Benkert: Ja – und Teile davon wurden auch nach Bayern geliefert und werden nach bestimmten Vorgaben über die Landratsämter verteilt. Aber die Apotheken gehen dabei vollkommen leer aus, obwohl es unsere Mitarbeiter sind, die Tag für Tag die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung aufrecht erhalten, die täglich sehr viel Kontakt mit den Menschen haben – und nicht wissen, ob vor ihnen möglicherweise gerade ein mit dem Coronavirus Infizierter steht oder eine mögliche Kontaktperson. Denn viele wissen das ja nicht einmal selbst. Hinzu kommt, dass wir auch Botendienste anbieten, also zu den Patienten fahren. Und wir stellen ihnen da keine Pizza vor die Haustür, sondern müssen Patienten beraten und unterweisen. Und dabei müssen wir auch oft genug in die Häuser gehen, weil die Betroffenen vielleicht nur den Türdrücker betätigen können, aber nicht an die Tür kommen können.
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Warum werden die Apotheken nicht mit Masken versorgt?
Benkert: Das ist uns auch vollkommen unbegreiflich – und wir haben entsprechende intensive Gespräche mit dem Gesundheitsministerium geführt. Aber: Masken bekommen vorrangig Ärzte und Pflegepersonal, was ich auch vollkommen richtig finde. Nur: Bei den nachrangig zu versorgenden Zielgruppen tauchen die Apotheken gar nicht auf. Als nachrangig gelten vielmehr Zahnärzte, Heilmittelerbringer, Hebammen und Bestatter. Da fordern wir, ebenfalls in dieser Gruppe berücksichtigt zu werden.
Wie viele Masken bräuchten die bayerischen Apotheken pro Tag, um sicher arbeiten zu können?
Benkert: Wenn man davon ausgeht, dass man eine Maske etwa drei Stunden tragen kann, bräuchte jeder im Kundeneinsatz stehende Mitarbeiter drei bis vier pro Tag. Wer im Backoffice arbeitet, benötigt nicht zwingend eine. Wenn in jeder Apotheke im Schnitt zwei bis drei Kräfte im Kundeneinsatz sind – und jede Apotheke einen Boten hat, wären das über 30 000 Schutzmasken pro Tag.
Gibt es noch andere Dinge, die Sie sich derzeit dringend vom Gesundheitsministerium wünschen?
Benkert: Ausreichend Schutzmasken wären elementar. Dadurch ließe sich auch die Gefahr verringern, dass ganze Apotheken schließen müssen, wenn ein einzelner Mitarbeiter infiziert wird. Denn derzeit droht genau das. Einige Apotheken wurden bereits von den Gesundheitsämtern geschlossen. Das aber kann fatale Folgen haben. Deshalb appellieren wir an das Ministerium, im Fall der Fälle auf eine komplette Schließung von Apotheken zu verzichten und alternativ konkrete Vorgaben und Handreichungen herauszugeben, welche Sicherheitsmaßnahmen dann erforderlich sind. Mit Sicherheitsabstand und ensprechendem Mundschutz – also mindestens FFP2-Standard – kann man den Betrieb aufrechterhalten. Für die nötige Hygiene, Händedesinfektion und die Schutzwände aus Plexiglas, sorgen wir ja bereits selbst.
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Abgesehen von den finanziellen Einbußen für eine betroffene Apotheke – warum wäre es denn so fatal, wenn alle Mitarbeiter in Quarantäne müssten?
Benkert: Wenn es in einem Ort fünf Apotheken gibt, ist das sicher einfacher als wenn es die einzige Apotheke ist. Aber: Apotheken leisten nicht nur die Arbeit, die die Kunden direkt sehen. Wir stellen auch Spezialrezepturen und Zytostatika her und beliefern bestimmte Altenheime. Da kann nicht schnell eine andere Apotheke einspringen. Hinzu kommt, dass große Kliniken zwar meist ihre eigene Krankenhausapotheke haben. Kleinere Kliniken hingegen haben oft versorgende Apotheken. Und wenn diese wegen Quarantäne geschlossen würden, wäre das fatal. Denn aufgrund der geforderten Spezialmedikamente kann auch nicht jede andere beliebige Apotheke schnell die Aufgaben übernehmen.