Corona-Politik: Die Menschen haben einen Ausweg verdient

Michael Husarek

Chefredakteur Nürnberger Nachrichten

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21.3.2021, 18:48 Uhr

Es ist ermüdend: Mal wieder warnt der Gesundheitsminister vor herausfordernden Wochen. Als ob das vergangene Jahr nicht schon herausfordernd genug gewesen wäre. Nun also auf ein Neues hinein in den nächsten Lockdown - oder sind wir nicht noch mittendrin im aktuellen Lockdown? Es ist schwer, den Überblick zu behalten, was gerade erlaubt ist und was nicht.

Rückblick: Vor einem Jahr lag die Zustimmung zur Coronapolitik der Bundesregierung noch bei 72 Prozent. Im jüngsten DeutschlandTrend sind es noch 50 Prozent. Tendenz: fallend. Angesichts dieses Rückgangs verwundert es umso mehr, dass keiner der Akteure ins Grübeln kommt, ob ein Weiter-so wirklich der richtige Weg sein kann.

Am Montag werden wir zum x-ten Mal Zeuge einer Ministerpräsidentenkonferenz, an deren Ende Kanzlerin Angela Merkel (CDU), Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) und Markus Söder (CSU) von stundenlangem Ringen gezeichnet, vor die Presse treten. Im Gepäck werden sie neben der Streichung des Osterurlaubs mahnende Worte über Mutationen und Inzidenzwerte haben.


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Das Geschehen erinnert inzwischen an den Silvesterkalauer "Dinner for one": Same procedere... Dabei gäbe es mehr als genug Anlass an der immer gleichen Vorgehensweise zu zweifeln. Das fängt beim Klammern am Inzidenzwert an. Zwischenzeitlich galt 35 als das Maß aller Dinge, dann wieder 50, die 100er-Marke war schon im im Auge zu behalten und nun sind es wieder vielerorts Werte, die deutlich darüber liegen.

Ist dieser Wert wirklich noch die wirklich valide Einheit? In Zeiten, in denen glücklicherweise die Zahl der Todesopfer nicht annäherund die schlimmen Werte des Winters erreicht, in denen es auch durch die vielen Testmöglichkeiten erhöhte Werte geben muss, in solchen Zeiten würde der Umstieg auf eine neue Formel der Realität wohl näherkommen. Eine Formel, die Infektionsgeschehen, Mortalität und Belegung der Intensivbetten einbezieht, hätte mehr Aussagekraft als der starre Blick auf Inzidenzen.

Gelöst wäre dadurch freilich noch keines unserer Probleme: Denn die Berichte über die "neue deutsche Unfähigkeit" (Der Spiegel) oder die "gefährliche Inkonsequenz deutscher Pandemiepolitik" (Die Zeit) häufen sich. Tatsächlich ist die Linie verloren gegangen. Dabei gibt es sie, die positiven Beispiele, an denen wir uns orientieren könnten: Tübingen zum Beispiel. Dort zeigt eine Kommune, wie ein Leben in Coronazeiten klappen kann. Ohne Leichtsinn und doch mit mehr Freiheiten als bei uns.

Es wäre schön, wenn der Blick auf solche Hoffnungsmacher gelernt werden könnte, statt die Mangelverwaltung fortzusetzen. Die Menschen im Land haben es verdient, möglichst bald einen Ausweg aus den Herausforderungen gewiesen zu bekommen! Schon am Montag könnte das Schaulaufen der Länderfürsten beendet und ein neues Miteinander eingeläutet werden. Es wäre höchste Zeit!

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