Kurzes Leben voller Leid

Schreckliches Schicksal von Junghunden erschüttert Franken: Chito wird Opfer von Welpenmafia

Alina Boger

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13.6.2024, 13:02 Uhr
Der kleine Malteser Chito hatte ein kurzes Leben voller Schmerzen.

© Tierhilfe Franken e.V Der kleine Malteser Chito hatte ein kurzes Leben voller Schmerzen.

"Was der kleine strubbelige Chito in seinen ersten Wochen erlebt hat, weiß niemand", heißt es auf der Seite der Tierhilfe Franken e.V.. Welpenzüchter aus Ungarn verkauften ihn und andere Rassewelpen günstig über das Internet. So begann Chitos Leben in Deutschland. Auf einem Parkplatz, wo er an seine neue Besitzerin übergeben wurde, die in der Nähe von Lauf wohnt.

Tiere aus Welpenzucht haben Leben voller Leiden

"Was für die Welpenmafia ein lukratives Geschäftsmodell ist, bedeutet für die Tiere oft vor allem eines - ein Leben voller Leid", erklärt die Tierhilfe. Für die Händler spiele die Gesundheit der Hunde meist keine Rolle. Wichtig sei nur, dass das Geschäft mit den Rassenhunden boomt. Die Geschichte von Chito zeige, wie grausam dieser Umgang mit den Tieren enden kann.

In Deutschland angekommen, erwarteten den Kleinen immer wieder neue Probleme. In der viel zu kleinen Wohnung der neuen Besitzerin musste der Welpe oft über eine längere Zeit alleine bleiben und hatte kaum Auslauf. "Die Situation verschärfte sich immer weiter: Denn schon bald war nicht nur Chito völlig überfordert, sondern auch seine Besitzerin." Der Malteser griff sie immer wieder an und biss zu, bis sie im Januar 2024 letztendlich die Tierhilfe Franken einschaltete.

Welpe kippt immer wieder um und wird aggressiv

Eine Pflegefamilie des Vereins nahm den kleinen Hund zu sich und gab ihm "neben Liebe und Zuneigung vor allem auch Struktur". Und doch zeigte sich schnell, dass mit Chito etwas nicht stimmte. Der Hund kippte immer wieder einfach um, seine Zunge fiel unkontrolliert seitlich aus dem Fang. Er wurde oft aggressiv, schreckte regelmäßig im Schlaf hoch und biss unkontrolliert um sich.

Sein neues Pflegefrauchen und die Tierhilfe Franken versuchten mit allen Mitteln herauszufinden, was Chito fehlen könnte. Hundetrainer, Tierärzte, ein Orthopäde und selbst eine Verhaltenstherapeutin schauten sich den Kleinen an. Sein Blut wurde untersucht, er musste sich einer Ultraschalluntersuchung von Bauch und Leber unterziehen. "Eine Odyssee für den kleinen Hund." Aber nur so hätte man herausfinden können, was Chito fehlte und ihm die Chance auf ein normales Leben ermöglichen. Mehrere Tausend Euro und enormer Aufwand aller Beteiligten blieben jedoch ohne Ergebnis.

Während Untersuchung hörte er auf zu atmen

Eine letzte Hoffnung blieb: bei der Kernspintomografie sollten Chitos Organe und sein Gewebe überprüft werden. Doch während der Sedierung hörte der Welpe einfach auf zu atmen. Zu dem Zeitpunkt zeigten die Bilder auch, was Chitos Leiden verursacht hatte: "Sein Gehirn ist eine einzige weiße Masse", erklärte der Neurologe. Das Gehirn des Maltesers sei so stark unterentwickelt und geschädigt, dass er nie ein normales Hundeleben führen könnte.

So entschieden sich die Tierhelfer, den Hund vor den Qualen zu erlösen. "Wir sind unendlich traurig", erklärt Carmen Baur, 1. Vorsitzende der Tierhilfe Franken. "Hunde wie unser Chito sind niemals lebensfähig und kein Geld und keine Behandlung der Welt hätte ihm helfen können."

Peta deckt schreckliche Zustände in Zuchtstationen auf

Die Bedingungen, unter denen Hundewelpen wie Chito in der Regel vermehrt werden, seien tierquälerisch, so die Tierhilfe Franken e.V.. In dem Geschäft gehe es nur um Profit, die Gesundheit der Tiere spiele dabei keine Rolle. Dabei würden Menschen, die Welpen über das Internet kaufen, dieses Geschäft unterstützen. "Solange unseriöse Händler und die Welpenmafia durch die Tiere Geld verdienen können, solange werden Hunde wie Chito sinnlos weiter leiden müssen", heißt es abschließend auf der Seite der Tierhelfer.

Vor wenigen Wochen deckte die Tierschutzorganisation Peta erschreckende Ergebnisse einer Recherche zu ebensolchen Züchtern auf. Die Bilder zeigen verdreckte Zwinger und verängstigte Tiere, die im Ausland gezüchtet werden. Bis an den Rand gefüllte Transporter bringen die Welpen dann in Länder wie Deutschland, wo sie meist über Anzeigenportale verkauft werden. Die Tierschutzorganisation appelliert an potenzielle Hundebesitzer: Hunde sollten aus Tierheimen adoptiert werden, die ohnehin überlaufen, statt Tiere aus der Massenzucht zu kaufen und somit die Welpenmafia zu unterstützen.

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