Versteckte Preiserhöhungen
Steigende Kosten in der Gastronomie: So tricksen Restaurants bei ihren Preisen
18.5.2022, 09:06 UhrDie Butter über drei Euro, der Liter Speiseöl für mehr als vier Euro und drastisch gestiegene Preise für Strom und Personal: Die Gastronomie steuert in schwere Zeiten. Hatten sich viele nach der Corona-Krise ruhigeres Fahrwasser gewünscht, wird nun immer deutlicher, dass die Lage angespannt bleibt. Um weiterhin ordentlich wirtschaften zu können, müssen Gastronominnen und Gastronomen ihre Preise erhöhen - auf die Gefahr hin, dabei Gäste zu verlieren, die die Preissteigerungen nicht mittragen möchten oder finanziell nicht in der Lage dazu sind.
Einige Cafés oder Restaurants greifen deshalb auf andere Mittel zurück und senken ihrerseits die Kosten, um weiter rentabel arbeiten zu können. Wir verraten, worauf Sie als Gast achten müssen - und welche Maßnahmen die Gastronominnen und Gastronomen nutzen.
Kleinere Portionen
Das ist wohl eines der einfachsten Mittel: Wer weniger Wareneinsatz hat, verdient bei gleichbleibendem Preis mehr am Gericht. In manchen Restaurants gibt es statt zwei Schnitzel auf dem Teller nur noch eines, zur Brotzeitplatte gibt es weniger Käse und Brot oder das Kuchenstück wird etwas kleiner. Das funktioniert aber nur bedingt, denn: Die Kosten für Energie oder Personal bleiben in diesem Fall nahezu unverändert.
Aufpreis für Extras
Dieses Vorgehen ist an sich auch nichts neues und völlig legitim: Wer Extras haben möchte, muss dafür zahlen. Doch manche Gastronominnen und Gastronomen sind hier nun genauer als vorher. Gehörten Zucker und Süßstoff zum Kaffee, die Hafermilch statt Kuhmilch oder Ketchup und Mayo zu den Pommes vorher noch zum Service, sind solche Extras nun finanziell nicht mehr machbar.
Alibi-Zutaten
Hinter Speisekarten steckt auch immer viel Psychologie. Durch die enorm gestiegenen Kosten sind viele Gastronominnen und Gastronomen gezwungen, neue Speisekarten drucken zu lassen - und manche nutzen das, um die Gerichte noch etwas besser dastehen zu lassen. Angepasste Formulierungen, detaillierter beschriebene Zutaten (zum Beispiel in Sachen Herkunft) oder tatsächliche Änderungen am Gericht rechtfertigen in vielen Fällen einen höheren Preis.
Fehlende Beilagen
Auch hier versuchen Wirtinnen und Wirte, die Kosten niedrig zu halten. In manchen Restaurants wird deshalb beispielsweise der Beilagensalat gestrichen und durch die Option auf eine gegen Aufpreis zu erwerbende Salatschale ersetzt, zum Hauptgericht sind die Beilagen nun extra zu bestellen - wie es in einigen Lokalen ohnehin schon Standard ist.
Kleinere Gläser
Auf diese versteckte Preiserhöhung müssen Gäste besonders achten: Lokale berechnen für das Bier, den Wein oder die Cola den selben Preis wie zuvor, schenken ihn nun aber in kleineren Gläsern aus. "Wir sehen, dass seit Wochen die Nachfrage nach Gläsern und Bechern zunimmt", erklärt ein Metro-Mitarbeiter aus München auf Anfrage von Focus Online hierzu. Und wenn im Glas dann noch ein paar Eiswürfel sind, ist der Wareneinsatz bei Getränken sogar noch niedriger.
Was können Gäste tun?
Grundsätzlich sollten Gäste Verständnis dafür haben, dass Wirtinnen und Wirte die Preise erhöhen müssen. Wie bei allen Deutschen ist der Alltag für sie merklich teurer geworden. Laut dem Geschäftsführer des Deutsche Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga in Bayern, Thomas Geppert, sind "Preisanpassungen im Gastgewerbe dieses Jahr unumgänglich". Jeder fünfte Gastgeber denkt einer Umfrage des Verbands sogar darüber nach, den Betrieb ganz aufzugeben.
Um böse Überraschungen zu vermeiden, sollten Gäste sich die Speisekarte ganz genau ansehen und auch auf Mengenangaben - insbesondere bei Getränken - achten. Meist hilft auch eine Nachfrage beim Personal oder ein Blick auf umliegende Teller, wenn Sie sich unsicher sind, wie groß die Portionen sind. Und sollten Sie Extras verlangen, fragen Sie vorher nach, was diese kosten würden.
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