Kommentar zu Corona: Es ist Zeit für ein Danke!

Franziska Holzschuh

Stellvertretende Leiterin Newsdesk

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21.3.2020, 09:40 Uhr
Freiwillige Helfer, aber auch Krankenschwestern und viele andere Angestellte aus systemrelevanten Berufen arbeiten jetzt schon bis zur Belastungsgrenze.

© Oliver Berg, dpa Freiwillige Helfer, aber auch Krankenschwestern und viele andere Angestellte aus systemrelevanten Berufen arbeiten jetzt schon bis zur Belastungsgrenze.

Wenn die Kollegin im Moment zur Arbeit kommt, ist sie ziemlich geschafft. Es ist Nachmittag, Spätdienst, sie hat stundenlang zwei Kinder beaufsichtigt, bespielt, bekocht. Sie kann – nach ein paar Tagen Kita-Schließung, wissend, dass sie Wochen dauern wird – kaum erwarten, dass die Einrichtung wieder öffnet.

So wie dieser Kollegin geht es gerade vielen Eltern. Stark gefordert von der Betreuungsarbeit (parallel oft das versuchte Home-Office), steigt der Respekt vor dem Kita-Personal und ihrer Leistung. Mütter und Väter spüren deutlich: Ohne diese Berufe liefe es in unserem Land nicht.

Es gibt eine Reihe von Jobs, bei denen uns in der jetzigen Krise bewusst wird, wie sehr wir auf sie angewiesen sind. Systemrelevant nennt man das nun.



Es sind die genannten Erzieherinnen, die Kassiererinnen, die Krankenschwestern, Müllmänner, Paketboten, ... Berufe, die eher schlecht bezahlt sind. Die stark fordern, teils auch körperlich.

Wir nehmen sie als selbstverständlich hin, denn diese Menschen halten unser System am Laufen – die Wirtschaft, aber auch unser eigenes Lebenskonstrukt.

Wertschätzung spiegelt sich auch im Gehalt wider

Dank ihnen können wir arbeiten, einkaufen, werden umsorgt, wenn wir im Krankenhaus liegen. Trotzdem sind es genau diese Berufe, denen, fragt man sie in Umfragen selber, die Wertschätzung fehlt. Denn "Danke" sagt in normalen Zeiten kaum jemand.

Außerdem: Ein Dank ist schön, doch Wertschätzung spiegelt sich auch im Gehalt wider. Es sind aber die genannten Berufe, die mit ihrem Gehalt oft kaum über die Runden kommen, mitunter einen Zweit- oder gar Drittjob annehmen müssen.

Es gibt eine weitere Auffälligkeit: In der Mehrheit werden diese systemrelevanten Jobs von Frauen ausgeübt. Das spiegelt sich im Gender Pay Gap wider: Frauen verdienen hierzulande rund 20 Prozent weniger als Männer. In nur wenigen europäischen Ländern ist die Verdienstlücke zwischen den Geschlechtern so groß wie in Deutschland.

Ungerechtigkeit wird bewusst

In der Corona-Krise werden uns all diese Ungerechtigkeiten bewusst. Wir merken, was wirklich unverzichtbar für unser (Wirtschafts-)System, für unser Leben ist. Vielleicht – hoffentlich – erinnern wir uns daran, wenn wir wieder zur Tagesordnung übergehen können, die Kinder bei der Kita (und Schule) abgeben, einkaufen gehen oder ein Paket entgegen nehmen.

Und auch, wenn es in den nächsten Tarifverhandlungen um eine bessere Bezahlung von Erzieherinnen, Kassiererinnen und Paketboten geht. Dann können wir uns solidarisch zeigen, unsere Stimme für diese Menschen und ihre Berufe erheben.

Und wir sollten konsequenterweise bereit sein, mehr Geld auszugeben für Güter und Dienstleistungen, die wir in Anspruch nehmen – Stichwort: Faire Preise, fairer Lohn. Das wäre eine gute Art, danke zu sagen.


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