Schutz vor Corona: Masken sind kein Gesundheitsrisiko - im Gegenteil
18.11.2020, 10:59 Uhr
Das Tragen einer Alltagsmaske oder eines medizinischen Mund-Nasen-Schutzes birgt nach Einschätzung mehrerer Experten keine gesundheitlichen Risiken. Eher im Gegenteil, sagt der HNO-Arzt Bernhard Junge-Hülsing aus Starnberg. Unter der Maske bleibe die Atemluft wärmer. "Im Prinzip pflegt man die Schleimhäute, da man sie vor Austrocknung durch kalte Luft oder Heizungsluft schützt."
Das sei dem Prinzip der feuchten Kammer ähnlich, das bei trockenen Nasenschleimhäuten oder Problemen mit Nasenbluten genutzt wird. "Dann wird empfohlen, das Nasenloch etwa mit einem Stopfen zu verschließen. Dadurch erholt sich die Schleimhaut."
Keine Reinfektionen zu befürchten
Unbegründet sind laut dem HNO-Mediziner auch Sorgen, dass man anfälliger für erneute Ansteckungen sei, weil man Keime durch die Barriere vor dem Mund immer wieder einatmet. "Reinfektionen muss man nicht fürchten." Das gilt für medizinische Mund-Nasen-Bedeckungen ebenso wie für Alltagsmasken aus Baumwolle.
Auch die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) sieht kein Gesundheitsrisiko durch Masken. Aktuell habe man keine Informationen von den Berufsgenossenschaften und Unfallkassen vorliegen, wonach das Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen aus textilem Gewebe die Atmung in "gesundheitsgefährdenden" Maße beeinträchtige.
Keine Gefahr für Kinder und Jugendliche
Mit Blick auf Jüngere erklärt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte: Chirurgische oder Alltagsmasken mögen für Kinder etwas unbequem sein. Doch sie schränkten weder das Atmen ein noch führten sie zu eingeschränkter Sauerstoffversorgung oder gar einer "gefährlichen Anreicherung" von Kohlendioxid.
Bei gesunden Kindern ab zehn Jahren hat der Fachverband keine Bedenken gegen das Tragen von Masken. Kinder ab sechs Jahren könnten sie tragen, sollten sie aber jederzeit abnehmen dürfen.
Als Problem empfinden viele die lange Tragedauer der Masken, zum Beispiel am Arbeitsplatz oder in der Schule. Aus gesundheitlicher Sicht ist das kein Problem: "Chirurgen operieren auch zwölf Stunden mit Mund-Nasen-Schutz und werden alt", sagt HNO-Arzt Junge-Hülsing. Dass einem das Atmen durch die Maske irgendwann unangenehm und schwer erscheint, habe vor allem psychologische Gründe - und kommt vor allem dann vor, wenn man viel reden muss oder sich körperlich anstrengt.
Ruhig atmen und Maskenpausen machen
Er hat zwei Ratschläge. Erstens: Wenn das Luftholen schwerer zu fallen scheint, gilt es, ruhig und kontrolliert zu atmen und nicht gierig Luft einzusaugen. Zweitens: Ruhepausen von der Maske einlegen.
An Schulen etwa empfiehlt Junge-Hülsing, die Stundendauer von 45 auf 40 Minuten zu senken, um in den kurzen Pausen länger stoßlüften zu können. Acht bis zehn Minuten sollten die Fenster offen sein. Die Zeit können die Schüler nutzen, um auf dem Schulhof, mit Abstand natürlich, die Masken kurz abzunehmen.
Für Berufstätige hat die DGUV Empfehlungen: Bei "mittelschwerer körperlicher Arbeit" sollte die Maske maximal zwei Stunden am Stück getragen werden. Dann sollte man sie für eine halbe Stunde ablegen. Damit sei keine Pause gemeint, sondern eine Erholungszeit von der Maske, stellt die DGUV klar. Bei leichter Arbeit seien auch drei Stunden ununterbrochenes Masketragen vertretbar.
Zur Person: Bernhard Junge-Hülsing hat seit 20 Jahren eine HNO-Arztpraxis in Starnberg. Der 56-Jährige ist Vorsitzender der Landesgruppe Bayern im Deutschen Berufsverband der Hals-Nasen-Ohren-Ärzte.
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