Verbraucher stimmten ab

Weniger Qualität für mehr Geld: Das ist die Mogelpackung des Jahres 2024 - Hersteller protestiert

22.1.2025, 11:37 Uhr
Erneut wurde die Mogelpackung des Jahres gekürt - dieses Mal ist es ein Fruchtsaft, bei dem Verbraucher im Verhältnis zu Menge und Qualität draufzahlen.

© Rolf Vennenbernd/dpa Erneut wurde die Mogelpackung des Jahres gekürt - dieses Mal ist es ein Fruchtsaft, bei dem Verbraucher im Verhältnis zu Menge und Qualität draufzahlen.

Die Mogelpackung des Jahres 2024 ist das Getränk Granini Trinkgenuss Orange von Eckes-Granini. Das ergab eine Wahl, welche die Verbraucherzentrale Hamburg von Verbraucherinnen und Verbraucher durchführen ließ. Insgesamt beteiligten sich rund 32.441 Menschen an der Wahl zur Mogel-Packung des Jahres. Knapp die Hälfte von Ihnen (48 Prozent) befand, dass Verbraucher und Verbraucherinnen bei dem Granini-Fruchtsaft am dreistesten hinters Licht geführt werden.

Denn Hersteller Eckes-Granini hat seinen zuvor hundertprozentigen Fruchtsaft deutlich gestreckt. Im Frühling hat das Unternehmen die Rezeptur des Saftes verändert. Der Anteil des Orangensaftes wurde halbiert und durch Zuckerwasser ersetzt. Doch nicht nur das Etikett auf der Flasche ist kaum verändert worden, auch der Verkaufspreis wurde beibehalten. Zwar ist der Hinweis "100 Prozent Fruchtsaft" entfernt worden, Verbraucherinnen und Verbraucher werden aber nicht auf dem Produkt über die neue Rezeptur informiert.

Wer es also gewohnt war, hundertprozentigen Granini-Fruchtsaft zu kaufen, hatte also keinen Grund zur Annahme, dass jetzt ein Produkt im Einkaufswagen ist, dass zur Hälfte aus Zuckerwasser besteht. Aus diesem Grund spricht die Verbraucherzentrale Hamburg auch davon, dass es sich, bezogen auf den Fruchtsaftanteil, um eine Verdoppelung des Preises handelt, über die Käuferinnen und Käufer nahezu gar nicht informiert werden.

Diese Produkte standen zur Wahl zur Mogelpackung des Jahres 2024

Neben dem Granini-Fruchtsaft standen noch weitere Produkte zur Wahl. So haben die Verbraucherinnen und Verbraucher gewählt:

Steigende Lebensmittelpreise scheinen die Menschen dazu zu verleiten, genauer hinzuschauen. Laut Verbraucherzentrale Hamburg haben sich dieses Jahr 50 Prozent mehr Verbraucherinnen und Verbraucher beteiligt, als noch 2023.

Granini äußert sich zum fragwürdigen Preis

"Leider müssen wir uns darauf einstellen, dass natürliche und qualitativ hochwertige Lebensmittel immer kostbarer werden. Preissteigerungen sind daher kein vorübergehendes Phänomen", erklärt das Unternehmen gegenüber unserer Redaktion. Dies betreffe nicht nur den Orangensaft. Die Orangenkrise sei zwar eine besonders schnelle und extreme Entwicklung, jedoch gebe es aufgrund des Klimawandels auch bei vielen anderen Früchten immer häufiger wetterbedingte Ernteausfälle. "Qualität, Natürlichkeit und Nachhaltigkeit haben ihren Preis und dieser wird in Zukunft weiter steigen", betont Eckes-Granini.

Granini äußert sich zu den Vorwürfen über die fehlende Transparenz

Ende 2023 soll das Unternehmen nach eigenen Angaben beschlossen haben, den Granini Trinkgenuss Orangennektar als "eigenständiges neues Angebot" in den Markt zu bringen.

"Die Zusammensetzung von Nektaren ist gesetzlich geregelt und muss in der Zutatenliste aufgeführt werden. Sowohl was die Zutaten und Inhaltsstoffe angeht als auch die Füllgröße, alle Angaben sind auf unserem Produktetikett transparent aufgeführt und kenntlich gemacht", erklärt das Unternehmen. "Dass die Verbraucherzentrale Hamburg eine ganze Kategorie verunglimpft und Nektare als ‚gestreckten Saft‘ bezeichnet, finden wir erstaunlich. Immerhin stehen über 40 % des deutschen Saftmarktes für Nektare und Fruchtsaftgetränke – also keine 100 %-Säfte", heißt es weiter.

Eckes-Granini betont, dass sie versuchen, hochwertige Produkte auch bei hohen Preissteigerungen der Rohwaren für einen Großteil der Bevölkerung erschwinglich zu halten. Das Unternehmen kritisiert die Verbraucherzentrale Hamburg dafür, dass diesem Fakt keine Aufmerksamkeit geschenkt werden würde.

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