Besser schlafen

Lerche oder Eule? Klinik gestaltet Schichtplan nach Biorhythmus der Mitarbeiter

Isabel Pogner

Online-Redakteurin

E-Mail zur Autorenseite

13.10.2022, 12:04 Uhr
Mitarbeiter einer Klinik in Bayern dürfen länger schlafen, um dann bei der Arbeit fitter zu sein. 

© imago stock&people, NN Mitarbeiter einer Klinik in Bayern dürfen länger schlafen, um dann bei der Arbeit fitter zu sein. 

Die Krankenversorgung hat ein Problem. Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) redet von einem drohendem "Blackout des Gesundheitswesens". Teil des Problems ist der eklatante Personalmangel bei Pflegekräften. Die werden auch wegen der harten Arbeitsbedingungen immer weniger. Eine Klinik in Bayern ist ihren Mitarbeitern einen Schritt entgegengekommen.

Die Klinik Wartenberg passt den Schichtplan des Personals dem jeweiligen Biorhythmus an. Davon erhofft sich die Klinik, dass die Mitarbeiter zufriedener, ausgeschlafener und leistungsfähiger sind. Neben dem Nutzen für die Mitarbeiter profitieren davon aber auch Arbeitgeber, denn Schlafmangel kostet die deutsche Volkswirtschaft zwischen 50 und 60 Milliarden Euro.

Den Schichtplan erstellt die Klinik anhand der verschiedenen "Chronotypen", etwa der nachtaktiven Eule oder der Lerche, die gerne früh aufsteht. Zwar sind die Arbeitszeiten an sich nicht völlig flexibel, aber die Klinik gewährt Spielräume. Pflegekräfte dürfen ihre Schichten um 30, manchmal auch 45 Minuten nach vorne oder hinten verschieben. "Das lässt sich gut spielen, ohne Qualitätsverlust oder Nachteile für die Patientenversorgung. Und bei vielen geht es um genau diese Nuancen", erzählt Pflegedienstleiter Norman Daßler im Interview mit pflegen-online. Außerdem könne die Schichtleitung bei der Schichteinteilung die verschiedenen Typen berücksichtigen und etwa die Nachteule nicht ständig zu Frühschickten verdonnern.

Auf die Idee gekommen sei die Klinik, weil die Mitarbeiter immer wieder das Thema Schlaf, Schlafstörungen und daraus resultierende psychische Beschwerden aufbrachten, erzählt Daßler. Also startete die Klinik 2018 ein Projekt und nahm an einer Studie zur chronotyp-orientierten Personaleinsatzplanung teil. Laut der litten 42 Prozent der Teilnehmer mit dem neuen Dienstplan weniger unter Schlafstörungen und gut ein Viertel nicht mehr unter Tagesmüdigkeit. Ebenfalls ein Viertel habe auch weniger Beschwerden wie Rückenschmerzen oder Herz-Kreislauf-Probleme gehabt. Und 16 Prozent brauchten keinen Wecker mehr zum Aufstehen. Die Ergebnisse überzeugten die Klinik und die behielt das Konzept bei.

So lässt sich der individuelle Chronotyp ermitteln

Zur Ermittlung hat die Charité Berlin vor vier Jahren einen Bluttest entwickelt. Der jeweilige Typ ist angeboren und in den Genen gespeichert. Ergänzt wird er durch einen Fragebogen, außerdem müssen die persönlichen Lebensumstände beachtet werden. Laut Studien des Zentrums für Chronobiologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München gibt es drei Haupttypen: Den Frühaufsteher (Lerche), den Normaltyp und den Spätaufsteher (Eule). Die meisten Menschen gehören zum Normaltypen oder zum leichten Frühtypen, Lerchen und Eulen sind eher in der Minderheit.

Die Lerche ist morgens hellwach, kann dafür aber abends kaum die Augen offenhalten. Arbeiten kann die Lärche am besten von morgens bis zum frühen Nachmittag, abends hingegen lässt die Konzentration nach. Der Normaltyp wacht an arbeitsfreien Tagen weder besonders früh noch besonders spät auf. Er ist am späten Vormittag fit, hat dafür am frühen Nachmittag ein Tief. Abends wird er wieder etwas wacher. Die Eule hat es in der Arbeitswelt schwer. Sie kommt morgens kaum aus dem Bett und bringt am Frühstückstisch nichts herunter. Dafür wird sie am Abend aktiv, geht zum Sport oder feiert auf Partys bis in den Morgen durch.

Keine Kommentare