Corona-Verschwörungsmythen: Was ist der "Great Reset"?
7.4.2021, 13:01 UhrDas Corona-Virus SARS-CoV-2 gibt es eigentlich gar nicht - stattdessen haben es die Regierungen der Welt erfunden, damit sie die Grundrechte der Bevölkerung einschränken können. Oder falls es das Virus doch gibt, ließ man es absichtlich aus einem chinesischen Biowaffen-Labor in Wuhan entweichen.
Oder wurde es vielleicht vom Microsoft-Gründer Bill Gates in die Welt gesetzt, damit er den Menschen winzige Chips injizieren kann, die in angeblichen Impfungen verborgen sind - um die gesamte Menschheit in ferngesteuerte Roboter zu verwandeln?
Um die Corona-Pandemie ranken sich zahlreiche Verschwörungstheorien. Die meisten davon sind derart haarsträubender Unsinn, dass sie leicht zu durchschauen sind. Bei einer ist das jedoch nicht der Fall - stattdessen ist sie, man kann es leider nicht anders ausdrücken, in vielerlei Hinsicht eine absolute Steilvorlage für diejenigen, die "es" immer schon gewusst haben. Die Rede ist vom "Great Reset" - also dem "großen Neustart" nach der Pandemie.
Begriff "Great Reset" stammt von Wissenschaftler Klaus Schwab
Urheber des Begriffs ist der deutsche Wirtschaftswissenschaftler Klaus Martin Schwab, der 1971 das jährlich im Schweizer Skiort Davos tagende Weltwirtschaftsforum (World Economic Forum, kurz WEF) gegründet hatte und nach wie vor sein Vorsitzender ist. Im Mai 2020, als die Welt gerade zum ersten Mal die volle Wucht der Corona-Pandemie und all ihrer Folgen zu spüren bekam, stellten Schwab und der englische Thronfolger Prinz Charles die WEF-Initiative "The Great Reset" vor.
Anlass für die Initiative war auch (aber nicht nur) die Erkenntnis, dass die Weltwirtschaft in ihrer bestehenden Form nicht auf Ereignisse wie eine Pandemie vorbereitet war. Vielmehr war Schwab darüber hinaus der Meinung, dass der Kapitalismus an sich grüner, nachhaltiger und sozialer werden müsse, um einen globalen wirtschaftlichen Aufschwung zu ermöglichen. Die weltweite Zäsur durch die Corona-Pandemie sei laut Schwab ein guter Anlass, um die hierfür nötigen tiefgreifenden sozialen wie auch ökonomischen Änderungen durchzuführen.
Petition als Startschuss für Verschwörungstheorien
Direkte Konsequenz aus der Vorstellung des "Great Reset" war zunächst eine Petition des konservativen kanadischen Abgeordneten Pierre Poilievre zur Verhinderung der Initiative, da mit ihrer Hilfe eine "sozialistische Ideologie" in Kanada durchgesetzt werden solle. Auch wenn Poilievre für sein Vorgehen heftig kritisiert wurde, so gelang es ihm doch, in weniger als 72 Stunden rund 80.000 Unterschriften zu sammeln.
Gleichzeitig stellte die Petition den Startschuss für diverse andere Verschwörungstheorien dar. Das Weltwirtschaftsforum als jährliche Versammlung der globalen Finanz- und Wirtschaftselite war nicht wenigen Menschen ohnehin schon immer ausgesprochen suspekt und dadurch Bestandteil diverser antisemitischer "Welt- und Finanzjudentum"-Mythen. Durch Schwabs Initiative kam nun allerdings ein ganz neuer Aspekt hinzu.
Zahlreiche "Corona-Skeptiker" sahen sich nun endlich in ihrer Überzeugung bestätigt, die Eliten der Welt, die angeblich ohnehin seit langer Zeit eine "neue Weltordnung" (New World Order, kurz NWO) errichten wollten, hätten nun entweder in der Pandemie den passenden Grund gefunden, um dieses Vorhaben durchzusetzen - oder aber, sie hätten die Pandemie sogar extra zu diesem Zweck geplant und inszeniert ("Plandemie").
Selbst in manche Elemente der QAnon-Verschwörungstheorie ist der "Great Reset" bereits vorgedrungen: Demnach soll der ehemalige US-Präsident Donald Trump nicht nur gegen einen Zirkel satanischer Kinderschänder in den höchsten politischen und finanziellen Kreisen der USA gekämpft haben, sondern auch gegen die Errichtung der neuen Weltordnung. Inwieweit Trump vor seiner Abwahl damit erfolgreich war, ist allerdings unbekannt.
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