Petition gestartet

EU-Schulprogramm für gesundes Frühstück: In Zukunft weniger Portionen für Kinder in Bayern

Erika Balzer

Redakteurin

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26.02.2025, 05:00 Uhr
In Zukunft gibt es weniger Geld aus dem bayerischen Landwirtschaftsministerium für ein gesundes Frühstück in Kitas und Schulen.

© IMAGO/Zoonar, IMAGO/Funke Foto Services In Zukunft gibt es weniger Geld aus dem bayerischen Landwirtschaftsministerium für ein gesundes Frühstück in Kitas und Schulen.

Wie ein gesundes Frühstück aussehen kann, das wissen nicht alle Kinder: Deshalb können sich Schulen und Kindergärten in Bayern - ohne selbst etwas beizusteuern - mit Obst, Gemüse, Milchprodukten und Käse beliefern lassen. Finanziert wird das EU-Schulprogramm von der Europäischen Union sowie vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus. Kinder ab drei Jahren und in den Klassenstufen eins bis vier sollen so lernen, was gesunde Ernährung bedeutet. Seit Anfang des Jahres sind die Bestellmengen aber erheblich zurückgegangen, wie beim der Abokiste aus Hemhofen (Landkreis Erlangen-Höchstadt). Grund dafür sind zusätzliche Gelder aus der Corona-Zeit, die nun wegfallen.

Betriebe müssen mit weniger Umsatz rechnen

Die Abokiste ist schon seit über zehn Jahren Teil des EU-Schulprogramms. Sie beliefert über 200 Schulen und Kitas und versorgt damit 18.000 Kinder in der Region. Seit Anfang des Jahres haben sich die bestellten Mengen aber deutlich reduziert, sagt Hannah Winkler von Mohrenfels, Geschäftsführerin der Abokiste - eine Änderung, mit der die Betriebe nicht gerechnet haben. Diese müssen die Liefermengen für das nächste Quartal selbstständig auf der Webseite des Landwirtschaftsministeriums einsehen. Bis Ende 2024 war das auch kein Problem, aber beim letzten Aufruf hat die Geschäftsführerin der Abokiste gesehen, dass sie nun statt 34 Lieferungen pro Schuljahr nur noch 24 Lieferungen fahren sollen. Der Abokiste entfallen dadurch sehr kurzfristig 60 Touren und 165.000 Euro Umsatz im Jahr. Winkler von Mohrenfels kritisiert den Umgang mit den Lieferbetrieben und, dass die Gelder nicht aufgestockt werden: "Es geht hier schließlich nicht um Milliarden und trotzdem ist das Geld für die Kinder nicht vorhanden." Sie berichtet von Gemeinden, in welchen die Bürgermeister nun aufstocken - "das ist aber nicht Sinn der Sache und keine Lösung". Sie hofft auf ein Aufstocken durch den Freistaat. In vielen Schulen sei das Frühstück für die Kinder ein Highlight und ein erheblicher Zusatz zu ihrer Ernährung.

Gelder gekürzt?

Die Behauptung, dass der Freistaat an den Kindern spare, würde laut Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) so aber nicht stimmen. Die Fördersumme von 5,7 Mio. Euro durch das Staatsministerium und EU-Gelder in Höhe von 5,4 Mio. Euro wurde nicht reduziert. Stattdessen fällt nun "übriges Geld" aus diversen Töpfen, auf das während der Corona-Pandemie zurückgegriffen werden konnte, weg. Auch, dass immer mehr Einrichtungen teilnehmen, führe dazu, dass pro Kind weniger Geld übrig sei. Im Schuljahr 2023/24 wurden nach Angaben des Ministeriums über 9.000 Einrichtungen (Schule, Kindergärten und Häuser für Kinder) mit Obst und Gemüse beliefert. Milch und Milchprodukte wurden an mehr als 6.000 Einrichtungen geliefert.

Das EU-Schulprogramm sei ein Bildungsprogramm, kein Versorgungsprogramm, heißt es von Seiten des Ministeriums. Im Schuljahr 2024/25 können durch das Programm voraussichtlich 23 Portionen pro Kind finanziert werden. Bei 38 Schulwochen bedeutet das aber nicht mal eine Portion pro Woche. Eine Portion umfasst 100 Gramm Obst und Gemüse, 200 Milliliter Milch, 200 Gramm Buttermilch, 150 Gramm Joghurt/Quark und 30 Gramm Käse.

Petition gestartet

Betriebe und Schulen wollen dagegen aber vorgehen - der Verband Ökokiste hat deshalb eine Petition gestartet und führt mehrere Gründe dafür an, das Budget für das Programm zu erhöhen. Unter anderem betrifft die Streichung der Lieferungen vor allem die Kinder und Jugendlichen, bei denen gesunde Ernährung im Alltag fehlt. Außerdem hätten die Lieferbetriebe mit einem plötzlichen und eklatanten Umsatzrückgang zu kämpfen - alles Faktoren, die nicht dazu beitragen würden, das Ziel "30 Prozent Ökolandbau bis 2030" zu erreichen.

Ist eine Petition zulässig, wird sie im Petitions- bzw. Fachausschuss behandelt und dann an das zuständige Staatsministerium für eine Stellungnahme übergeben. Danach kommt es zu einer Beratung im Ausschuss, gegebenenfalls mit der Anhörung derjenigen, die die Petition eingereicht haben.