Weniger Straftaten insgesamt

Fürth muss Titel nach 20 Jahren abgeben - sicherste Großstadt Bayerns bleibt in Mittelfranken

24.03.2025, 16:20 Uhr
Das Polizeipräsidium Mittelfranken veröffentlichte seine Kriminalstatistik für 2024.

© Boris Roessler/dpa Das Polizeipräsidium Mittelfranken veröffentlichte seine Kriminalstatistik für 2024.

„Wir freuen uns außerordentlich, konstatieren zu können, dass es sich - trotz einer Vielzahl von auch lokal wahrnehmbaren Krisen im In- und Ausland - in Mittelfranken sicher leben lässt“ erklärte Polizeipräsident Adolf Blöchl bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik 2024 am Montag. Tatsächlich verzeichnete die mittelfränkische Polizei im vergangenen Jahr mit 75.898 Straftaten (exklusive ausländerrechtliche Verstöße) im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang von 8 Prozent. Dieser Rückgang ist laut Kriminaldirektor Heinz Hanisch nicht nur „beeindruckend“, sondern stellt „den stärksten Rückgang in ganz Bayern“ dar.

Blickt man auf die Gesamtzahl der Straftaten, in welche auch ausländerrechtliche Verstöße eingerechnet werden, ist ein Rückgang um 8,7 Prozent zu verzeichnen. Somit wurden im Jahr 2024 insgesamt 79.736 Straftaten erfasst – das ist abgesehen von den Pandemiejahren 2020 und 2021 der niedrigste Wert der vergangenen 20 Jahre.

Diese Straftaten wurden im Jahr 2024 öfter oder seltener begangen

Weniger erfreulich ist indes ein Blick auf die Art der begangenen Straftaten im Hinblick auf Sexualdelikte. Zwar ging die Anzahl der Sexualdelikte im öffentlichen Raum im Vergleich zum Vorjahr um insgesamt 3,7 Prozent zurück, der Rückgang betrifft aber insbesondere Belästigung. Schwerere Fälle, nämlich Vergewaltigungsdelikte, stiegen von 48 Fällen im Jahr 2023 auf 66 Fälle im Jahr 2024 an.

Bei Körperverletzungsdelikten (-10,7 Prozent), Straftaten der gefährlichen oder schweren Körperverletzung (-10,3 Prozent) und Gewaltdelikten im öffentlichen Raum (-8,4 Prozent) senkte sich die Anzahl der Fälle im vergangenen Jahr.

Besonders umfangreiche Veränderungen fallen bei Betrugsdelikten auf: Im Feld des Callcenter-Betrugs vermeldet die Polizei Mittelfranken eine immense Steigerung um 40,1 Prozent bei betrügerischen Telefonanrufen. WhatsApp und Co. verloren an Relevanz für Betrüger, bei Betrugsdelikten über Messengerdienste verzeichnete die Polizei einen erheblichen Rückgang um satte 78,2 Prozent. Der entstandene Entwendungsschaden beläuft sich im Jahr 2024 auf über 5,5 Millionen Euro und befindet sich damit auf hohem Niveau.

Ebenfalls auf hohem, aber in diesem Fall erfreulich hohem Niveau, ist die Aufklärungsquote der Polizei Mittelfranken. Diese sank zwar im Vergleich zum Vorjahr um minimale 1,7 Prozent, liegt mit 66,1 Prozent aber noch immer über dem bayerischen Durchschnitt.

So entwickelten sich die Anteile der Tatverdächtigen

Natürlich spielen bei der jährlichen Kriminalitätsanalyse nicht nur die Anzahl und Art der begangenen Straftaten eine Rolle, sondern auch die Täter und Tatverdächtigen, die damit in Verbindung stehen. Insgesamt ermittelte das Polizeipräsidium Mittelfranken im vergangenen Kalenderjahr 36.060 Tatverdächtige, bei über 75 Prozent handelt es sich um erwachsene Männer.

57,5 Prozent der Tatverdächtigen sind Deutsche – ihr Anteil an der Gesamtkriminalität sank aber verglichen mit 2023 um 10,5 Prozent. Zugleich stieg der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen, die einen Bevölkerungsanteil von 17,2 Prozent ausmachen, erneut an: Mit 42,6 Prozent befindet er sich auf dem höchsten Niveau der letzten zehn Jahre. Die Zahl der tatverdächtigen „Zuwanderer“ sank hingegen um 20,8 Prozentpunkte.

In der öffentlichen Wahrnehmung stehen Ausländer zunehmend in Zusammenhang mit Messerdelikten – auch dieses Thema, das offiziell unter dem Titel „Delikte unter Verwendung eines Messers“ läuft, ist Teil der Kriminalitätsstatistik. In Mittelfranken ereigneten sich im vergangenen Jahr 298 erfasste Delikte, von denen 92,3 Prozent aufgeklärt wurden. Mehr als die Hälfte der Tatverdächtigen, nämlich 56,7 Prozent, sind Nichtdeutsche – davon wiederum stammen 19,4 Prozent aus der Gruppe der Zuwanderer.

Erfreulicherweise verringerte sich die Kinder- und Jugenddelinquenz um 12,4 Prozent.

Fürth nach Jahrzehnten an der Spitze verdrängt

In der Pressemitteilung vermeldet die Polizei Mittelfranken eine „Wachablösung“: Erstmals nach 20 Jahren in Folge muss die Stadt Fürth den Titel als „sicherste Großstadt mit mehr als 100.000 Einwohnern in Bayern“ abgeben.

Mit 4.624 Fällen pro 100.000 Einwohner liegt Fürth knapp hinter dem neuen Spitzenreiter, der ebenfalls aus Mittelfranken kommt: In Erlangen lag die Häufigkeitszahl bei 4.489 Straftaten. Insgesamt liegt der Wert der erfassten Straftaten pro 100.000 Einwohner im gesamten Zuständigkeitsbereich der Polizei Mittelfranken bei 4.182 Straftaten.