Sputnik-Produktion im Freistaat?

Bayern setzt Verhandlungen über russischen Impfstoff fort

10.10.2021, 08:48 Uhr
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte im April erklärt, 2,5 Millionen Dosen des russischen Corona-Impfstoffs ankaufen zu wollen.

© Armin Weigel/dpa Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte im April erklärt, 2,5 Millionen Dosen des russischen Corona-Impfstoffs ankaufen zu wollen.

Nach der Zulassung einer Impfstoffproduktion bei der deutschen Tochter des russischen Pharmakonzerns R-Pharm will die bayerische Staatsregierung auch weiterhin über einen Ankauf des Impfstoffs Sputnik V verhandeln. Dies erklärte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums. "Bislang wurde weder ein Kaufvertrag unterzeichnet noch wurden Kaufpreiszahlungen geleistet", betonte sie allerdings.

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte im April erklärt, 2,5 Millionen Dosen des russischen Corona-Impfstoffs ankaufen zu wollen. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hat den Impfstoff aber bislang nicht zugelassen, so dass er in Deutschland nicht verwendet werden kann. Es gibt in der EU nur nationale Zulassungen in Ungarn und der Slowakei.


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Die EU-Zulassung sei wesentliches Kriterium für einen Kauf des Mittels durch den Freistaat, sagte die Ministeriumssprecherin. Wann die Europäische Kommission darüber entscheide, sei noch nicht absehbar. Dem Bayerischen Rundfunk teilte das Ministerium zudem mit, dass auch die Kosten für einen möglichen Sputnik-Ankauf noch unklar seien.

Die Grünen-Fraktionschefin im Landtag, Katharina Schulze, bezeichnete das Festhalten an Sputnik für falsch. "Söder sollte seine Energie lieber in die Steigerung der Impfquote stecken", schrieb sie auf Twitter. Es mangele nicht an Impfstoff, trotzdem sei Bayern auf den hinteren Plätzen.

Mecklenburg-Vorpommern hatte ebenfalls geplant, den russischen Impfstoff anzukaufen. Mittlerweile wurden dort die Pläne aber auf Eis gelegt, nachdem die EU-Prüfung von Sputnik länger als ursprünglich erwartet dauert.

Ungeachtet dessen begrüßt das Gesundheitsministerium in München, dass das Landratsamt Neu-Ulm kürzlich den sogenannten immissionsschutzrechtlichen Antrag der R-Pharm-Tochter in Illertissen genehmigt hat. Es gehe in Gesprächen mit dem Unternehmen "auch um die Schaffung von Produktionskapazitäten in der Region, die mit Blick auf die künftige Versorgungssicherheit von Interesse sind", sagte die Sprecherin.

R-Pharm hatte angekündigt, mehr als 30 Millionen Euro in eine impfstofftaugliche Biotech-Produktion in Schwaben zu investieren. Die Fabrik in Illertissen besteht bereits seit dem 19. Jahrhundert. R-Pharm hatte den traditionsreichen Pharmastandort 2014 übernommen.

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