Das grüne Gewissen der Partei
Trauer um Josef Göppel: Fränkischer CSU-Politiker ist tot
13.4.2022, 18:38 UhrIn der CSU haben sie ihn gefürchtet. Josef Göppel, CSU-Politiker aus Herrieden, war unbequem, eigenständig, ein Vordenker.
Durch alle Instanzen
Der gelernte Förster war 1970, im Alter von 20 Jahren der CSU beigetreten. Er war Kommunal-, Landes- und zuletzt Bundespolitiker. Zeitlebens hat er sich der Umweltpolitik verschrieben - auch gegen die Linie seiner Partei. Freunde hat er sich intern wenig gemacht, er galt vielen als politischer Außenseiter, der sich nicht disziplinieren lässt. Sein Ansehen wuchs vor allem außerhalb der CSU.
So kämpfte er anders als die CSU für ein generelles Tempolimit auf Autobahnen; als die schwarz-gelbe Koalition 2010 die Laufzeitverlängerung aller Atomkraftwerke beschloss, stimmte Göppel im Bundestag dagegen, als einziger CSUler. Umgekehrt votierte er für Anträge etwa der Grünen, wenn sie ihm sinnvoll erschienen. Das machte Göppel in der Umweltpolitik zu einer moralischen Instanz, auch, weil er sich seine Unabhängigkeit bewahrt hatte.
Schöpfung bewahren
Die Medien machten ihn zum "grünen Gewissen der CSU". Der Konservative verstand die Natur als Schöpfung, die der Mensch bewahren müsse. Er suchte den Ausgleich zwischen Ökologie und Ökonomie, nach Wegen, die beides in Einklang bringen und gründete 1986 in Mittelfranken einen der ersten deutschen Landschaftspflegeverbände.
CSU-Chef Markus Söder lobt posthum die Verdienste des Herriedeners. Göppel habe als Leiter des CSU-Umweltarbeitskreises "seine Partei geprägt, geprüft und oft auch vorangetrieben", sagt Söder. Er sei "ein umweltpolitischer Visionär und seiner Zeit voraus" gewesen.
Der Zeit voraus
Wie sehr er seiner Zeit voraus war, bewies er 2013, als Angela Merkel eine Koalition aus Union und SPD schmiedete. Göppel saß am Verhandlungstisch in der Arbeitsgruppe Energie. Den Koalitionsvertrag lehnte er im Parlament dennoch ab. Er hielt die Zentralisierung der Energiewende für einen Fehler, eine Position, für die er heute Beifall bekäme.
In seiner Heimat war der CSU-Politiker beliebt. Er holte seine Mandate im Wahlkreis Ansbach stets direkt, bei den Land- wie den Bundestagswahlen. Auch daraus schöpfte er die Kraft für seine Position, die er in der CSU behauptete. Der Widerstand, der ihm dort entgegenschlug, beeindruckte ihn wenig.
Nierenleiden
2017 verzichtete Josef Göppel auf eine erneute Kandidatur für den Bundestag und setzte seine Schwerpunkte außerhalb der Parlamente. Er kämpfte fortan für das Volksbegehren gegen den Flächenfraß, wandte sich 2018 gegen den Rechtsruck der CSU-Führung und legte im gleichen Jahr Verfassungsbeschwerde gegen die Bundesrepublik ein. Sie unternehme zu wenig gegen den Klimawandel, so sein Vorwurf.
Seit den 1990er Jahren kämpfte Göppel mit einem Nierenleiden. Die Organspende seiner Frau verschaffte ihm nur fünf ruhigere Jahre. Jetzt ist Joseph Göppel gestorben, im Alter von 71 Jahren.