger Hauptbahnhof Tauben - trotz eines bestehenden Verbots. Ordnungshüter erwischen die Frau dabei zwei Mal. Sie soll in beiden Fällen Bußgeld zahlen und weigert sich. Es kommt zur Gerichtsverhandlung. Am Donnerstag teilte nun ein Sprecher des Amtsgerichts Würzburg mit, dass die 61-Jährige in den zwei Fällen zu einem Bußgeld verurteilt wurde.

Die Nachricht darüber sorgte auf dem Facebook-Kanal von nordbayern.de für rege Diskussionen in der Kommentarspalte. Smilja Delic schreibt "Tauben brauchen auch Futter", Manfred Nitsche wendet ein: "Tauben übertragen Krankheiten und vermehren sich unkontrolliert." Unter den Usern ist von "Plage" und "Herzlosigkeit" die Rede. Fragen bleiben offen: Warum leben so viele Tauben in der Stadt? Übertragen die Tiere wirklich vermehrt Krankheiten? Warum ist es schlimm, wenn ich Tauben in der Stadt füttere? Antworten auf diese und weitere Fragen, lesen Sie hier:

Warum leben so viele Tauben in der Stadt?

Früher wurden Tauben als Haustiere gehalten und waren angesehene "Arbeiter" mit einer für den Menschen wichtigen Aufgabe: Die Vögel waren als Brieftaube und Postbote unterwegs. Doch wie es bei Tieren in menschlicher Obhut manchmal vorkommt, büxten auch einige Tauben aus und fanden nicht mehr nach Hause. Die Tiere zählten in kleinen Beständen zum typischen Stadtbild.

Heutige Stadttauben sind Nachfolger der Felsentauben. Felswände, Höhlen und Ruinen dienen als geschützte Brutplätze. In Städten ersetzen Gebäude und Straßenschluchten die Brutplätze im Fels. Nach dem Zweiten Weltkrieg begünstigten die taubenfreundlichen Ruinenstädte die Vermehrung der Vögel. "Nach dem Zweiten Weltkrieg und dann auch in der folgenden Wohlstandsgesellschaft sind die Taubenbestände förmlich explodiert - mit nachteiligen Folgen für Gebäude, Stadtbewohner und die Tauben selbst", schreibt der Naturschutzbund Deutschland. Ein typisches Merkmal der Stadttauben ist die geringe Wanderbereitschaft. Heute leben Schätzungen nach weltweit 500 Millionen Tauben in Städten.

Übertragen Tauben vermehrt Krankheiten?

Mit zu vielen Tauben kommt es zu Lärm- und Geruchsbelästigungen der Stadtbewohner, Taubendreck an Gebäuden und eventuell Übertragung von Krankheitserregern. Dennoch sind die Gesundheitsgefahren für den Menschen generell nicht größer als bei anderen Vogelarten. "Die gesundheitliche Gefährdung durch Tauben ist nicht größer als durch andere Zier- und Wildvögel oder Haustiere", schreibt der Deutsche Tierschutzbund in seinem Positionspapier zur tierschutzgerechten Bestandsregulierung bei Stadttauben.


"Ekelerregend": Taubenkot sorgt in Fürth für Ärger


Sollte man Tauben in der Stadt füttern?

Tauben sollten nicht unkontrolliert gefüttert werden, stellt der Deutsche Tierschutzbund klar und empfiehlt Taubenhäuser mit artgerechtem Futter und, wenn nötig, andere festgelegte Stellen in Städten. Im Stadtzentrum ernähren sich die Tauben aus der Not heraus hauptsächlich von Abfällen und Essensresten sowie Fütterungen von Menschen. Das Futter kann durch Witterungsumstände und sonstige Verunreinigungen schnell verderben, warnt der Tierschutzbund. Zudem verdrängen aggressive und große Tiere, meist Männchen, die weniger kräftigen Weibchen und Jungtiere, das Futter landet also oft bei denselben.

Ein übermäßiges Nahrungsangebot sorgt für Massenvermehrung - die Stadttaube kann ganzjährig brüten. Bei Tauben hängt die Brutaktivität direkt von der Ernährung ab. Wenn die Tiere zusätzlich gefüttert werden, wird die Fortpflanzung angeheizt. Hohe Taubenzahlen in Städten schaden den Tauben selbst: Es kommt zu Platzproblemen, der Stress nimmt zu, Krankheiten und Parasiten treten häufiger auf und die Jungsterblichkeit steigt auf bis zu 90 Prozent im ersten Lebensjahr. Wer also Tierleid vermeiden will, füttert nicht.

Zudem ist das Füttern in den meisten Städten Deutschlands verboten und bei Verstoß droht ein Bußgeld. So auch in Nürnberg, Fürth und Erlangen.

Wie helfe ich einer Taube in Not?

Wenn Sie eine kranke oder verletzte Taube sehen, fragen Sie am besten bei einem Stadttauben- oder Tierschutzverein nach, wie und ob man dem Tier helfen kann. Je nach Situation kann es notwendig sein, die Taube sofort einzufangen (zum Beispiel bei blutenden Verletzungen) oder aber der Tierschutzverein schaut sich die Situation in Ruhe vor Ort an (z. B. bei abgeschnürten Füßen).

Tauben- oder Tierschutzvereine kennen auch die Kontaktdaten der Tierärzte in der Stadt, die Tauben behandeln können und wollen. Generell gilt, die Situation in Ruhe zu beobachten und erst danach zu handeln. Nicht jede Taube, die sich auffällig verhält, ist krank oder braucht Hilfe.

Wie werde ich die Tauben von meinem Balkon los?

Antworten auf diese Frage finden Sie in diesem Video:

5 Kommentare