Duftnote

Beliebte Parfumnote: Wie riecht eigentlich Moschus?

Elias Thiel

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27.6.2024, 07:19 Uhr
Moschus steckt in vielen Parfums.

© imago/Westend61 Moschus steckt in vielen Parfums.

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Der Moschus-Geruch gilt als besonders, verführerisch und warm. Den Duft findet man nicht nur in zahlreichen Parfums für Mann und Frau, sondern auch in anderen Kosmetikprodukten. Aber wonach riecht Moschus überhaupt und woher stammt der Duft? Und stimmt es wirklich, dass Moschus verboten oder gefährlich ist? In diesem Artikel werden alle Fragen beantwortet und die häufigsten Mythen rund um den Moschus aufgeklärt.

Natürlicher Moschus ist ein Duftstoff, der im Moschusbeutel des männlichen Moschustieres produziert wird. Das ist mit Antilopen und Rindern verwandt und lebt in den Bergen Südostasiens. Das Moschustier sondert ein stark riechendes Sekret ab, um Weibchen anzulocken. Getrocknet und zu einem Pulver zerrieben, nennt man diesen Stoff "Moschus".

Man verwendet die Bezeichnung aber auch für die Drüsenflüssigkeit anderer Tiere und auch für Pflanzensäfte, die einen ähnlichen Geruch haben. Dazu zählen bei den Tieren der Moschusbock, die Bisamratte, die Moschusente und der Moschusochse. Beispiele für Pflanzen sind die Moschus-Malve, die Gauklerblume, das Moschuskraut und der Abelmoschus.

Mittlerweile wird Moschus in der Regel synthetisch hergestellt.

Der Begriff "Moschus" wird aus dem Lateinischen "muscus", dem Griechischen "moschos" oder Persischen "musk" hergeleitet und heißt so viel wie "Hoden" oder "Hodensack". Denn mit diesem wurde der Moschusbeutel verglichen. Tatsächlich wird das natürliche Moschus aber nicht aus dem Hoden des Moschustiers gewonnen, sondern aus dem Moschusbeutel.

Der Geruch von Moschus ist einzigartig und lässt sich nur schwer beschreiben. Moschus hat einen warmen, leicht süßlichen Duft. Gleichzeitig ist das Aroma sehr komplex mit seiner leicht erdigen und holzigen, aber dennoch pudrigen Note. Moschus wird auch als animalisch oder ledrig beschrieben. Daher findet man den Geruch nicht grundlos in zahlreichen Parfums und Pflegeprodukten.

Moschus ist nicht nur sehr extravagant in seiner Duftnote, sondern hält auch noch lange auf der Haut. Somit ist Moschus Teil der Basisnote eines Parfums. Durch ihn bleiben auch die anderen Aromen des Parfums länger erhalten. Deshalb nutzt man Moschus auch gerne zum Fixieren anderer Düfte.

Ursprünglich stammt Moschus vom Sibirischen Moschustier. Dieses Tier sieht aus wie ein kleiner Hirsch ohne Geweih, dafür aber mit Fangzähnen. Dessen Sekret wurde mehrere Jahrhunderte lang intensiv für die Herstellung von Parfums genutzt. Der Stoff galt als äußerst kostbar und wurde nicht nur als Duftstoff, sondern auch in der traditionellen asiatischen Medizin eingesetzt: um Krämpfe zu lösen, um zu beleben, bei Atemwegs-, Nerven- und Herz-Kreislaufbeschwerden sowie zur Stärkung der Potenz.

So sieht das Sibirische Moschustier aus.

So sieht das Sibirische Moschustier aus. © IMAGO / Pond5 Images

Zur Gewinnung von Moschus verloren viele Moschustiere ihr Leben, da eine Moschusdrüse nur rund 25 Gramm des Sekrets enthält. Die Tiere wurden gejagt und auch viele Weibchen und Jungtiere in Fallen getötet, obwohl diese kein Moschus produzieren.

Aus Gründen des Tierschutzes wurden der Export und Handel mit tierischem Moschus seit 1979 stark eingeschränkt. Die Tiere sind Teil der CITES-Liste gefährdeter Arten. Dem Abkommen gehören knapp 95 Prozent der Staaten der Welt an. Moschustiere in Afghanistan, Bhutan, Indien, Myanmar, Nepal und Pakistan gelten als besonders gefährdet und dürfen nicht für kommerzielle Zwecke gehandelt werden. Bei Tieren aus anderen Ländern braucht es eine Erlaubnis oder ein Zertifikat.

Auch heute sind Moschustiere aber noch vom Aussterben bedroht. Sie werden weiterhin bejagt und auch illegal gehandelt. Landwirtschaft und Siedlungen breiten sich zudem immer weiter in die Bergwälder aus, die den Tieren als Nahrungsquelle dienen.

Es gibt vor allem in China und Indien auch Moschus-Farmen als Alternative zur Jagd. Es ist allerdings schwierig und aufwändig, die Tiere in Gefangenschaft zu halten. Das Ausschaben des Sekrets ist zudem schmerzhaft für die Tiere.

Moschus werden verschiedenen Wirkungen zugeschrieben:

Emotionen

Parfums und Öle mit Moschus soll bei Menschen ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit, aber auch sexuelle Erregung fördern. Denn Moschus enthält Chemikalien, die ähnliche wie Pheromone strukturiert sind.

Wird Moschus mit anderen Aromen kombiniert, werden verschiedene Effekte hervorgerufen. In Verbindung mit anderen Düften soll der Moschus aufheiternd und konzentrationsfördernd oder aber auch entspannend wirken.

Medizinische Wirkung

Daneben wird der Moschus in der Traditionellen Chinesischen Medizin viel genutzt. Er soll Entzündungen hemmen, dem Gehirn und Nerven helfen, Herz und Kreislauf schützen und wird auch bei der Behandlung von Krebs eingesetzt, berichtet das BMC-Journal. Der zentrale Inhaltsstoff sei dabei Muscon - der Hauptduftstoff des Sekrets, der sich auch synthetisch herstellen lässt.

In der westlichen Parfumbranche wird Moschus fast ausschließlich aus synthetischer Herstellung gewonnen. Manchmal wird er auch aus ätherischen Ölen verschiedener Pflanzen extrahiert.

Es gibt nicht nur eine Art synthetischen Moschus, sondern viele verschiedene Verbindungen, die einen anderen chemischen Aufbau und damit leicht unterschiedliche Eigenschaften mit sich bringen.

Einige dieser Verbindungen wurden in der EU bereits verboten oder stark eingeschränkt, weil sie der Gesundheit schaden können. Beispielsweise wurde "Moschus Ambrette" bereits 1995 in Kosmetika verboten, weil es im Verdacht steht, krebserregend zu sein. Zudem löste der Stoff unter Lichteinfluss teilweise Allergien aus und zeigte in Tierversuchen eine schädigende Wirkung auf das Nervensystem. Auch "Moschus Mosken", "Moschus Tibeten" und Moschusxylol wurden wegen ähnlicher Gründe in der EU verboten.

Wenn mehrere Moschus-Verbindungen verboten wurden, was heißt das dann für den Rest? Ist synthetischer Moschus prinzipiell nachteilig oder nicht?

Wissen sollte man, dass alle synthetischen Moschusverbindungen schlecht für die Umwelt sind, da sie sich nur schwer abbauen lassen. Dadurch reichern sie sich in der Umwelt an.

Sie stecken in nicht nur in Parfum, sondern auch in Seifen, Weichspüler, Cremes, Haarpflegeprodukten und Raumsprays. Selbst in Wasch- und Reinigungsmitteln können sie enthalten sein. Dadurch bringen wir die Moschusverbindungen direkt auf die Haut und atmen sie bei der Verwendung in Parfums und Raumsprays auch ein.

Die synthetischen Stoffe gelangen in den Wasserkreislauf, wenn man duscht oder ein entsprechendes Waschmittel verwendet, und können von Kläranlagen in der Regel nicht herausgefiltert werden. Für Algen und andere Kleinstlebewesen im Wasser sind sie giftig.

In den Neunzigerjahren wurde synthetisches Moschus im Wasser der Nordsee, in Fischen und Klärschlamm, aber auch in der menschlichen Muttermilch nachgewiesen. Bis 2004 sanken die Werte aber wieder deutlich. Das lag unter anderem daran, dass die Verbindungen "Moschus Keton" und "Moschusxylol" seit 1994 nicht mehr Reinigungs- und Waschmitteln zugesetzt werden, berichtet das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Seit 2014 ist die Verwendung von Moschusxylol in der EU auch nicht mehr zulässig. Weitere Tests im Jahr 2017 in Nordrhein-Westfalen ergaben, dass die ökologischen Systeme und die Trinkwassergewinnung durch die Moschusverbindungen nicht beeinträchtigt werden. Vor allem im Abfluss von Kläranlagen konnten bestimmte Verbindungen aber zweifelsfrei nachgewiesen werden.

Synthetisches Moschus hat aber nicht nur potenzielle Auswirkungen auf Algen und kleine Lebewesen im Wasser, sondern kann auch den Menschen schaden. Bei den in der EU schon verbotenen Stoffen ist entweder klar erwiesen oder es besteht zumindest der konkrete Verdacht, dass diese der Gesundheit schaden. Sie können das Hormonsystem beeinflussen, die Haut reizen, die Leber schädigen und möglicherweise das Nervensystem angreifen. Zudem können bestimmte Verbindungen vermutlich die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und Krebs erregen.

Es gibt noch weitere Verbindungen, deren Nutzung erlaubt ist. Das bedeutet, dass die Stoffe (bisher) nicht als schädlich angesehen werden. Teilweise ist ihre Wirkung auf die Gesundheit aber noch nicht genau untersucht.

Als Verbraucher ist es nicht einfach, Produkte mit synthetischem Moschus zu erkennen. Denn die Verwendung muss nicht auf der Packung angegeben werden. Daher erscheinen sie oftmals nur unter Begriffen wie "Aroma", "Perfume" oder "Fragrance". Teilweise findet man synthetischen Moschus bei der genaueren Spezifizierung dieser Inhaltsstoffe unter den Begriffen "Galaxolide" oder "Celestolide".

Sobald der Name "Moschus" oder der englische Name "Musk" in Kosmetikprodukten auftaucht, handelt es sich in der Regel um synthetische Moschusduftstoffe. Andere Hinweise sind Beschreibungen wie "warm", "süßlich" oder "orientalisch". Dennoch gibt es auch pflanzliche Muschusdüfte, sodass eine sichere Identifizierung von synthetischem Moschus schwierig ist.

Gut zu wissen: Das EU-Umweltzeichen Eco label verbietet einige synthetische Moschusverbindungen, aber nicht alle. In Naturkosmetikprodukten, zum Beispiel mit den Siegeln Cosmos Natural, Cosmos Organic oder NATRUE, sind synthetische Duftstoffe vollständig verboten.