Kochen und Genuss

Welche Pflanzenteile enthalten gefährliche Stoffe?

Isabel Pogner

Online-Redaktion

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5.11.2022, 15:30 Uhr
Karottengrün essen? Na klar, findet die Internet-Community. Doch die Verbraucherzentrale warnt davor. 

© Meine Möhren/obs Karottengrün essen? Na klar, findet die Internet-Community. Doch die Verbraucherzentrale warnt davor. 

Die Lebensmittelpreise steigen. Im besten Fall regt das die Konsumenten dazu an, bewusster mit Lebensmitteln umzugehen. Eine Idee: Pflanzenteile verspeisen, die eigentlich nicht gegessen werden. Edeka schlägt beispielsweise vor, das Karottengrün zum Smoothie zu verarbeiten. Bei manchen Pflanzenteilen gilt aber Vorsicht.

„Bei einigen Bestandteilen sind die gesundheitlichen Auswirkungen noch nicht ausreichend untersucht“, sagt Susanne Moritz, Ernährungsexpertin bei der Verbraucherzentrale Bayern. Das gelte beispielsweise für die Schalen von Zitrusfrüchten, Wassermelonen und Bananen. Andere Pflanzenteile könnten erhöhte Rückstände von Pestiziden beinhalten. Etwa die Smoothie-Empfehlung Möhrengrün oder Kohlrabiblätter.

Andere Lebensmittel sollten Verbraucher gut kochen, bevor sie sie essen. In Kartoffeln ist zum Beispiel viel Stärke, die lässt sich ungekocht aber nur schwer verdauen. Außerdem erhalten die Knollen, wie auch Tomaten oder Auberginen, das Zellgift Solanin. Der Stoff hält die Kartoffeln länger frisch, kann in hohen Dosen aber zu Übelkeit, Erbrechen oder sogar Halluzinationen führen. Solanin liegt bei Kartoffeln direkt unter der Schale. Je grüner die Kartoffel, desto höher ist der Solaningehalt. Beim Kochen verschwindet der Stoff aber. Auch Auberginen enthalten wenn sie unreif sind besonders viel Solanin. Und auch die Tomaten sind ungesund, solange sie noch unreif sind. Sobald Tomate und Aubergine aber ihre typische Reifefärbung erreichen, geht von ihnen keine Gefahr mehr aus.

Vorsicht vor Blausäure in Kartoffeln, Tomaten und Auberginen

Und dann gibt es Lebensmittel, die wegen ihres Blausäure-Gehalts mit Vorsicht zu genießen sind. Das ist ein Stoff, der schon in kleinen Mengen tödlich wirkt, erklärt das Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Das Gift hemmt ein Enzym, das für die Zellatmung zuständig ist. Höher dosiert ist Blausäure tödlich. "Eine Gefahr geht insbesondere von bitteren Aprikosenkernen und bitteren Mandeln aus", klärt das LGL auf. Auch Bambussprossen, Maniokknollen und Leinsamen enthalten den Giftstoff in geringen Mengen. Aber auch hier gilt: Hitze nimmt den Lebensmitteln die Gefahr. Bei höheren Temperaturen verflüchtigt sich die Blausäure. Deshalb geht von verarbeiteten Produkten wie Marzipan, Persipan und Gebäck keine Gefahr aus.

Noch ein Lebensmittel, das der Konsument nur gekocht genießen sollte, sind grüne Bohnen. Die enthalten im Rohzustand viel Phasin. Das schützt die Pflanze vor Fressfeinden und sorgt für Magen- und Darmprobleme. Außerdem lässt es die roten Blutkörperchen zusammenkleben und behindert damit den Sauerstofftransport im Blut. Wer große Mengen an rohen Bohnen isst, kann daran sterben, erklärt die Verbraucherzentrale: "Kinder sind wegen ihres geringeren Körpergewichts besonders gefährdet; für sie können fünf bis sechs rohe Bohnen bereits tödlich sein."

Rhabarber, Spinat, Mangold, Rote Bete, Süßkartoffeln, Bambussprossen und Kakao enthalten Oxalsäure. Die sorgt für das pelzige Gefühl im Mund. Außerdem erschwert sie es dem Körper, Mineralstoffe aufzunehmen. In der Folge kann das wiederum die Nieren schädigen. Menschen mit Nierenproblemen sollten deshalb keine oxalsäurehaltigen Lebensmittel konsumieren. Die Verbraucherzentrale schreibt aber auch: "Bei üblichen Verzehrgewohnheiten haben gesunde Menschen jedoch keine gesundheitlichen Nachteile zu befürchten."

Macht Mohn high?

Schlafmohn enthält berauschende Stoffe wie Morphin und Codein. Daraus lassen sich Opiate wie Heroin oder Opium herstellen. Die Mohnsamen, die in Deutschland als Lebensmittel verkauft werden, stammen auch vom Schlafmohn. Allerdings sind die weitgehend morphinfrei, erklärt das LGL. Weisen Mohnsamen doch erhöhte Morphinwerte auf, komme das daher, dass die Samen bei der Ernte in Kontakt mit dem Milchsaft der Kapseln in Berührung kommen. Bekommt der Konsument zu viel davon ab, kann ihm schlecht werden, er kann Verdauungsprobleme bekommen, schlechter sehen, seine Stimmungslagen können schwanken und er kann Blutdruckprobleme bekommen. Aber wieder einmal gilt: Wird der Mon erhitzt, baut sich das Morphin ab. Alles, was gebacken ist, wie etwa Mohnbrötchen oder Mohnkuchen sind deshalb absolut ungefährlich. Wer rohen Mohn verarbeiten will, sollte ihn mit 60 Grad heißem Wasser waschen, auch das reduziere den Morphingehalt deutlich, erklärt die Verbraucherzentrale.