Corona-Gipfel: Die Politik befindet sich zwischen den Fronten
21.3.2021, 18:52 UhrDen meisten Medizinern und Virologen graust es bei dem Gedanken, dass die Politik in Bund und Ländern die Corona-Einschränkungen immer schnellstmöglich lockert, wenn die Inzidenzzahlen es erlauben; den meisten, wahrscheinlich allen Einzelhändlern und Gastronomen mitsamt ihren Verbandsvertretern graust es bei dem Gedanken, dass die Politik genau das nicht tut. Und so vergeht Woche um Woche, und die einen mahnen, weiter vorsichtig und geduldig zu sein, die anderen verlangen nach einer Perspektive hin zu einem normalen Leben.
Beides ist verständlich. Zwar haben die Gesundheitsämter die Nachverfolgung der Infektionsketten ganz gut im Griff und notstandsähnliche Zustände auf den Intensivstationen gibt es derzeit auch nicht; doch die Infektionszahlen steigen und damit die Sorge, dass es wieder zu Verhältnissen kommt, die keiner sehen will. Auf der anderen Seite dürfen die Menschen wieder nach Mallorca fliegen, um Urlaub zu machen nach düsteren Winterwochen des Lockdowns. Was also sollen die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten der Länder beschließen, wenn sie heute wieder über die Corona-Maßnahmen beraten?
Bayern-Regierungschef Markus Söder geht mit der Forderung in das Treffen, dass nach bundesweit einheitlichen Vorgaben die "Notbremse" gezogen werden soll, wenn die Infektionszahlen zu sehr steigen. Sprich: Lockerungen rückgängig machen. Nichts anderes sieht im Umkehrschluss die "intelligente Öffnungsmatrix" vor, die Söder ebenfalls formuliert hat. Öffnungen und Lockerungen, die von bestimmten Inzidenzwerten abhängen, sind letztendlich der Versuch, es allen irgendwie recht zu machen; und dennoch gelingt es nicht. Doch was wäre die Alternative: Alles zumachen, wenn in einer Stadt, einem Landkreis oder eben landesweit eine bestimmte Zahl von Neuerkrankungen pro Woche überschritten wird? Alles aufmachen, wenn diese Zahl unterschritten wird?
Datenpanne bei den Inzidenzwerten in Stadt und Landkreis Fürth
Kanzlerin und Länderchefs könnten darüber nachdenken, ob es wirklich sinnvoll ist, alles von bestimmten Inzidenzzahlen abhängig zu machen. Oder es es nicht sinnvoll wäre, weitere Kriterien für Öffnungs- oder Schließungsmaßnahmen hinzuzuziehen, etwa die Zahl der schwer Erkrankten in den Kliniken, die Todesfälle, die Zahl der Impfungen und auch die der Testergebnisse.
Wir werden mit dem Virus leben lernen müssen. So gut es eben geht.
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