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Palmöl: Wie umweltschädigend und ungesund ist es wirklich?

Simone Madre

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28.7.2022, 14:42 Uhr
So sehen die Kerne der Palmölfrüchte aus, aus denen das Öl gewonnen wird.

© Tatan Syuflana, dpa So sehen die Kerne der Palmölfrüchte aus, aus denen das Öl gewonnen wird.

  • Palmöl wird in Lebensmitteln, Kosmetikprodukten und Waschmittel verwendet.
  • Für die Palmölproduktion werden große Mengen Regenwald abgeholzt, deshalb versuchen viele Menschen mittlerweile, auf das Öl zu verzichten.
  • Zudem gilt das Öl als nicht allzu gesund. Was dahinter steckt, lesen Sie hier.

Palmöl ist wie Plastik allgegenwärtig. In Fertiggerichten wie Tiefkühlpizzen oder Schokolade sowie in Waschmitteln oder Kosmetikprodukten steckt häufig Palmöl. Man findet aber meist auch palmölfreie Alternativen, wenn man danach sucht.

Was ist Palmöl?

Palmöl, oder auch Palmfett, gewinnt man aus dem rötlichen Fruchtfleisch der Ölpalme, während das Palmkern-Öl aus dem Fettanteil der Kerne der Palmfrüchte stammt. Letzteres fällt als Nebenprodukt bei der Gewinnung von Palmöl an. Die Früchte werden gepresst, sodass zunächst rohes Palmöl entsteht. Im Anschluss wird dieses in Raffinerien aufbereitet und verarbeitet.

Die Ölpalme kann mehr als zwanzig Meter hoch werden und ist vor allem in tropischen Regionen beheimatet. Zu den Hauptanbaugebieten zählen Malaysia und Indonesien. Das Öl ist bei hoher Temperatur flüssig, während es bei Temperaturen unter dreißig bis vierzig Grad fest wird. Daher wird Palmöl in der Lebensmittelindustrie für Aufstriche, Füllungen, Glasuren und Überzüge verwendet.

Die Ölpalme liefert verglichen mit anderen Pflanzenölen wie Sonnenblume oder Raps bei gleicher Anbaufläche etwa die fünffache Menge Öl und ist daher sehr ertragreich. In der Regel handelt es sich um großflächige Palmölplantagen, auf denen die Palmfrüchte ganzjährig geerntet werden.

Palmöl wird aus gesundheitlicher, ökologischer und sozialer Perspektive zunehmend kritisch betrachtet. Durch die hohe Nachfrage werden immer mehr Plantagen angelegt, die den tropischen Regenwald und den Lebensraum bedrohter Tierarten vernichten. Das Öl bietet zudem keine nennenswerten gesundheitlichen Vorteile und steht sogar in Verdacht, krebserregend zu sein.

Ist Palmöl ungesund?

Im Vergleich zu anderen pflanzlichen Ölen wie beispielsweise Olivenöl bietet Palmöl keine gesundheitlichen Vorzüge und ist kein notwendiger Bestandteil einer gesunden und ausgewogenen Ernährung. Das Palmfett steht in Verdacht, Krankheiten wie Gefäßerkrankungen, Krebs und Diabetes zu begünstigen. Es fehlt aber eine umfassende wissenschaftliche Einschätzung.

Naturbelassenes Palmöl, das unbehandelt und kalt gepresst ist, besitzt laut der Krankenkasse AOK einen hohen Anteil an Beta-Carotin und anderen Carotinoiden. Somit hat es eine rötliche Färbung, an der man es erkennen kann. Zudem enthält es Vitamin E und Coenzym Q1, die beide als krebsvorbeugend dienen. Gesundheitlich problematisch wird das Öl laut AOK durch die industrielle Verarbeitung mit hohen Druck- und Temperaturwerten. Man spricht dann auch von raffiniertem Öl.

Bei dem Verarbeitungsprozess gehen aufgrund der hohen Hitze über 200 Grad Celsius wichtige Inhaltsstoffe verloren. Zugleich entstehen dabei Fettschadstoffe wie 3-MCPD. Diese sind laut Verbraucherzentrale möglicherweise krebserregend. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit verweist auf eine täglich tolerierbare Aufnahmemenge von 0,8 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht an 3-MCPD und den entsprechenden Fettsäureestern.

Ein weiterer Kritikpunkt an Palmöl ist die hohe Menge gesättigter Fettsäuren. Laut Ernährungsmedizinern könnte sich ein übermäßiger Verzehr von Palmfett negativ auf die Blutfettwerte auswirken, insbesondere das sogenannte LDL-Cholesterin. Hohe LDL-Werte sollen das Risiko erhöhen, einen Schlaganfall oder Herzinfarkt zu erleiden beziehungsweise an Diabetes zu erkranken. Das Cholesterin- und LDL-Thema ist allerdings wissenschaftlich umstritten. Manche Forscher meinen, nur bestimmte Untergruppen von LDL wären ein Frühanzeiger für Herzinfarkte, andere halten Zucker für weitaus schädlicher als Fette und Cholesterin. In unserem Beitrag finden Sie Informationen zu einer cholesterinarme Ernährung.

Gesättigte Fettsäuren gelten nach aktueller wissenschaftlicher Datenlage somit nicht per se ungesund, sollten allerdings nicht im Übermaß verzehrt werden. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt eine tägliche Gesamtenergiezufuhr gesättigter Fettsäuren von höchstens sieben bis zehn Prozent. Neben der Menge des Produkts ist auch das Verhältnis zwischen gesättigten sowie einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren entscheidend.

Verbraucherzentralen haben in der Vergangenheit darauf hingewiesen, dass einige Produkte erhebliche Mengen des Schadstoffs 3-MCPD-Fettsäureester enthalten, die insbesondere bei Kindern deutlich über der täglich tolerierbaren Menge liegen. Daher gilt seit dem 1. Januar 2021 ein Höchstgehalt für 3-MCPD in Nahrungsmitteln. Die zuständige Behörde für die Lebensmittelüberwachung kann den Verkauf von Produkten mit zu hohen Werten verhindern und die Produktion stoppen.

Wann ist Palmöl krebserregend?

Von allen durch Hitze gereinigten Speiseölen weist Palmfett den höchsten Gehalt an Glycidol-Fettsäureestern auf. Daraus kann beim Verdauungsprozess Glycidol abgespalten werden. Dieser Stoff wird Bundesinstitut für Risikobewertung als krebserregend eingestuft. Aber auch 3-MCPD steht in Verdacht, das Risiko von Krebserkrankungen zu erhöhen.

Die in raffiniertem Palmfett enthaltenen krebserregenden Stoffe werden vor allem dann als kritisch eingestuft, wenn sie regelmäßig und über einen langen Zeitraum aufgenommen werden. Dies gilt genauso für andere raffinierte Speiseöle oder -fette sowie den daraus verarbeiteten Lebensmitteln.

Palmöl: Die Herstellung

Die Palmölgewinnung gerät immer wieder in Kritik. Für die Gewinnung von Palmöl werden Millionen Hektar an Regenwald gerodet. In der Regel wird dies durch Brandrodung umgesetzt, sodass große Mengen Treibhausgase wie CO2 (Kohlendioxid) entstehen. Zudem können Ölpalmen deutlich weniger CO2 speichern als andere Pflanzen in den Mischkulturen der natürlichen Regenwälder. Dies verschärft die klimaschädlichen Auswirkungen der Palmölgewinnung.

Laut dem World Wide Fund For Nature (WWF) wäre es aber auch nicht sinnvoll, wenn Deutschland Palmöl boykottieren und durch andere Öle austauschen würde. Die dafür benötigten Pflanzen hätten einen deutlich höheren Flächenbedarf, somit würden mehr Tiere und Pflanzen gefährdet. Auch die Treibhausgasemissionen würden aufgrund der geänderten Landnutzung ansteigen.

Wer das Palmöl-Problem lösen wolle, müsse daher Anbaubedingungen verbessern und die Nachfrage senken, so die WWF-Schlussfolgerung. Beispielsweise solle Palmöl nicht mehr für Biokraftstoffe genutzt werden. Aber auch das Konsumverhalten könne man anpassen und weniger Schokolade, Eiscremes, Knabbersachen und Fertiggerichte kaufen.

Worauf sollte man achten?

Da der Einsatz von Palmöl weit verbreitet ist, ist es nicht wirklich einfach, das Fett gänzlich zu vermeiden. Allerdings ist ein Bewusstsein für die negativen Folgen der erste Schritt. Wer Lebensmittel mit einem hohen Palmfettanteil vermeiden möchte, sollte daher immer auf das Zutatenverzeichnis der Verpackung schauen. Dabei sollte man auf die Bezeichnungen "Palmöl", "Palmfett" oder "Palm" achten. Zudem sollte man möglichst frische und unverarbeitete Lebensmittel einkaufen. Dann kann man sich sicher sein, dass in den Lebensmitteln kein Palmöl enthalten ist.

Alternativ zu dem herkömmlichen Palmöl gibt es auch zertifiziertes Palmöl. Dieses erkennt man an dem RSPO-Siegel. Das steht für Roundtable on Sustainable Palm Oil und ist der Name einer Organisation, die den nachhaltigen Anbau von Palmöl fördern will. Die gekennzeichneten Produkte orientieren sich an verbindlichen Vorgaben für den Natur- und Tierschutz sowie soziale Aspekte. Neben dem RSPO gibt es auch die POIG-Zertifizierung. Das steht für Palm Oil Innovation Group. Die Organisation hat laut WWF noch etwas striktere Richtlinien als der RSPO.

Auch bei Bio-Palmöl ist die Produktion strenger geregelt, sodass keine Pestizide oder synthetische Dünger erlaubt sind. Gleichzeitig sind die Plantagen oftmals deutlich kleiner als konventionelle Anbauflächen. Nichtsdestotrotz ist kein Palmöl besser als Bio-Palmöl. Denn Zertifizierungen sind in der Praxis nur so gut, wie die regelmäßige Kontrolle ist.

Produkte mit Palmöl

Rund ein Drittel des produzierten Palmöls findet man aufgrund der Hitzebeständigkeit und cremigen Konsistenz in verarbeiteten Lebensmitteln. Dazu gehören beispielsweise:

- Tiefkühlpizzen
- Brotaufstriche
- Kuchenglasur
- Kekse
- Margarine
- Müsli
- Tütensuppen
- Wurstwaren

Aber nicht nur in Lebensmitteln, sondern auch in Kosmetikprodukten befinden sich Palmfette.

Diese verstecken sich unter den folgenden Bezeichnungen:

- Palm Kernel Alcohol
- Sodium Palmitate
- Isopropyl Palmitate
- Glyceryl Palmitate
- Palmstearin

Der Grund für die Beliebtheit von Palmöl ist die fettende Wirkung. Zugleich repariert das Öl Zellschäden und glättet die Haut. Ein Viertel des weltweit produzierten Palmöls kommt in Kosmetikprodukten und Waschmittel vor.

Typische Kosmetika mit Palmöl sind:

- Cremes und Lotionen
- Seife
- Duschgel
- Zahnpasta
- Shampoo
- Eyeliner
- Mascara
- Lippenstift

Daneben werden auch Kerzen, Waschmittel und Medikamente mit Zusätzen des Pflanzenfettes hergestellt. Häufig findet man Palmöl auch in konventionellem Tierfutter. Ein Großteil des weltweit gewonnenen Palmöls wird aber für die Biodiesel-Herstellung verwendet.

Produkte ohne Palmöl

Produkte ohne Palmöl lassen sich im Supermarkt gar nicht so einfach finden. Mittlerweile bietet jedoch eine wachsende Anzahl an Herstellern Lebensmittel ausdrücklich ohne Palmöl an. Dabei setzen sie beispielsweise auf Sonnenblumenöl und werben auf den Verpackungen mit entsprechenden Aufschriften wie "frei von Palmöl". Palmöl kann ebenfalls durch Olivenöl oder Kokosfett ersetzt werden. Allerdings ist der Anbau nicht so ertragreich wie beim Palmöl.

Alternativen können auch Nebenprodukte der industriellen Gemüse- und Obstverarbeitung sein wie beispielsweise Tamarinden- oder Mangokerne. Diese unterscheiden sich jedoch in den physikalischen Eigenschaften stark von Palmfett und sind daher kein optimaler Ersatz für die Lebensmittelhersteller. Das Öl der Acrocomia-Palme könnte eine sinnvolle Alternative sein, wobei diese ebenfalls weniger ertragreich ist. Daraus resultiert ein höherer Flächenbedarf.

Schokolade enthält oftmals Palmfett, obwohl das in der Schokolade enthaltende Kakaobutter als Fett eigentlich ausreicht. Gleichzeitig schmeckt palmfettfreie Schokolade mehr nach Kakao und ist durch einen höheren Kakaogehalt gesünder.

Viele Naturseifen und vegane Seifen kommen ohne Palmöl aus. Auch bei selbstgemachten Seifen kann man auf sie verzichten. Dazu gibt es eine Vielzahl an einfachen DIY-Anleitungen.

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