Umwelt, Gesundheit und Moral: Das macht Fleisch-Ersatzprodukte wirklich aus

Milena Kühnlein

E-Mail zur Autorenseite

19.4.2021, 09:26 Uhr
Vegane kauen nur am Salatblatt? Dieses Vorurteil trifft seit Jahren nicht mehr zu. Die Vielfalt an Ersatzprodukten ist mittlerweile auch in deutschen Supermärkten groß.

© LikeMeat GmbH, obs Vegane kauen nur am Salatblatt? Dieses Vorurteil trifft seit Jahren nicht mehr zu. Die Vielfalt an Ersatzprodukten ist mittlerweile auch in deutschen Supermärkten groß.

Menschen seien wandelnde Grabstätten, soll Leonardo da Vinci einmal gesagt haben und meinte damit das Fleisch in deren Mägen. Der Universalgelehrte ernährte sich angeblich fleischlos und hätte dafür heute, gut 500 Jahre nach seinem Tod, eine satte Auswahl.

Fleischersatzprodukte in vegetarischer oder veganer Form sind mittlerweile in fast jedem Discounter erhältlich. Die Nachfrage ist da. Im Jahr 2020 gab es etwa eine Million Menschen in Deutschland, die mehrmals pro Woche Fleischersatzprodukte konsumierten.

Die Wursthersteller der Rügenwalder Mühle verbuchten im Juli 2020 erstmals mehr Umsatz mit fleischlosen Alternativen als mit klassischer Wurst. Wie das Handelsblatt aktuell berichtete, käme das Unternehmen wegen der hohen Nachfrage sogar an seine Kapazitätsgrenzen. Diese neue, große Auswahl an Ersatzprodukten könnte ein Grund sein, warum der Konsum im letzten Jahr auf ein Rekordtief gesunken ist.

Fleischkonsum ist rückläufig

Mit 57,3 Kilogramm pro Person war der Fleischverzehr so niedrig wie noch nie seit Beginn der Berechnung im Jahr 1989. Die Fleischproduktion und der Außenhandel verzeichneten zudem einen Rückgang. Das geht aus den vorläufigen Zahlen der Versorgungsbilanz Fleisch hervor, die das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) jüngst vorgestellt hat.

Demnach wurden im Vergleich zum Jahr 2019 pro Person insgesamt 750 Gramm weniger Fleisch pro Woche gegessen. "Während die Menschen 940 Gramm weniger Schweinefleisch und 40 Gramm weniger Rind- und Kalbfleisch aßen, stieg der Verzehr von Geflügelfleisch um 180 Gramm an", heißt es seitens des Bundesamt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).

Daran könnte die Generation im Alter der 15- bis 29-Jährigen ihren Anteil haben: Laut einer repräsentativen Umfrage des aktuellen "Fleischatlas 2021" von der Heinrich-Böll-Stiftung, dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland und Le Monde Diplomatique verzichten aus dieser Gruppe rund 13 Prozent auf Fleisch. Das sind rund doppelt so viele wie in der Gesamtbevölkerung.

"Fleisch-Boom" in Indien und China

Weltweit steigt die Nachfrage nach Fleisch wegen des Wirtschafts- und Bevölkerungswachsums jedoch an. In einigen asiatischen Ländern wird Geflügel und Co. immer beliebter. Mit Blick auf Indien und China sprechen manche sogar von einem "Fleisch-Boom". Trotzdem scheint sich in Deutschland gerade etwas zu tun.