Corona an Kitas und Schulen
Sorge vor Durchseuchung bei Kindern - Wo ist jetzt die Solidarität?
6.9.2021, 06:00 UhrPolitiker machen es sich gerne leicht, insbesondere wenn Wahlen bevorstehen. Kinder und Jugendliche, die an Covid-19 erkranken, haben meistens milde Verläufe und leiden selten an Langzeitfolgen. Erwachsene, die sich nicht impfen lassen wollen, nehmen das Risiko einer Erkrankung bewusst in Kauf. Fazit: Lockerungen müssen her.
Für mich als Vater zweier Kinder im Vorschulalter stellt sich die Situation nicht so einfach dar. Ich möchte nicht, dass meine Kinder Covid-19 bekommen. Das dürfte einer großen Mehrheit aller Eltern so gehen. Die Auswirkungen einer Infektion bei Kindern wird - logischerweise - erst seit eineinhalb Jahren erforscht. Studien zu Langzeitfolgen, die über diese eineinhalb Jahre hinausgehen, können noch gar nicht vorliegen. Studien zur Auswirkung der Delta-Variante ebenso wenig, denn die tritt erst seit kurzem auf. Experten warnen deshalb davor, in den Schulen unvorsichtig zu werden.
Es wäre außerdem wichtig, das Risiko einer Infektion auch bei Kindern so gering wie möglich zu halten. Zwei Möglichkeiten fallen ins Auge. Die erste: Luftfilter an Schulen und Kitas. Dafür sind zwar mittlerweile Fördergelder vorhanden, dennoch sind in Bayern derzeit maximal ein Drittel der Klassenzimmer mit Luftfiltern ausgestattet, von den Kitas gar nicht zu reden.
Das hat verschiedene Gründe: Gemeinden können oder wollen sich die Filter trotz Förderung nicht leisten. Bürokratische Hindernisse verzögern die Anschaffung. Die Wirksamkeit von mobilen Geräten, die schneller installiert werden können, wird unterschiedlich beurteilt. Wäre die große Luftfilter-Offensive vor einem halben Jahr gestartet worden, dann hätten nun womöglich alle Klassenräume so ein Gerät - das war übrigens, Ende Juni, ein Versprechen von Ministerpräsident Markus Söder. So weit, so schlecht.
Die zweite Möglichkeit: So viele Jugendliche und Erwachsene wie irgend möglich lassen sich impfen. Eine Impfpflicht wird von vielen als unvereinbar mit unseren Freiheitsrechten gesehen. Es gibt sie aber schon, etwa bei den Masern. Kitas müssen den Nachweis einholen, dass alle Kinder gegen Masern geimpft sind. Wäre es so furchtbar, über eine 2G-Regelung Ungeimpften zumindest den Zugang zu größeren Veranstaltungen, fensterlosen Clubs oder schlecht zu lüftenden Restaurants zu erschweren?
Kinder haben sich in den vergangenen Monaten nicht freiwillig solidarisch gezeigt, sie wurden dazu gezwungen. Als es um das Leben der Alten und Kranken ging, wurden die sozialen Folgen von Schul- und Kitaschließungen in Kauf genommen.
Es macht mich wütend, dass andersherum weder Bereitschaft zur Solidarität herrscht, noch entsprechender politischer Druck aufgebaut wird. Es könnten meine Kinder sein, an denen in einigen Jahren die Folgen von Long Covid bei Unter-Sechsjährigen untersucht werden.
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