Psychologie

Immer motiviert und Spaß an der Arbeit? Das bedeutet „intrinsische Motivation“

Elias Thiel

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8.7.2024, 07:27 Uhr
Lernen ist leichter mit intrinsischer Motivation.

© imago images/Image Source Lernen ist leichter mit intrinsischer Motivation.

In diesem Artikel:

Viele Menschen finden ihre Triebkraft in äußeren Faktoren - Geld, Belohnungen, Lob oder auch die Angst vor Strafen. Das alles braucht man nicht unbedingt, wenn man intrinsisch motiviert ist.

Die sogenannte "intrinsische Motivation" wird als die bedeutendste und kraftvollste Motivationsform betrachtet, da sie von selbst entsteht und zu Höchstleistungen anspornt, selbst wenn Hindernisse auftreten.

In diesem Artikel erfahren Sie alles über die Bedeutung der inneren Motivation, erhalten Beispiele für die intrinsische Motivation und finden einen Überblick über die besten Tipps, um Ihre intrinsische Motivation zu fördern.

Intrinsisch (lateinisch "intrinsecus" = inwendig, einwärts) bedeutet, dass etwas aus sich selbst heraus entsteht oder kommt, ohne äußere Einflüsse. Demnach bezieht sich der Begriff "intrinsisch" auf innere Antriebskräfte oder Qualitäten, die unabhängig von äußeren Umständen oder Belohnungen sind.

Obwohl es keine einheitliche Definition für intrinsische Motivation in der Literatur gibt, herrscht Einigkeit darüber, dass intrinsisch motiviertes Verhalten um seiner selbst willen erfolgt und nicht bloß ein Mittel für einen anderen Zweck ist.

Zusätzlich dazu soll intrinsische Motivation dazu beitragen, dass man sich gut gelaunt in eine Aufgabe vertieft und in dieser aufgeht - ein Zustand, in dem man stundenlang weitermachen könnte, ohne dass man überhaupt merkt, wie viel Zeit verstreicht. Das bezeichnet man auch als "Flow". Er tritt besonders dann auf, wenn wir etwas tun, was zu unseren Interessen passt oder unserer Persönlichkeit entspricht. Die Aufgabe macht uns also Freude oder erscheint interessant und sinnvoll.

Intrinsische Motivation hängt auch eng mit Selbstbestimmung zusammen. Um diese Art der Motivation zu erleben, muss man das Gefühl haben, dass man diese Aufgabe freiwillig erledigt. Man wird also nicht gezwungen oder durch eine Belohnung geködert, sondern tut etwas, weil man selbst das möchte.

Forschungsergebnisse stimmen darin überein, dass intrinsisch motiviertes Verhalten positive Konsequenzen nach sich zieht, darunter eine gesteigerte Kreativität, verbesserte Lernleistungen, erhöhte Flexibilität im Denken und eine positivere emotionale Verfassung.

In der Vergangenheit war man der Ansicht, dass intrinsische Motivation durch zusätzliche Anreize oder Belohnungen (beispielsweise Geld) vermindert wird. Allerdings zeigt sich, dass solch ein negativer Einfluss nur unter spezifischen Bedingungen auftritt, die leicht umgangen werden können: Die intrinsische Motivation für eine Tätigkeit nimmt nur dann ab, wenn Personen ausschließlich für die Ausführung der Aufgabe selbst belohnt werden und es egal ist, ob sie diese gut oder schlecht erledigt haben.

Damit intrinsische Motivation zustande kommt, sollte die Tätigkeit weder über- noch unterfordernd sein. Somit wird man in angemessener Weise gefordert und erlebt weder Langeweile noch Überlastung.

Intrinsische Motivation kann in nahezu jedem Lebensbereich auftreten. Dazu gehören die folgenden Beispiele:

Schule

Die intrinsische Lernmotivation in der Schule ist geprägt von einem inneren Antrieb und persönlichem Interesse an den Lehrinhalten. Schüler, die intrinsisch motiviert sind, wählen ihre Fächer und vertiefen den Stoff aus eigenem Interesse, aus Neugier und dem Wunsch nach Verständnis. Ihre Motivation beruht nicht allein auf äußeren Belohnungen oder dem Druck von außen, sondern auf dem Wunsch, Wissen zu erwerben und sich intellektuell weiterzuentwickeln.

Beruf

Vor allem im Beruf benötigen Mitarbeiter intrinsische Motivation, um langfristig glücklich und erfolgreich zu sein. Wer sich nur aufgrund von Erwartungen oder Geld zur Arbeit schleppt und keinen Sinn in ihr sieht, wird auf Dauer wahrscheinlich unzufrieden, frustriert und unmotiviert sein. Langfristiges berufliches Glück und Erfolg sind deutlich wahrscheinlicher, wenn Mitarbeiter ihrer Arbeit mit intrinsischer Motivation nachgehen, die von persönlicher Begeisterung, echtem Interesse und Freude an der Tätigkeit getragen wird.

In unserem Beitrag lesen Sie, was Sie tun können, wenn Sie keine Lust auf Arbeit haben.

Sport

Auch beim Sport ist intrinsische Motivation essenziell für langfristigen Erfolg und persönliches Wohlbefinden. Wenn jemand eine sportliche Aktivität aus innerer Freude ausübt, trainiert er vermutlich häufiger und bleibt auch langfristig dran.

Interessiert man sich nur für die Belohnung - ein Gewichtsziel, ein gutes Abschneiden bei einem Wettbewerb oder eine bestimmte Kilozahl, die man stemmen will - kann das auch motivieren. Die Motivation ist aber größer, wenn man gerne und freiwillig Sport macht und sich von einer sportlichen Herausforderung begeistern lässt.

Kreative Hobbys

Die intrinsische Motivation ist gleichzeitig auch bedeutsam bei der Ausübung von kreativen Hobbys. Wer gerne malt, schreibt oder musiziert, tut dies in der Regel aus innerem Antrieb, weil die Tätigkeit Freude bereitet und eine persönliche Leidenschaft widerspiegelt.

Gesunde Ernährung

Die intrinsische Motivation kann auch eine Rolle bei der Umstellung auf eine gesunde Ernährung spielen. Wenn sich jemand aus eigenem Antrieb dazu entscheidet, seine Ernährungsgewohnheiten zu verbessern, und das als spannende Herausforderung sieht, wird vermutlich langfristig mehr Erfolg haben als jemand, der nur auf Wunsch des Partners abnehmen möchte und selbst gar keine Lust auf eine Diät hat.

Im Gegensatz zur inneren Antriebskraft steht die extrinsische Motivation, die durch äußere Reize hervorgerufen wird. Hierbei liegt der Fokus auf dem Verlangen nach Belohnung, Anerkennung oder der Vermeidung von Bestrafung.

Typische Auslöser für extrinsische Motivation sind:

  • Finanzielle Anreize (zum Beispiel Bezahlung oder Beförderung)
  • Angst vor einer Kündigung
  • Streben nach Status und Anerkennung
  • Erwartungen anderer (Eltern, Partnern, Freunden oder der Gesellschaft)

Bei dieser Form der Motivation handelt es sich um das Streben nach Zielen, die durch klare Vorteile und äußere Belohnungen charakterisiert sind, einschließlich der Akzeptanz und Zugehörigkeit zu einer Gruppe.

Intrinsische und extrinsische Motivation existieren oftmals gleichzeitig. Selbst wenn eine Person Freude an ihrer Arbeit und einen inneren Antrieb verspürt, können gleichzeitig externe Anreize wie ein attraktives Gehalt oder die Möglichkeit eines beruflichen Aufstiegs motivierend wirken. Diese beiden Motivationsformen schließen einander nicht aus.

Nun stellen sich natürlich die Fragen: Wie kann man intrinsische Motivation fördern? Welche intrinsischen Anreize gibt es? Um die intrinsische Motivation zu steigern, können verschiedene Schritte unternommen werden. Dazu gehören:

Autonomie

Menschen sollten die Möglichkeit erhalten, ihre Aufgaben und Ziele selbst zu wählen. Je mehr Kontrolle sie über ihre Arbeit haben, desto stärker wird ihre intrinsische Motivation sein. Um mehr Autonomie zu erlangen, kann man beispielsweise offen mit Vorgesetzten über bevorzugte Arbeitsmethoden kommunizieren, Eigeninitiative zeigen (zum Beispiel eigene Projekte oder Ideen vorstellen) oder seine flexiblen Arbeitszeiten optimal gestalten.

Sinnstiftende Ziele setzen

Klare und sinnvolle Ziele fördern die intrinsische Motivation. Daher sollte man versuchen,in jeder Tätigkeit einen Sinn zu entdecken. Wenn ich auf ein gesundes Frühstück wechsle, statt zuckrige Cornflakes zu essen, welchen Sinn hat das dann? Ich lebe gesünder und fühle mich langfristig besser in seinem Körper.

Herausforderung

Zudem kann man sich klare, erreichbare Ziele setzen. Diese sollten herausfordernd genug sein, um das Interesse und die Neugier zu wecken, aber gleichzeitig realistisch genug, um sie erreichen zu können.

Spaß fördern

Wer eine unangenehme Aufgabe erledigen muss, kann diese einfach mit etwas Schönem verbinden. Wie wäre es, wenn beim Putzen die Lieblingsmusik läuft oder beim Arbeiten ein leckerer Kaffee getrunken wird? Das steigert die Motivation, da man sofort mehr Spaß an der Tätigkeit hat.

Regelmäßige Pausen

Um intrinsisch motiviert zu sein und auch zu bleiben, sollte man sich regelmäßige Pausen gönnen. Damit behält man einen klaren Kopf, bekommt neue Motivation und ist gleichzeitig erholter und konzentrierter.

Selbstreflexion

Um die intrinsische Motivation zu fördern, sollte man sich zugleich regelmäßig Zeit für Selbstreflexion nehmen, also das eigene Denken, Fühlen und Handeln zu hinterfragen und zu analysieren.

Somit kann man herausfinden, was einem wirklich am Herzen liegt und welche Aufgaben oder Ziele einer intrinsischen Motivation entspringen.

Selbstbelohnung

Zudem sollte man selbst seine eigenen Erfolge und Fortschritte anerkennen. Daher sollte man (auch kleine) Meilensteine feiern und sich selbst Anerkennung schenken.

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