Der Lebensmittel-Check
Besonders beliebt im Herbst: Ist die Zwetschge wirklich so eine Vitaminbombe?
26.10.2021, 09:10 UhrMit einer blau-violetten Färbung, länglich, ein bisschen spitzer als die Pflaume kommt sie daher: Die Zwetschge. Sie ist eine Sorte von etwa 2000 Pflaumenarten und vor allem in Bayern zur Saison ein echter Renner.
Vielseitigkeit
Klein und unscheinbar wirkt die Zwetschge neben der etwas runderen und glänzenden Pflaume. Unterscheiden lassen sich die beiden verwandten Sorten aber nicht nur äußerlich, sondern auch durch ihre inneren Werte. Obstbäuerin Andrea Weiglein gibt Hilfestellung beim Erkennen der Zwetschge: "Ihr grün-gelb gefärbtes Fruchtfleisch ist ein erstes Identifikationsmerkmal."
Ein Biss in die Frucht gibt weiteren Aufschluss über die Sorte: "Im Gegensatz zur Pflaume ist ihre 'kleine Schwester' etwas säuerlicher und hat ein festeres Fruchtfleisch." Durch viele Kreuzungen gibt es inzwischen so viele Sorten, dass das "typische Bild der Frucht nicht mehr so einfach zu erkennen ist", wie die Expertin weiter erklärt. Verstecken muss sich die Zwetschge aber nicht. Denn, wie Obstbäuerin Andrea Weiglein verrät, gibt es nochmal mehr als 50 Untersorten in der Zwetschgenfamilie.
So vielseitig wie die Verwandtschaft ist, sind auch die Einsatzmöglichkeiten des Steinobstes. Neben dem klassischen Zwetschgen-Datschi aus Hefeteig, der in Bayern zur Saison aus keiner Bäckerei wegzudenken ist, hat die violette Frucht noch mehr zu bieten.
Wer denkt, Zwetschgen lassen sich nur gut als Süßspeisen einsetzen, hat sich getäuscht. Saucen aus der Frucht sind hervorragende Begleiter zu Geflügel oder Wild.
Wer das Streuobst aufbewahren möchte, kann es trocknen oder zu Marmelade oder Kompott verarbeiten. Liebhaber des hochprozentigen Alkohols kommen bei der Zwetschge auch nicht zu kurz, denn die Frucht lässt sich auch in Schnaps umwandeln. Egal, ob man sie süß, flüssig oder doch lieber deftig genießt: Zwetschgen sind kulinarische Alleskönner. Von uns gibt es deshalb fünf von fünf Punkten in Sachen Vielseitigkeit.
Der Gesundheits-Check
Die länglich-ovale Frucht kann auch mit gesundheitlichen Aspekten punkten. Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale Bayern lobt die sekundären Pflanzenstoffe, die Flavonoide. Diese haben eine antioxidative Wirkung. Sie können freie Radikale, denen wir permanent ausgesetzt sind, im menschlichen Organismus binden und unschädlich machen. Die Zwetschge kann also ein natürlicher Schutz vor Krebserkrankungen sein und bei Rheuma und Osteoporose helfen. Weiterhin ist sie reich an Vitamin A, das wir unter anderem für Augen und Schleimhäute benötigen. Außerdem steuert die Zwetschge noch einiges mehr an Vitaminen bei: Vitamin B als Stoffwechselvitamin, C-Vitamine, um die freien Radikale abzufangen und Vitamin E für den Zellschutz.
Sowohl frisch als auch getrocknet ist das Obst für seine verdauungsfördernde Wirkung und so auch als natürliches Abführmittel bekannt. Für die gedörrte Variante gibt Ernährungsberaterin Krehl Bayern einen Hinweis: "Trocknet man die Frucht, wird ihr das Wasser entzogen. Dadurch erhöht sich ihr Fruchtzuckergehalt, was viel Energie, aber auch Kalorien liefert."
Auch hier also: volle Punktzahl!
Die Umweltbilanz
Dass sie aus der Region stammt, tut auch der Öko-Bilanz der Zwetschge gut. Das Institut für Energie und Umweltforschung gibt an, dass nur 130 Gramm Kohlendioxid auf 100 Gramm Zwetschge kommen. Dieser Wert ist auch dem Umstand zu verdanken, dass der Zwetschgenbaum das Kohlendioxid wieder in Sauerstoff umwandelt, erklärt Daniela Krehl. Wer auf umweltbewussten Konsum achten will, sollte bis Ende August warten mit dem Zwetschgenkauf. Ab da kann man sich sicher sein, heimische Produkte zu bekommen, so Krehl.
Die Obstexpertin Andrea Weiglein hat noch einen Tipp: "Da Zwetschgen nicht nachreifen, sollte man beim Kauf darauf achten, dass sie nicht zu fest sind. Werden sie reif geerntet, eignen sie sich nicht nur zum Verarbeiten, sondern schmecken auch unheimlich lecker."