Kommentar: Auch Bayerns strenger Weg ist ständig zu prüfen
17.6.2020, 09:54 UhrLangsam zurück in – ja, in was eigentlich? In die Normalität? Sehr viele hätten diese Normalität gern möglichst rasch wieder, aus nur allzu verständlichen Gründen. Und der Blick allein auf Deutschland verführt dazu, zu glauben, diese Normalität sei doch schon wieder da, angesichts massiv sinkender Infektionszahlen. Aber selbst hierzulande stören Nachrichten über neue Hotspots in Göttingen oder nun in Berlin-Neukölln die Stimmung derer, die Corona schon für abgehakt halten.
Und was in anderen Ländern geschieht, widerlegt die bei uns gern kolportierte These, Corona sei doch nur so etwas wie eine Grippe. Das lange so gelobte schwedische Modell zeigt, dass dieser Weg wohl doch nicht so gut war. Staaten ohne klare Konzepte wie Großbritannien, Russland oder die USA (von Brasilien ganz zu schweigen) weisen deutlich schlechtere Zahlen auf als etwa Deutschland.
Wir müssen auch bei uns weiter genau auf die Entwicklung schauen: Wie werden die Daten etwa aus Berlin aussehen zwei Wochen nach den überfüllten Kundgebungen gegen Rassismus, also Anfang nächster Woche? Steigen dann die Infektionszahlen spürbar, werden die Mahner bestätigt. Steigen sie nicht, dann kann und muss über noch mehr Lockerungen diskutiert werden – über die weitere Rückkehr in so etwas ähnliches wie Normalität.
Bayern geht nun ein paar kräftige Schritte zurück in diese Normalität, die allermeisten sind gut begründbar und naheliegend. Und sie tun der Gesellschaft gut: Je länger die Regeln gelten, umso spürbarer wird, wie sehr wir alle doch auf Gemeinschaft angelegt sind und sie vermissen.