Flüchtlinge in Arbeit bringen: Von wegen aussichtslos!

Manuel Kugler

Politikredakteur

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1.12.2017, 10:00 Uhr

Zwei Jahre liegt der Höhepunkt der Flüchtlingskrise nun zurück - ein guter Zeitpunkt, um Bilanz zu ziehen: Wie weit ist Deutschland bei der Herausforderung gekommen, die Migranten in Arbeit zu bringen?

Die neuesten Zahlen der Bundesagentur für Arbeit geben Aufschluss. Die zwei wichtigsten: Gut 420.000 Flüchtlinge sind erwerbsfähig, also gesund und können arbeiten, haben aber noch keinen Job. Die meisten von ihnen lernen zurzeit Deutsch oder werden für einen Beruf qualifiziert.

Umgekehrt haben 195 000 Flüchtlinge schon sozialversicherungspflichtige Arbeit gefunden, verdienen also ihr eigenes Geld und zahlen Steuern.

Viel zu wenige? So mag argumentieren, wer Flüchtlingszuwanderung allein durch die Linse des Arbeitsmarktes sieht. Dieser Blickwinkel ist aber zu eng, denn (kaum steuerbare) Flüchtlingszuwanderung und (steuerbare) Arbeitsmigration sind zwei verschiedene Dinge. Anders formuliert: Flüchtlinge erhalten bei uns nicht deshalb Asyl, weil sie besonders gut für den Arbeitsmarkt geeignet wären, sondern weil sie einen Anspruch auf Schutz haben.

"Wenn sie schon da sind, dann machen wir was draus" - so hat es der frühere Bundesagentur-Chef Frank-Jürgen Weise einmal gegenüber unserer Zeitung formuliert. Ein pragmatischer Ansatz. Einiges ist tatsächlich schon erreicht worden. Wer keine überzogenen Erwartungen hat, wird das anerkennen.

Zu den Zahlen: Die genannten 420.000 Migranten ohne Job führt die Statistik als "Unterbeschäftigte" - ein ehrlicherer Wert als die Zahl der offiziell arbeitslosen Flüchtlinge, die nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit nur bei 185.000 liegt. Insgesamt leben 928.000 anerkannte Asylbewerber von Hartz IV, ein gutes Drittel von ihnen ist jedoch nicht erwerbsfähig, etwa wegen Krankheit oder Kinderbetreuung.

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