Unions-Wahlkampf

Söder und Laschet: Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde

25.8.2021, 18:02 Uhr
Jetzt noch ein Wechsel? 70 Prozent der Unions-Anhänger würden es begrüßen, wenn statt Armin Laschet Markus Söder antreten würde.

© Kay Nietfeld, dpa Jetzt noch ein Wechsel? 70 Prozent der Unions-Anhänger würden es begrüßen, wenn statt Armin Laschet Markus Söder antreten würde.

Jetzt noch den Kanzlerkandidaten auswechseln? Kurz vor der Wahl? Theoretisch ginge das: Der Bundeskanzler muss kein Mitglied des Bundestags sein (Markus Söder tritt bekanntlich nicht als Kandidat an). Und das Nominierungsverfahren zum Kanzlerkandidaten kennt keinerlei Vorschriften - was ja ein Teil des Problems von CDU und CSU ist.

Fast aussichtslose Lage

Denn die Union steckt auch wegen dieser ungeregelten Aufstellung in einer schwierigen, für nicht wenige fast aussichtslosen Lage. Dass nun mit Armin Laschet der unbeliebteste aller drei möglichen Merkel-Nachfolger(innen) antritt, das liegt auch an jenem legendären Machtkampf zwischen Parteispitze und weiten Teilen der Unions-Basis im April, als Umfragen und Voten von Ortsvereinen weniger zählten als das Votum der CDU-Granden.

Seitdem ist "die Messe gelesen", wie Markus Söder gern feststellt. Aber ein "eigentlich" hinzufügt. Was bei seinen Anhängern nach wie vor die Hoffnung weckt: Da geht noch was, wir ziehen mit dem Nürnberger in die Entscheidung und drehen das Ganze.

Riesen-Vorsprung verspielt

Es liegt natürlich in erster Linie an Laschet, dass die Union immer weiter zurückfällt und den satten, schier unaufholbar wirkenden Umfrage-Vorsprung vor Laschets Nominierung verspielt hat. Er häuft Fehler, ihm wird aber auch alles negativ ausgelegt, was anderen durchginge: Wer erst mal das Verlierer-Image hat, streift es ungeheuer schwer wieder ab.

Dass die Union aber nicht als Union, als Einheit, wirkt und handelt, das liegt durchaus auch an Markus Söder. Zugespitzt: Wer solche Freunde hat wie ihn, der braucht keine Feinde mehr.

Söder agiert wie ein Kommentator am Rande des Geschehens

Immer wieder führt Söder Laschet öffentlich vor, weist auf den Schlafwagen-Wahlkampf hin, drängt auf ein "Team" - das Laschet nun doch nicht präsentieren will, obwohl er es angekündigt hat - und agiert wie ein äußerst kritischer Kommentator des Geschehens, nicht wie ein maßgeblicher Akteur.

Mag der Nürnberger nun auch ausdrücklich klarstellen, er hege keine - ja sogar: nie mehr - Kanzler-Ambitionen: Wer ihn kennt, weiß, wie sehr ihn die Niederlage gegen Laschet traf, wie sehr er sich für den Besseren hält. Und: Dass er nicht antreten will, das deutete er auch im Frühjahr oft an. Daher sollte ihn niemand für 2025 abschreiben.

Das wäre die Selbstaufgabe der Union

Aber jetzt ein Wechsel? Das wäre die Selbstaufgabe der Union. Laschet wäre komplett erledigt, auch als CDU-Chef, auch als Ministerpräsident in NRW. Das weiß natürlich auch Söder. Aber er ließ solche Gedankenspiele, ja Vorstöße aus seiner CSU zu lange zu.

Und beschädigte den Kandidaten Laschet zusätzlich. Aktuell könnte ihm das Schicksal von Martin Schulz drohen: Der SPD-Kanzlerkandidat 2017 galt schon als Sieger - und stürzte dann auch wegen eigener Fehler drastisch ab.

Erneuerung in der Opposition?

Dann landet die Union womöglich in der Opposition. Vielleicht bekäme ihr das gut: eine Erneuerung, von der aktuell nichts zu sehen ist.

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