Kommentar: Entscheidungen sind überfällig

24.7.2013, 20:33 Uhr
Kommentar: Entscheidungen sind überfällig

© Hippel

Die Lage hat sich inzwischen komplett gedreht, denn der Flughafen hat mit sinkenden Passagierzahlen zu kämpfen: Bekommt er die Situation nicht in den Griff, wird er zum Millionengrab für Stadt und Freistaat. Verkehrs- und Passagieraufkommen legitimieren derzeit aber nicht den Bau der mindestens 60 Millionen Euro teuren Nordanbindung.

Die Umweltproblematik ist auch noch nicht gelöst: Angesichts von Perfluorierten Tensiden (PFT) im Boden und im Grundwasser darf vorerst überhaupt kein Tunnel unter der Landebahn gebaut werden. Es müssen zunächst die problematischen Löschschaumrückstände herausgefiltert oder verbrannt werden, erst danach kann man an eine bauliche Umsetzung der Nordanbindung denken. Bislang ist aber eine praktikable und bezahlbare Lösung der Umweltproblematik nicht absehbar.

OB Ulrich Maly drückt sich bislang vor einer klaren Aussage zur Nordanbindung. Muss er aber auch nicht: Angesichts der Chemikalien im Boden darf nicht gebaut werden. Allerdings bräuchte der Flughafen endlich Klarheit, wie es weitergeht. Vielleicht hat der OB auch keine Lust, im Falle eines klaren „Nein“ von der CSU als vermeintlich wirtschaftsfeindlich im Wahlkampf gebrandmarkt zu werden. Maly weiß außerdem, dass das Thema Nordanbindung für den Wahlkampf nicht entscheidend sein wird: Die Mehrheit der Bürger dürfte es nur am Rande interessieren. Im Nürnberger Norden ist die Situation freilich anders.

Die Grünen wollen von der zögerlichen Haltung der SPD und des OB profitieren: Die Ökopartei kann sich dabei als sparsame Beschützerin des Reichswaldes darstellen. Die CSU wird dagegen weiter versuchen, Maly das Etikett „verwalten statt gestalten“ anzuhängen.

Doch die Nordanbindung ist kein Wert an sich. Mit ihr sollten Probleme gelöst werden. Fern von taktischem Geplänkel und Schuldzuweisungen müssen die Parteien Antworten geben: Wie die Gewerbeflächen rund um den Flughafen ohne Nordanbindung erschlossen werden können und ob man überhaupt an den ausgewiesenen Gewerbegebieten festhält. Offen ist auch, mit welchem ÖPNV-Konzept Erlangen, Fürth und Herzogenaurach besser an den Flughafen anzubinden sind.

Ungeklärt ist, welche kleineren Verkehrsmaßnahmen unbedingt nötig sind, den potenziellen Engpass Flughafenstraße mit einem Bypass zu versehen und wie eine Verkehrsberuhigung für Ziegelstein aussieht. Zeit für Lösungen haben alle Beteiligten in der dreijährigen Denkpause genug gehabt.

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