Bangen um Stimmen
Ungefiltert und kompakt: Was ein TV-Duell bei Wählern bewirken kann
09.02.2025, 05:00 Uhr![Großflächige Wahlplakate zeigen Bundeskanzler Olaf Scholz (l, SPD) und Friedrich Merz, Unions-Kanzlerkandidat und CDU-Bundesvorsitzender, an einer Straße in Schöneberg. Am 09.02. findet das erste TV-Duell vor der Bundestagswahl mit dem Amtsinhaber und dem Herausforderer statt. Großflächige Wahlplakate zeigen Bundeskanzler Olaf Scholz (l, SPD) und Friedrich Merz, Unions-Kanzlerkandidat und CDU-Bundesvorsitzender, an einer Straße in Schöneberg. Am 09.02. findet das erste TV-Duell vor der Bundestagswahl mit dem Amtsinhaber und dem Herausforderer statt.](https://images.nordbayern.de/image/contentid/policy:1.14573650:1739019651/07022025_Berlin_Grossflaechige_Wahlplakate_zeige.jpg?f=16%3A9&h=816&m=FIT&w=1680&$p$f$h$m$w=d631462)
Der Bundestagswahlkampf geht in seine finale und heiße Phase. Aktuell schicken die großen Parteien deswegen ihre Spitzenkandidatinnen und -kandidaten in Talkshows, Duelle und in die Wahlkampfarena - für sie folgt Termin auf Termin. Doch wie viel verändert ein Auftritt im Fernseher?
Politikforscher: 15 bis 20 % der Zuschauer werden beeinflusst
Besonders attraktiv ist das Format des TV-Duells, da die Kandidatinnen und Kandidaten während ihres Auftritts so viele Menschen wie nie sonst im Wahlkampf erreichen. 2002 verfolgten 15,26 Millionen Zuschauende das TV-Duell zwischen Gerhard Schröder und dem damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber. Auch vor der letzten Bundestagswahl sahen rund elf Millionen Menschen das Triell zwischen Armin Laschet (CDU), Annalena Baerbock (Bündnis 90/die Grünen) und Olaf Scholz (SPD), berichtet "BR24".
Kommunikationswissenschaftler Marcus Maurer erklärt im Gespräch mit dem "ARD"-Hauptstadtstudio, dass die TV-Debatten Wahlkämpfe in "Miniaturformat" seien. Für unentschlossene Wähler können die Duelle der "letzte Schubser sein". Sie sind deswegen wichtig, "weil sie den Zuschauern einen direkten, ungefilterten Eindruck von den Kandidaten vermitteln", erklärt Maurer gegenüber der "Deutschen Presseagentur" (dpa). Die Bedeutung habe aber wegen der hohen Frequenz von Sendungen in ähnlichen Konstellationen "wahrscheinlich eher etwas abgenommen".
Laut Politikprofessor Jürgen Maier ändern im Mittel 15 bis 20 % der Zuschauer einer solchen TV-Debatte ihre Wahlabsichten. Gegenüber "Deutschlandfunk" betont Maier ebenfalls, dass die Duelle eine einmalige Gelegenheit seien, wo die Politikerinnen und Politiker ungefiltert und auch ohne Kosten ein großes Publikum erreichen.
Im Gespräch mit der "dpa" erklärt Forsa-Chef Manfred Güllner, dass trotz wichtiger Bedeutung der Duelle dieses Mal eine Besonderheit besteht: "Bei dieser Wahl hat die Inflation von ‚Kanzlerkandidaten‘ zur Entwertung dieses Begriffs geführt und dürfte insofern auch die Bedeutung der Diskussionen zwischen den Kandidaten relativieren." Wegen der "herrschenden Ratlosigkeit vieler Wahlberechtigter" könnten die Debatten dennoch Einfluss auf die Wahlentscheidung haben.
Duell und "Quadrell": Wann die Spitzenkandidatinnen und -kandidaten aufeinander treffen
Das erste Duell findet diesen Sonntag, 09. Februar, zwischen Bundeskanzler Olaf Scholz und Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz statt. Im "Ersten" als auch im "ZDF" wird die Debatte live zu sehen sein. Moderiert wird die Sendung von Sandra Maischberger und Maybrit Illner. Im Interview mit der "ARD" erwähnt Maischberger ebenfalls, dass viele Umfragen die Unschlüssigkeit der Wählerinnen und Wähler zeigen. "Da kann ein solches direktes Aufeinandertreffen des Kanzlers und des Oppositionsführers durchaus zur letzten Meinungsbildung beitragen."
Nach dem Zweier-Duell zwischen Scholz und Merz treffen beide eine Woche später am Sonntag, 16. Februar, für eine große Vierer-Debatte auf Robert Habeck (Grüne) und Alice Weidel (AfD). Die Privatsender "RTL" und "ntv" werden das Gespräch um 20.15 Uhr übertragen. Vor dem "Quadrell" werden um 19 Uhr Sahra Wagenknecht (BSW), Christian Lindner (FDP) und Gregor Gysi (Die Linke) aufeinandertreffen.
Am Mittwoch vor der Wahl werden Merz und Scholz am 19. Februar erneut im Rahmen eines TV-Duells aufeinander treffen. Veranstalter ist in diesem Fall "WELT TV" und "bild.de". Alle Spitzenkandidatinnen und Spitzenkandidaten der Parteien, die aktuell in Fraktions- oder Gruppengröße im Deutschen Bundestag vertreten sind, kommen am darauffolgenden Tag, 20. Februar, zur "Schlussrunde" ("ARD") zusammen.