"Wir distanzieren uns von diesen Preisen"

Supermarkt weigert sich, überteuertes Speiseöl zu verkaufen - derweil droht neuer Preisschock

Tobi Lang

Redakteur

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2.5.2022, 08:40 Uhr
Überall in Deutschland stehen Kunden vor leeren Regalen mit Speiseöl. Der Engpass ist zu spüren. 

© IMAGO/Anja Cord, IMAGO/Cord Überall in Deutschland stehen Kunden vor leeren Regalen mit Speiseöl. Der Engpass ist zu spüren. 

An Ausrufezeichen sparen die Betreiber des Edeka in Trendelburg zwischen Göttingen und Paderborn nicht. "Unser Statement zum Thema Öl!!!!", heißt es auf einem Schild, das vor einem leeren Regal steht. "Aus gegebenem Anlass ... Sonnenblumenöl für 4,99 Euro pro Liter werden wir nicht verkaufen! Wir distanzieren uns von diesen Preisen und werden Ihnen kein Sonnenblumenöl anbieten. Es gibt Grenzen!!!!" Erst dann, wenn Ware wieder zu vernünftigen Preisen verfügbar sei, werde das Regal aufgefüllt. "Bis dahin steigen Sie bitte auf Alternativen um.“

Das Schild und die Botschaft dahinter gingen viral. Hunderte unterstützten die Betreiber des Supermarktes, klatschten virtuellen Beifall. Auf Nachfrage der Münchner tz bestätigt der Betreiber des Supermarktes die Aktion. Knapp fünf Euro für den Liter seien einfach zu viel.

Neuer Preisschock beim Öl droht

Das Gerangel ums Speiseöl tobt seit Wochen. Der Krieg gegen die Ukraine lässt die Preise in ungeahnte Höhen schießen, noch Anfang des Jahres lag der Discounter-Preis bei knapp zwei Euro pro Liter. Mancherorts hat er sich inzwischen verdoppelt.

Doch nicht nur beim Sonnenblumenöl wird es eng. Indonesien könnte für die nächste Krise an den Weltmärkten sorgen - und zwar beim Palmöl. Erst kürzlich verhängte der größte Produzent des Lebensmittels einen Exportstopp. Das Öl wird in allerlei Produkten verwendet, in Süßwaren, Fertiggerichten, Margarine und Eis. Experten schätzen, dass in jedem zweiten Produkt im Supermarkt Palmöl steckt.

Exportstopp in Indonesien

Indonesien begründet den Exportstopp mit einer Knappheit im eigenen Land und den steigenden Preisen. Erst wenn der Markt sich stabilisiert habe, sagt der Präsident Joko Widodo, werde Ware wieder das Land verlassen. Das sorgt für Verunsicherung. Allein Deutschland verbraucht jährlich rund 1,8 Millionen Tonnen an Palmöl - Produzenten prognostizieren massiv steigende Preise.

Palmöl steht seit Jahren in der Kritik. Für die massiven Anbauflächen besonders in Asien werden zahlreiche Hektar Regenwald gerodet, sagt etwa der Umweltschutzverband WWF. Die Experten setzen sich für Mindeststandards beim Anbau ein.