"Bedauerlicher Vorfall"

Wölfin entkommt aus Gehege in Wildtierpark - und wird abgeschossen

Teresa Treuheit

Online-Redakteurin

E-Mail zur Autorenseite

05.03.2025, 12:52 Uhr
Die Wölfin floh aus dem Wildtiergehege und konnte nicht wieder eingefangen werden. (Symbolbild)

© IMAGO/imageBROKER/Raimund Linke Die Wölfin floh aus dem Wildtiergehege und konnte nicht wieder eingefangen werden. (Symbolbild)

Am Dienstag ist es einer jungen Wölfin gelungen, aus ihrem Gehege im Wildtierpark Edersee in Hessen zu entkommen. In einer Pressemitteilung bezeichnet der Nationalpark Kellerwald-Edersee das Geschehen als "bedauerlichen Vorfall". Die Verantwortlichen schreiben, dass das Tier unerwartet in Panik geriet, als ein Tierarzt einen anderen Wolf behandelte. Die Wölfin "überwand den Zaun des Wolfsgeheges nach mehreren Versuchen und trotz ergriffener Gegenmaßnahmen", ist in der Mitteilung zu lesen.

Nach dem Ausbruch des Wildtieres wurde der Tierpark sofort evakuiert und der Versuch gestartet, den Wolf wieder einzufangen, leider vergeblich. "Da das Tier weder eingefangen noch betäubt werden konnte, blieb aus amtlicher Sicht keine andere Möglichkeit, als den Abschuss anzuordnen", schreibt der Nationalpark Kellerwald-Edersee. Die Wölfin sei erlegt worden, "um eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung auszuschließen."

Stellen Gehegetiere eine Gefahr dar?

Doch wie gefährlich sind Gehegewölfe in freier Wildbahn? "Frei lebende Wölfe assoziieren in der Regel nichts mit der Anwesenheit von Menschen. Sie haben vor allem keine positive Verknüpfung, die Sinn machen würde, aktiv die Nähe von Menschen zu suchen", erklärt Stefanie Morbach vom BUND Naturschutz in Bayern e.V. unserer Redaktion. Bei Wölfen aus Gefangenschaft sei das anders: "Gehegetiere wachsen in der Regel in Obhut von Menschen auf, in Wildparks oft möglichst naturnah und mit wenig Menschenkontakt. Dennoch sehen sie täglich Besucher und Pfleger und sind diesen Kontakt gewöhnt. Je nach Haltungsform wird ihnen in Verbindung mit dem Menschen Futter gebracht, was die Kontaktaufnahme für den Wolf sinnvoll macht.", so Morbach weiter.

Laut des Nationalpark Kellerwald-Edersee würden entkommene Wölfe ein atypisches Verhalten und wenig Scheu gegenüber Menschen zeigen. "Die Tierhalter sind in der Sorgfaltspflicht Gefahren für ihre Tiere und auch von ihren Tieren zu minimieren, daher wird natürlich mit großem Aufwand versucht, die Tiere wieder einzufangen", erklärt Morbach unserer Redaktion. "Naher Menschenkontakt durch Wölfe entsteht nicht dadurch, dass Wölfe unmittelbar zum Menschen wollen, sondern eher, weil der Mensch positiv mit Futter verknüpft ist. Dadurch können unangenehme Situationen entstehen, die es zu vermeiden gilt", so Morbach weiter.

Der Nationalpark Kellerwald-Edersee teilte in der Pressemitteilung mit, dass sich die Verantwortlichen "im Sinne der Gefahrenabwehr zu diesem schweren Schritt entschieden haben, bevor die Wölfin auch den Außenzaun des WildtierPark-Geländes überwinden konnte". Somit wurde das Tier erlegt.

Nicht der erste Fall in Deutschland

Der WildtierPark Edersee hält nach eigenen Angaben seit 2018 in diesem Gehege Wölfe. Das Gehege soll den aktuellen Sicherheitsstandards entsprechen. "Das Nationalparkamt und die Leitung des WildtierParks Edersee untersuchen den Vorfall intensiv und prüfen, ob und welche zusätzlichen Sicherungsmaßnahmen zukünftig ergriffen werden müssen", heißt es in der Pressemitteilung abschließend.

Der Fall im WildtierPark Edersee ist nicht der erste Fall, in dem Wölfe aus einem Gehege entkamen. 2017 sind sechs Wölfe aus einem Gehege im Bayerischen Wald ausgebrochen. Unbekannte hatten damals nach Angaben der Polizei ein Vorhängeschloss an einem Tor entfernt. Ein Wolf war nur Stunden nach seinem Entkommen von einem Zug erfasst worden. Zwei Wölfe wurden in den Tagen danach erschossen. Ein viertes Tier geriet Mitte Oktober 2017 in eine der aufgestellten Lebendfallen. Nach damaligen Informationen wurde die Suche nach den zwei übrig gebliebenen Wölfen eingestellt.

Keine Kommentare