Schuldenbremse lockern: Bayern erteilt Scholz eine Absage

6.3.2020, 10:16 Uhr
Bayerns Finanzminister Albert Füracker.

© Hubert Bösl, NN Bayerns Finanzminister Albert Füracker.

"Schulden bleiben Schulden - auch wenn die Zinsen zur Zeit niedrig sind", betonte Füracker. Wenn der Bund Kommunen, die unverschuldet in Not geraten sind, helfen möchte, müsse er einen fairen und durchdachten Vorschlag auf den Tisch legen. "Nun aber in einem Zug Schwarze Null und Schuldenbremse zu beerdigen, ist keine solide und nachhaltige Finanzpolitik." Dem Vernehmen nach wird das Thema auch am Sonntag beim Treffen der Koalitionsspitzen in Berlin auf der Tagesordnung stehen.

Scholz will rund 2500 hoch verschuldete Kommunen entlasten, indem er deren Schulden in die Bundesschuld überträgt. Sie sollen so wieder mehr Spielräume für Investitionen etwa in Schulen, Straßen und Krankenhäuser bekommen. Damit die Umbuchung verfassungskonform ist, soll es eine Art Ausnahmegenehmigung für die Schuldenbremse geben, die dem Bund bei der Aufnahme neuer Kredite enge Grenzen setzt. Für eine Änderung im Grundgesetz ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit in Bundestag und Bundesrat nötig. Neben der Union sieht auch die FDP den Plan kritisch.

Insgesamt 42 Milliarden Euro

In Städten und Regionen mit hohen Schulden leben nach Einschätzung des Deutschen Städtetags zehn Millionen Menschen. Betroffen sind vor allem Kommunen in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Hier ist die Kreditlast laut Kommunalem Finanzreport der Bertelsmann-Stiftung besonders hoch: In Nordrhein-Westfalen bei 1343 Euro je Einwohner, in Rheinland-Pfalz bei 1812 Euro und im Saarland sogar bei 2070 Euro. In Bayern und Baden-Württemberg spielen Kassenkredite dagegen kaum eine Rolle - in Bayern lagen sie im Schnitt bei 14 Euro, in Baden-Württemberg bei 19 Euro pro Einwohner. Insgesamt summieren sich die kommunalen Altschulden nach Angaben des Städtetags auf rund 42 Milliarden Euro.

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