Eine über 30 Jahre alte Arbeit
Manche werden ein Foto in Erinnerung haben, das Angela Merkel und ihre Freundin, Forschungsministerin Annette Schavan, unmittelbar nach Bekanntwerden des Rücktritts zeigt. Sie blicken interessiert auf ein Handy, vermutlich mit genau jener Nachricht.
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Wie es der Zufall so will: Zwei Jahre später war Schavan selbst an der Reihe. Wegen einer Reihe von Textstellen ohne Quellenangaben in ihrer Doktorarbeit erkannte ihr die Uni Düsseldorf den Titel ab. Als Kabinettsmitglied mit Zuständigkeit für die Wissenschaft war sie nicht mehr tragbar, obwohl die Promotion schon über 30 Jahre zurücklag.
Kaum eine Partei und kaum ein Parlament scheinen vor Plagiatsfällen gefeit. Bei den Freien Demokraten erwischte es zum Beispiel den Europaabgeordneten Jorge Chatzimarkakis und die Vizepräsidentin des Europaparlaments, Silvana Koch-Mehrin. Letztere hatte über eine historische Währungsunion promoviert.
"Keine Täuschungsabsicht"
Manchmal geht das Prüfverfahren auch zu Gunsten der Verdächtigten aus. Die Medizinern Ursula von der Leyen, heute Präsidentin der EU-Kommission, hatte nach Ansicht ihrer Uni bei einigen unklaren Angaben keine Täuschungsabsicht gehabt. Sie durfte ihren Titel behalten.
Eine wichtige Rolle bei der Aufdeckung von Plagiaten in Doktorarbeiten spielt seit rund zehn Jahren die Plattform VroniPlag. Der aus Mittelfranken stammende Martin Heidingsfelder hatte die Plattform mitbegründet. Im Laufe der Jahre wurden auf diese Weise laut Wikipedia über 200 Dissertationen und Habilitationsschriften untersucht.
Nach Bekanntwerden von Vorwürfen verzichten Politiker häufig freiwillig darauf, ihren Titel in der Öffentlichkeit zu führen. So machte es auch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, der 2004 in Prag den sogenannten kleinen Doktorgrad erworben hatte. Die zuständige Kommission sah in der Arbeit keine schwerwiegenden Verstöße.
Die am meisten überprüfte, aber trotzdem unbeanstandete Arbeit Deutschlands dürfte die der Kanzlerin sein. Der Titel: Untersuchung des Mechanismus von Zerfallsreaktionen mit einfachem Bindungsbruch und Berechnung ihrer Geschwindigkeitskonstanten auf der Grundlage quantenchemischer und statistischer Methoden.
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