Pro Streik: Was nutzt gute Bildung, wenn die Erde kaputtgeht?

15.3.2019, 10:32 Uhr
Hunderttausende Jugendliche demonstrieren an diesem Freitag in mehr als 100 Staaten unter dem Motto "Fridays for Future" für drastische Schritte gegen die Erderwärmung.

© Mick Tsikas/AAP/dpa Hunderttausende Jugendliche demonstrieren an diesem Freitag in mehr als 100 Staaten unter dem Motto "Fridays for Future" für drastische Schritte gegen die Erderwärmung.

Sie streikt seit Monaten vor dem schwedischen Parlament in Stockholm, spricht vor hochrangigen Politikern beim Klimagipfel – und setzt sich für das ein, wofür jeder von uns kämpfen sollte: eine bessere und vor allem lebenswerte Umwelt. Das Klima verändert sich, nur wer jetzt etwas dagegen tut, macht aus unserem Planeten auch in Zukunft einen lebenswerten Ort.

Die lange Hitzeperiode im vergangenen Sommer, zu trockene und warme Wintermonate oder – wie erst vor kurzem – katastrophaler Schneefall über mehrere Tage hinweg: Es müssen keine Erdrutsche und Überschwemmungen mit vielen Toten sein, die zeigen, dass sich unsere Umwelt verändert. Der Klimawandel ist real, auch wenn ihn einige als Hirngespinst abtun.


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Aber was passiert? Anstatt den Schülern und Studenten, die für eine bessere Welt auf die Straße gehen, Beifall zu klatschen und sich ihnen anzuschließen, geht es um Strafen, weil sie gegen die Schulordnung verstoßen. Klar, die Schulleitungen müssen sich an die Vorgaben aus dem Kultusministerium halten, die Schulschwänzen ahnden. Aber Schüler für eine Beteiligung an politischen Aktionen zu befreien? Das ist nicht vorgesehen.

 Schüler üben nur ein Grundrecht aus

Womöglich ist es überfällig, diese Schulordnung an die heutige Zeit anzupassen. Jetzt, wo Bayern nicht mehr nur von einer Partei regiert wird, sollte man diese Chance unbedingt ergreifen. Die Schüler wollen schließlich nur ein Grundrecht ausüben. Was nutzt gute Bildung, wenn die Erde kaputtgeht? Wenn sich niemand für den Artenschutz einsetzt? Wenn niemand Luftverpestung und Erderwärmung stoppt?


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Da kann man bei ein paar streikenden Schülern doch mal ein Auge zudrücken. Sie gehen schließlich nicht – wie Vorbild Greta – jeden Freitag zur Demo; und wer eine wichtige Schulaufgabe oder Klausur hat, nimmt natürlich am Unterricht teil, um keine Note Sechs oder null Punkte zu kassieren. So viel Eigenverantwortung kann man den jungen Menschen schon zutrauen.

Ernst nehmen

Die Jugend will ernst genommen werden. Sie möchte nicht als politisch uninteressiert gelten. Doch kaum haben die Schüler ein wichtiges Thema und setzen sich dafür ein, ist das nicht recht – weil es während der heiligen Schulzeit stattfindet. Aber genau das weckt verständlicherweise die meiste Aufmerksamkeit. Und genau das wollen die Schüler: Aufmerksamkeit für ihr Anliegen. Dass es ihnen wirklich ernst ist, zeigen zwischenzeitlich die Aktionen am Nachmittag.

Es ist gut, dass Schüler und Studenten für unsere Zukunft kämpfen. Wenn wir die jungen Leute jetzt daran hindern, wer setzt sich dann dafür ein, dass sie und wir alle in einer lebenswerten Umwelt alt werden?

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