Wahl
Wahl in Sachsen-Anhalt: Laschet kann aufatmen, Grüne sind entzaubert
6.6.2021, 18:12 UhrDa fielen Armin Laschet tonnenweise Steine vom Herzen: Der CDU-Chef blickte wohl am angespanntesten auf diesen letzten Stimmungstest vor der Bundestagswahl.
Bange Frage: Wie schneidet seine Union und damit auch er als Kanzlerkandidat ab? Manche Umfragen sahen die AfD vor der CDU. Und lagen gewaltig daneben: Die Union ist der Sieger der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt.
Eine echte Überraschung, die so deutlich niemand auf dem Schirm hatte. Die AfD verliert sogar leicht. Die Folge des Wahlabends: Es wird für die CDU deutlich leichter als bisher, ein Bündnis gegen die AfD zu schmieden.
Reiner Haseloff kam gut an
Das unerwartet gute Abschneiden dürfte die CDU weniger Armin Laschet als Reiner Haseloff zu verdanken haben: Der Ministerpräsident regiert das kleine Bundesland ruhig und solide. Landtagswahlen sind, siehe zuletzt die Erfolge von Winfried Kretschmann und Malu Dreyer, auch Persönlichkeitswahlen. Haseloff konnte punkten. Das half nun der Union.
Und auch die deutlich spürbare Entspannung in der Corona-Krise: Dass sich die Lage zu normalisieren beginnt, das hilft der Regierungspartei. Und es nimmt vor allem der AfD mit ihrem corona-kritischen Kurs Wind aus den Segeln.
Ratlose "Querdenker": Ihr Protest verstummt
Der Protest auch auf der Straße fällt zusehends in sich zusammen, die "Querdenker" verfolgen ratlos, wie jene Freiheiten wieder zurückkommen, deren dauerhaftes Aus sie an die Wand gemalt hatten. Die angebliche "Corona-Diktatur" ist eben doch eine ziemlich lebendige Demokratie.
Was bedeutet das nun für die Bundestagswahl? Nicht sehr viel. Sachsen-Anhalt hat halb so viele Einwohner wie Berlin. Einen eindeutigen Trend gibt es nicht. Zudem kann in den dreieinhalb Monaten bis zur Entscheidung am 26. September viel passieren.
Wie schnelllebig die Politik ist
Die Schnelllebigkeit der Politik erleben aktuell am heftigsten die Grünen: Vor ein paar Wochen sah es noch so aus, als steuere Annalena Baerbock schnurstracks ins Kanzleramt.
Doch nun sinken ihre Umfrage-Werte, und in Sachsen-Anhalt gelang nur ein minimales Plus. Sieger sehen anders aus.
Schnitzer und Schwächen
Baerbock selbst trägt Mitverantwortung für diesen Dämpfer, mit Auftritten und Aussagen, die nun zum einen ganz anders gewichtet werden als vor ihrer Kanzlerkandidatur. Und die zum anderen nicht frei waren von Schnitzern und Schwächen.
Die Linke verlor deutlich; sie ist nicht mehr, wie einst, die Protest-Partei. Diese Rolle übernahm die AfD, die leicht verlor, aber zweitstärkste Kraft bleibt. Jede(r) Fünfte im Land wählte eine Partei, die zusehends nach ganz rechts abdriftet - was im Osten viele nicht zu stören scheint.
Die SPD unter "Ferner liefen"
Die SPD unter "Ferner liefen": Das ist schon keine Überraschung mehr. Die Sozialdemokraten können tun und lassen, was sie wollen: Der Funke springt nicht über, da mag Olaf Scholz noch so sehr (und zu durchsichtig) den Ost-Versteher geben vor der Wahl.
Der aufsteigende Trend der FDP hält an, sie schafft die Rückkehr in den Magdeburger Landtag.
Und Armin Laschet? Kann tief durchatmen. Er hat der Partei nicht geschadet, wie es viele befürchtet (oder insgeheim sogar gehofft) hatten, allen voran Markus Söder. Reiner Haseloff hatte sich Söder als Kanzlerkandidaten erhofft, nun zeigt sich: Auch ohne diesen (möglichen) Rückenwind bleibt er im Amt.
Die CDU kann trotz Laschet punkten; vielleicht kann sie es sogar mit ihm. Er scheint auf einen Kurs zu setzen, mit dem schon Angela Merkel durchkam: möglichst wenig Ecken und Kanten zeigen und darauf setzen, dass viele im Zweifel doch für die Partei votieren, die Stabilität zu garantieren scheint.
Das Rennen ist offen
Der "echte" Wahlkampf wird nun Fahrt aufnehmen. Und er wird spannend. Das Rennen um die Merkel-Nachfolge ist offener denn je. Armin Laschet hat bessere Karten als viele dachten, die von Annalena Baerbock sind schlechter geworden.
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