Neue Studie

Verbrenner-Verbot: Warum es die deutsche Automobilindustrie sogar mehr stärken als schwächen könnte

24.03.2025, 07:53 Uhr
Ladestellen für Elektrofahrzeuge. (Symbolbild)

© IMAGO/Rene Traut Ladestellen für Elektrofahrzeuge. (Symbolbild)

Die Europäische Union (EU) hat den Verkauf von neuen Benzin- und Dieselfahrzeugen ab 2035 verboten. Der Grund: Die Energiewende im Verkehrssektor soll beschleunigt werden. Vor allem in Deutschland kritisieren viele das Vorhaben, weil sie befürchten, dass die Automobilindustrie darunter leiden wird. Ein neues Strategiepapier von sechs Forschungsinstituten in Deutschland, England, Kanada und der Schweiz legt jedoch nahe: Das Ende des Verbrennungsmotors könnte Deutschlands Autobranche stärken – nicht schwächen.

In der Pressemitteilung des Deutschen Instituts für Entwicklung und Nachhaltigkeit (IDOS) heißt es, das "Policy Paper" der Forschenden empfehle der Politik, an den bestehenden Plänen festzuhalten. Die Umstellung auf Elektromobilität sei langfristig im Interesse der deutschen und der europäischen Automobilindustrie. Laut ihnen ist der Wechsel auf Elektroautos demnach zwar eine große Veränderung, zu der es aber keine Alternative gibt.

Die Konkurrenz schläft nicht

Laut den Wissenschaftlern wäre der Wandel unvermeidlich und eine Verzögerung würde den deutschen Herstellern nur schaden. Vor allem würde sie den Vorsprung zur Konkurrenz aus China und anderen Ländern nur vergrößern. Das Ende des Verbrenners sei aber nicht ausreichend, es seien weitere politische Maßnahmen nötig, fordern die Autorinnen und Autoren des Strategiepapiers. Konkret meinen sie damit Förderungen für Haushalte mit geringen Einkommen und das Ende der Subventionen für fossile Kraftstoffe, schreibt das PortalForschung und Wissen. Auch von "Unterstützung der internationalen Zusammenarbeit beim Aufbau von Infrastruktur" oder einer "Reform der Strommärkte" ist im Strategienpapier die Rede.

Besonders wichtig sei es, dass die Akzeptanz der Bürger weiterwächst. "Wer eine klare wirtschaftliche Perspektive für Arbeitnehmer und Unternehmen schafft, gewinnt auch die gesellschaftliche Unterstützung für den Wandel", sagte Prof. Adrian Rinscheid von der Universität St. Gallen laut der Pressemitteilung. Anstatt die bestehenden Ausstiegsziele abzuschwächen, wie es zuletzt immer wieder diskutiert wurde, sollten die politischen Entscheidungstragenden den Strukturwandel aktiv begleiten. Ein umfassendes politisches Konzept sei nötig, um die europäische Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu erhalten.

Das Team der Studie hofft, mit seinen Erkenntnissen zu einer fundierten Debatte über die Zukunft der deutschen und europäischen Automobilindustrie beizutragen. Die Untersuchungen basieren auf Interviews mit Branchenexperten und Managern und auf Analysen von Unternehmensstrategien. Die Wissenschaftler haben die Empfehlung, weiterhin am Ende des Verbrenners festzuhalten, aufgrund von zwei ökonomischen Grundprinzipien getroffen, nämlich "Die Konkurrenz schläft nicht" und "Man muss mit der Zeit gehen", heißt es auf Forschung und Wissen.