Download, Sicherheit, Nutzen: Antworten zur Corona-Warn-App
16.6.2020, 10:21 UhrÜber eine Corona-Warn-App wird seit Monaten diskutiert, nun ist diese zum Download bereit. Wir haben rund um die App ein paar Fragen und Antworten zusammengetragen.
Wie funktioniert die Corona-Warn-App?
Für die App kommt die Bluetooth-Low-Energy (Bluetooth LE) zum Einsatz. Das ist dieselbe Technik, die Sie vielleicht bereits nutzen, um Musik per Bluetooth auf einem Lautsprecher abzuspielen. Mit der Tracing-App können Sie sich Ihr Smartphone als eine Art "Bluetooth-Leuchtturm" vorstellen, der ständig eine Identifikationsnummer (ID) in die nähere Umgebung funkt.
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Gleichzeitig lauscht das Handy, ob es ebenfalls Bluetooth-Signale von anderen empfangen kann. Halten sich Nutzer, die beide die App haben, für eine bestimmte Zeit nahe genug beieinander auf, sodass eine Übertragung des Virus möglich wäre, tauschen die Smartphones ihre IDs aus.
Was passiert, wenn jemand ein positives Testergebnis erhält?
Ist ein App-Nutzer an Covid-19 erkrankt, kann er das freiwillig in der App angeben. Nachdem das Testergebnis von den Gesundheitsbehörden bestätigt ist, erhalten alle relevanten Kontakte eine Nachricht.
Wie sieht es mit dem Datenschutz aus?
Bei der Programmierung der App und der dazugehörigen Dienste wurde ein mehrstufiges Konzept umgesetzt, um einen möglichst hohen Datenschutz zu gewährleisten. Es werden nicht die Identitäten der Anwender ausgetauscht, sondern die anonymisierten IDs, die sich mehrfach in der Stunde ändern. Die IDs der Kontaktpersonen werden nicht zentral gespeichert, sondern dezentral auf den jeweiligen Smartphones. Nur die Liste der anonymisierten IDs der Infizierten wird auf einem zentralen Server vorgehalten.
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Das bedeutet unter anderem, dass User, die eine Warnung erhalten, nicht erfahren, wo oder wann sie mit einer infizierten Person Kontakt hatten, da ja alle Identitäten anonym gehalten und auch keine Ortsinformationen übermittelt werden.
"Der Nutzen überwiegt bei Weitem. Ich werde mir die App installieren", sagte Maik Musall vom Erlanger Chaos Computer Club wenige Tage vor Veröffentlichung zur App. Abschließend könne man noch nichts sagen, aber bisher sehe die Szene die Entwicklung ziemlich positiv, so Musall weiter. Er lobte die Dokumentation und den öffentlichen Umgang damit. So ist der komplette Programmcode der Anwendung auf der Entwickler-Plattform-Github einzusehen.
Auf welchen Smartphones kann die Corona-Warn-App installiert werden?
Beim iPhone ist die aktuelle Version 13.5 des Betriebssystems iOS Mindestvoraussetzung. Das gibt es für Geräte ab dem iPhone 6s oder dem iPhone SE. Ein altes iPhone 5, 5S oder 6 reicht nicht aus. Bei Android-Handys ist die Lage etwas unübersichtlicher. Hier muss zum einen Bluetooth LE unterstützt werden. Das ist ab Android 6 der Fall.
Zum anderen müssen aber auch die Google Play Services laufen, weil der Konzern die Schnittstellen nicht über Android selbst zu Verfügung stellt, sondern über diese Google-Dienste. Android-Handys ohne Google Play Services, wie die neuesten Huawei-Modelle, bleiben außen vor.
Wird die App durch die Betriebssysteme von Google und Apple automatisch aktiviert?
Nein, der Austausch der anonymisierten Kontakt-IDs via Bluetooth findet nur dann statt, wenn man die Corona-Warn-App freiwillig installiert und dem Datenaustausch aktiv zustimmt.
Wer sind die Entwickler?
Die Corona-Warn-App ist ein Projekt der Bundesregierung, entwickelt haben sie die Telekom und der Software-Konzern SAP. Ihnen stehen die Fraunhofer-Gesellschaft und das Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit CISPA beratend zur Seite. Wenn die Corona-Warn-Anwendung fertig ist, gibt sie das Robert-Koch-Institut heraus.
Könnte die Corona-Warn-App heimlich die Bevölkerung überwachen?
Nein, das ist quasi ausgeschlossen. Der Quell-Code der App kann auf der Plattform GitHub transparent eingesehen werden. Bei etlichen Analysen des Codes wurden keine Hintertüren oder andere Anomalien entdeckt.
Wie viele Menschen müssen die App nutzen, damit der gewünschte Effekt eintritt?
Eine Studie aus Oxford sagt, dass der volle Effekt erst dann erreicht wird, wenn sich 60 Prozent der Bevölkerung oder mehr beteiligen. Das wird aber vermutlich nicht zu erreichen sein. Selbst eine populäre App wie WhatsApp hat Jahre gebraucht, um eine so hohe Installationsquote zu erreichen. Aber Experten weisen auch darauf hin, dass jede Installation zählt und Effekte schon bei einer deutlich niedrigeren Quote erreicht werden können.
Ihre Meinung ist gefragt: Installieren Sie die Warn-App auf Ihrem Handy?
Zieht die App viel Akku?
Nein. Das Problem wurde im Prinzip schon dadurch gelöst, dass man sich auf die Verwendung von Bluetooth-Low-Energy geeinigt hat. Und wie der Name schon sagt, verbraucht die Technologie nur wenig Strom. Die Entwickler der App versprechen, dass die Anwendung längst nicht so viel Strom verbraucht wie das Streamen von Musik auf einen Bluetooth-Lautsprecher. Ob das Versprechen gehalten werden kann, wird die Praxis zeigen.
Wie sicher kann die Corona-Warn-App gegen Fehlalarme sein?
Da die Bluetooth-Technik nicht für das Messen von Abständen entwickelt wurde, wird es sicherlich auch Fehlalarme geben. Es kann auch sein, dass sich Infizierte hinter einer Glaswand befunden haben und einen Alarm auslösen, obwohl durch den "Kontakt" keine Infektionsgefahr ausging.
Daher verweisen selbst die Entwickler darauf, dass die App nur einen begrenzten Beitrag zur Normalisierung liefern kann. Sie ist keine Wunderwaffe. Wer sich und andere vor einer Infektion schützen will, sollte auch mit der App Abstand wahren und eine Maske tragen.
Über aktuelle Entwicklungen in der Coronakrise Die Anzahl der Corona-Infizierten in der Region finden Sie hier täglich aktualisiert. Die weltweiten Fallzahlen können Sie an dieser Stelle abrufen.
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