Menschenrechte in Katar

Starkes Zeichen oder leere Symbolik? DFB-Team ist mit Sonderlackierung nach Katar geflogen

14.11.2022, 18:09 Uhr
Mit einem Airbus A330 fliegt Lufthansa als offizielle Airline der deutschen Männer-Nationalmannschaft am 14. November Spieler, Trainer und Betreuerstab in ihr Trainingslager nach Maskat.

© Timo Ackermann/Lufthansa Group Mit einem Airbus A330 fliegt Lufthansa als offizielle Airline der deutschen Männer-Nationalmannschaft am 14. November Spieler, Trainer und Betreuerstab in ihr Trainingslager nach Maskat.

Am Montagmittag ist die deutsche Fußballnationalmannschaft von Frankfurt am Main in Richtung Katar abgehoben. Dort startet am 20. November die WM 2022. Das Lufthansa-Flugzeug LH632 hatte zuvor eine Sonderlackierung erhalten. Auf einem Video, das die Lufthansa auf Twitter geteilt hat, ist die A330 zu sehen - mit dem Schriftzug "Diversity Wins" ("Diversität siegt"). Darunter kleben Bilder von gezeichneten Menschen mit verschiedenem Alter, Geschlecht und unterschiedlicher Hautfarbe.

"Wir sind stolz mit der deutschen Nationalmannschaft in unserem besonderen A330 abzuheben - Das Flugzeug wird eine einzigartige Lackierung tragen, die eine klare Botschaft an die Welt sendet", schreibt die Lufthansa auf Twitter. Bei den Twitter-Usern kommt das unterschiedlich an. Die Kommentare gehen von "Well done! Das find ich cool" bis zu "Hoffentlich werden die #LGBTIQ Crewmitglieder beim Übernachten nicht verhaftet und dann gesteinigt - aber Hauptsache das Image ist gut #rainbowwashing".

Wir sind stolz mit der deutschen Nationalmannschaft @DFB_Team in unserem besonderen A330 abzuheben- Das Flugzeug wird eine einzigartige Lackierung tragen, die eine klare Botschaft an die Welt sendet: #DiversityWins pic.twitter.com/567gk2nXTW

— Deutsche Lufthansa (@Lufthansa_DE) November 13, 2022

Einige aus der Twitter-Community finden: Der Aufdruck auf dem Flieger ändert nichts an der Situation in Katar. Besser wäre es gewesen, die Fußballspieler wären gar nicht erst losgeflogen. Der Vorwurf des Rainbow Washings bezieht sich auf eine Form des Social Washings, bei der sich Unternehmen LGBTIQ+ -freundlich geben, um in der Öffentlichkeit gut dazustehen, ohne sich jedoch nachhaltig für strukturelle Veränderungen für benachteiligte Gruppen einzusetzen.

Was läuft falsch bei der WM 2022 in Katar?

Katar steht in der Kritik, Menschenrechte massiv zu verletzen. Seit Vergabe des Turniers im Jahr 2010 gibt es Diskussionen darüber, ob die WM dort überhaupt stattfinden sollte. Denn beim Bau der Stadien und anderer Infrastruktur für die WM seien 35 Gastarbeiter gestorben, berichtet Amnesty International. Bei fast 70 Prozent sei die Todesursache nicht untersucht worden. "Wenn relativ junge und gesunde Männer nach vielen Arbeitsstunden in extremer Hitze plötzlich sterben, wirft dies ernste Fragen über die Arbeitsbedingungen in Katar auf.", sagt Katja Müller-Fahlbusch, Expertin der deutschen Amnesty-Sektion. FIFA streitet die Vorwürfe allerdings ab.

Außerdem soll das Vergabeverfahren nicht fair abgelaufen sein. Die ARD wirft in der Dokureihe "Katar - WM der Schande" den 22 Mitgliedern des Vergabekomitees Korruption vor.

Und nicht zuletzt steht Katar wegen seines Umgangs mit sexuellen Minderheiten in der Kritik. In dem Land sind homosexuelle Handlungen strafbar. Der katarische WM-Botschafter Khalid Salman hatte Homosexualität erst kürzlich in der ZDF-Doku "Geheimsache Katar" als "geistigen Schaden" bezeichnet.

Die Nationalspieler wollen in Katar offensiv für die Wahrung der Menschenrechte eintreten. Das erklärte Kapitän Manuel Neuer am Samstag im ZDF-"Sportstudio". Beispielsweise wolle er sein Team mit der One-Love-Kapitänsbinde auf den Platz führen. Außerdem kritisierte Neuer die homophoben Äußerungen des WM-Botschafters. "Das ist eine absolute Entgleisung. Das stört mich, das ärgert mich, das ist inakzeptabel. Es ist traurig, dass so jemand WM-Botschafter ist", sagte Neuer.