Corona-Pandemie
Kassenärztechef Gassen fordert Aufhebung von Quarantäne- und Isolationspflicht
23.7.2022, 17:24 UhrJeder, der sich mit dem Coronavirus ansteckt, muss sich in eine fünftägige Isolation begeben. Angestellte in Einrichtungen des Gesundheitswesens müssen vor der Wiederaufnahme ihrer Arbeit zusätzlich per Schnell- oder PCR-Test nachweisen, dass sie negativ sind. Obligat gilt hier die Voraussetzung, mindestens 48 Stunden lang symptomfrei zu sein. Für Menschen, die in Kontakt mit Infizierten gekommen sind, wird ebenfalls eine fünftägige Quarantäne dringend empfohlen. KBV-Chef Gassen hält das für nicht mehr zeitgemäß.
Zurück zur Normalität
Gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) erklärte Gassen, man solle die derzeit vorherrschende Omikron-Variante "fast als Friedensangebot des Virus" betrachten. Vollständig Geimpfte seien gegen schwere Verläufe gut geschützt. Wer sich nach der dritten Impfung anstecke, der profitiere mitunter sogar von einer Infektion, da so "eine Schleimhautimmunität" erworben werde. "Wir können uns nicht dauerhaft vor dem Virus verstecken. Und wir sind das letzte Land in Europa, das noch derart aufgeregt über einen Corona-Notstand diskutiert", so Gassen und plädiert für einen anderen Umgang mit Covid-19: "Wir müssen zurück zur Normalität. Wer krank ist, bleibt zu Hause. Wer sich gesund fühlt, geht zur Arbeit. So halten wir es mit anderen Infektionskrankheiten wie der Grippe auch."
Patientenschützer sind alarmiert
Der Widerspruch folgt auf dem Fuß. Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, warf Gassen laut einem Bericht des Bayerischen Rundfunks "Opportunismus" vor, der auf Kosten der Gesundheit der Menschen gehe. "Die Isolation schützt. Denn so wird verhindert, dass sich andere anstecken.", argumentiert Byrsch in Hinblick auf Long- und Post-Covid. Auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach lehnt die Aufhebung der Corona-Isolationspflicht ab. "Infizierte müssen zu Hause bleiben", schrieb Lauterbach auf Twitter. "Sonst steigen nicht nur die Fallzahlen noch mehr, sondern der Arbeitsplatz selbst wird zum Sicherheitsrisiko."
Infizierte müssen zur Hause bleiben. Sonst steigen nicht nur die Fallzahlen noch mehr sondern der Arbeitsplatz selbst wird zum Sicherheitsrisiko. Die Krankschreibung soll telefonisch erfolgen. https://t.co/M4slZumrvy
— Prof. Karl Lauterbach (@Karl_Lauterbach) July 23, 2022