Europa zuerst? Wie der erhoffte Corona-Impfstoff verteilt wird

10.9.2020, 11:14 Uhr
Deutsche und EU-Bürger dürften zu den ersten gehören, die sich vor dem Virus schützen können. 

© ULMER via www.imago-images.de Deutsche und EU-Bürger dürften zu den ersten gehören, die sich vor dem Virus schützen können. 

Europa ist vorne mit dabei. Sobald ein Corona-Impfstoff auf dem Markt ist, dürften Deutsche und andere EU-Bürger zu den ersten gehören, die sich vor dem gefährlichen und wirtschaftlich verheerenden Virus schützen lassen können. Mehrere Hersteller machen Hoffnung, dass es noch dieses Jahr soweit sein könnte, darunter das Mainzer Unternehmen Biontech.


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Die Prognose ist unsicher - das zeigt der Rückschlag beim Hersteller AstraZeneca, der wegen gesundheitlicher Probleme eines Probanden seine klinischen Tests vorerst stoppen musste. Klar ist aber: Die Hoffnung auf eine Lösung für die globale Katastrophe wächst. Nicht nur Bundeskanzlerin Angela Merkel sagt: "Es wird nicht so wie früher, solange wir keinen Impfstoff und kein Medikament haben." Wer aber bekommt die knappen Arzneien, sobald es sie gibt?

Die "America-First"-Regierung unter US-Präsident Donald Trump hat immer wieder für Empörung gesorgt, weil sie sich Berichten zufolge exklusiv Zugang zu Impfstoffen sichern wollte. Zuerst hieß es, Trump wolle mit diesem Ziel den Tübinger Impfstoff-Pionier Curevac kaufen. Dann gab es Wirbel um die Ansage von Sanofi-Generaldirektor Paul Hudson, dass die USA bei einem Impfstoff seiner Pharmafirma Vorrang hätten. Kein Land investiert so viel in die Impfstoff-Entwicklung wie die USA. Der von der Weltgesundheitsorganisation WHO getragenen Initiative Covax für eine faire Verteilung der Mittel auch an arme Länder erteilte Washington aber vor wenigen Tagen eine Absage.

Die Europäische Union hingegen unterstützt Covax und wirbt schon seit dem Frühjahr für weltweite Solidarität in der Corona-Pandemie. Kommissionschefin Ursula von der Leyen startete einen Spendenmarathon für die "Global Response", der nach Angaben der EU-Kommission Zusagen von 15,9 Milliarden Euro für Tests, Medikamente, Impfstoffe und andere Corona-Abwehrmaßnahmen einbrachte. Die EU-Kommission selbst sagte 1,4 Milliarden Euro zu.

Für Covax versprach die Kommission Ende August noch einmal 400 Millionen Euro Haftungsgarantien. An diesem Donnerstag will von der Leyen bei einer Videokonferenz mit der WHO den Anstrengungen neuen Schub geben. Und ihre Behörde bekräftigt auf Anfrage: "Einen gleichen und globalen Zugang zu einem sicheren und effizienten Impfstoff für jeden auf der Welt zu unterstützen, ist Priorität für die Kommission."


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Doch werden Menschen in Kenia, Vietnam oder Tuvalu wirklich genauso schnell an Impfstoff kommen wie Deutsche oder Franzosen? "Im Idealfall" wäre das so, sagen EU-Beamte. "Ob wir uns dazu verpflichten können, ist eine andere Frage." John Nkengasong, Leiter der panafrikanischen Gesundheitsorganisation Africa CDC, warnt klar, dass Afrika ins Hintertreffen geraten könnte: "Ich bin besorgt und beunruhigt."