Immer mehr Kinder betroffen

Anaphylaktischer Schock: Diese Erste-Hilfe-Maßnahmen können Leben retten

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3.5.2024, 13:19 Uhr
Bienenstiche können bei einer schlimmen Allergie einen anaphylaktischen Schock auslösen.

© Mario Hösel via www.imago-images.de Bienenstiche können bei einer schlimmen Allergie einen anaphylaktischen Schock auslösen.

Ein anaphylaktischer Schock ist eine akute und lebensbedrohliche Reaktion des Immunsystems auf bestimmte Substanzen. Die häufigsten Auslöser sind Lebensmittel, Insektenstiche und Medikamente wie Antibiotika und Schmerzmittel. Innerhalb von Sekunden bis Minuten treten extreme Allergie-Symptome auf, die bis zum Kreislaufstillstand führen können. Somit handelt es sich um einen medizinischen Notfall.

Aber welche Symptome gibt es und noch wichtiger - was kann man bei einem anaphylaktischen Schock tun?

Was ist ein anaphylaktischer Schock?

Ein anaphylaktischer Schock (auch bekannt als allergischer Schock oder Anaphylaxie) ist eine schwerwiegende Überempfindlichkeit des Körpers auf Allergene. Die Symptome können den ganzen Körper betreffen: Haut, Schleimhäute, Atemwege, Magen-Darm-Trakt und den Kreislauf.

Was passiert bei einem anaphylaktischen Schock?

Bei einem anaphylaktischen Schock setzt das Immunsystem des Körpers bestimmte Antikörper frei, die eine Kettenreaktion auslösen. Es kommt zu Entzündungsprozessen im ganzen Körper, bei denen weitere Botenstoffe wie Histamin, Bradykinin und Prostaglandin ausgeschüttet werden. Diese bewirken die typischen Symptome.

Anaphylaktischer Schock: Welche Symptome gibt es?

Nach dem Kontakt mit einem Auslöser können sich die Symptome eines allergischen Schocks sehr schnell entwickeln. In der Regel kommt es innerhalb von Sekunden bis 20 Minuten nach dem Kontakt mit dem Stoff zu einer allergischen Reaktion. In seltenen Fällen erfolgt diese Reaktion bis zu einige Stunden verzögert. Die ersten Symptome sind oft leicht, beispielsweise ein Juckreiz, eine Rötung oder ein Hitzegefühl im Rachen. Im weiteren Verlauf kann sich die Lage aber deutlich verschlimmern. Wird der Zustand potenziell lebensbedrohlich, spricht man von einem anaphylaktischen Schock.

Typische Symptome eines allergischen Schocks sind:

  • Haut: Juckreiz, Quaddeln oder blasenartiger Ausschlag
  • Rachen, Mund und Rachen: Engegefühl im Hals, Anschwellen von Lippen, Rachen und Zunge, geschwollene Augenlider, Schluckbeschwerden, Heiserkeit, Kribbeln und metallischer Geschmack auf der Zunge
  • Atemwege: Atemnot, pfeifende oder keuchende Atmung
  • Magen und Darm: Übelkeit, Erbrechen, Krämpfe, Durchfall oder Blähungen
  • Herz-Kreislauf-System: Schwindel, Herzrasen, abfallender Blutdruck bis hin zur Bewusstlosigkeit

Anaphylaktischer Schock: Komplikationen bzw. Schweregrad

Mediziner differenzieren die Schweregrade der Anaphylaxie je nach Ausprägung der Beschwerden in vier Stufen:

  • I. Schweregrad: leichte Symptome (z.B. Kopfschmerzen und Schwindel) oder Hautreaktionen (z.B. Juckreiz, Hitzegefühl oder Hautrötung), keine akute Lebensgefahr
  • II. Schweregrad: zusätzliche Symptome wie niedriger Blutdruck, beschleunigter Herzschlag, leichte Atemnot und Magen-Darm-Beschwerden
  • III. Schweregrad: Schockzeichen wie flacher Puls, kalter Schweiz und Blässe oder Verkrampfungen der Atemwegsmuskulatur; in seltenen Fällen schwillt der Kehlkopf an und ruft Atemnot hervor
  • IV. Schweregrad: Im Extremfall führt ein anaphylaktischer Schock zu Atem- und Herz-Kreislauf-Stillstand

Achtung: Die Symptome können auch in unterschiedlichen Kombinationen oder einzeln auftreten. Die anfänglichen Warnzeichen geben keine Aufschlüsse darüber, wie schwerwiegend der allergische Schock verlaufen wird.

Wie unterscheidet sich ein anaphylaktischer Schock von einer anaphylaktischen Reaktion?

Der anaphylaktischen Schock ist die extremste Form einer allergische Reaktion. Von ihm spricht man, wenn die allergische Reaktion potenziell lebensbedrohlich ist.

Anaphylaktischer Schock: Diese Ursachen und Auslöser gibt es

Wie die Europäische Stiftung für Allergieforschung (ECARF) auf ihrer Webseite erklärt, sind die häufigsten Auslöser einer Anaphylaxie bei Erwachsenen Insektengifte. An zweiter Stelle stehen Reaktionen auf Medikamente wie Schmerzmittel und Antibiotika. Bei Kindern sind es vor allem Nahrungsmittel, die schwere allergische Reaktionen hervorrufen. Auf dem ersten Platz liegen Erdnüsse, gefolgt von Kuhmilch, Hühnerei und Haselnüssen. Aber auch Sellerie und Schalentiere können einen anaphylaktischen Schock - letztlich ist jedes Allergen dazu in der Lage.

Vorsicht: Körperliche Belastungen, Stress, Alkohol und bestehende Infektionskrankheiten erhöhen die Wahrscheinlichkeit eines anaphylaktischen Schocks.

Anaphylaktischer Schock: Welche Maßnahmen sollte man ergreifen?

Folgende Maßnahmen sind wichtig:

  1. Notruf: Wenn Sie Hinweise auf einen anaphylaktischen Schock bei sich oder Personen in Ihrem Umfeld vermuten, dann wählen Sie sofort den Notruf 112. Ihr Ansprechpartner aus der Notrufzentrale will dann wissen, was genau los ist. Schildern Sie die Symptome und weisen darauf hin, dass Sie einen anaphylaktischen Schock vermuten. Bleiben Sie in der Leitung, bis alle Fragen beantwortet sind.
  2. Schock-Auslöser entfernen: Zudem sollten Sie prüfen, ob die betroffene Person noch Kontakt mit dem Allergen hat. Gibt es einen Bienenstachel in der Haut, sollte man diesen rasch entfernen.
  3. Notfallset anwenden/dabei helfen: Menschen mit schweren Allergien tragen oft ein Notfallset mit einem Antihistaminikum, einem Kortisonpräparat und einem Adrenalin-Autoinjektor "(Epipen") bei sich. Wer ein Notfallset verschrieben bekommt, wird auch in der Verwendung geschult, in der Regel gilt das auch für Familienmitglieder und Lehrer von betroffenen Schülern. Zudem sollte auch eine schriftliche Anleitung beiliegen. Wichtig: Auch nach Nutzung des Notfallsets braucht der oder die Betroffene schnell ärztliche Hilfe.
  4. Richtige Lagerung: Der Betroffene sollte sich flach hinlegen und die Beine hochlagern, während Sie auf den Rettungsdienst warten. Kommt es in dieser Position zu Atemnot, sollte man sich stattdessen hinsetzen. Bei Bewusstlosigkeit legt man den Patienten in die stabile Seitenlage.
  5. Nicht alleine lassen: Auch wenn Lage sich wieder zu bessern scheint, sollte der Allergiker oder die Allergikerin nicht alleine gelassen werden, da sich die Symptome auch wieder verschlimmern können.

Anaphylaktischer Schock: Dauer

Die Symptome einer Anaphylaxie beginnen in der Regel bereits innerhalb von 15 Minuten nach dem Kontakt mit dem Allergen. Wenn der anaphylaktische Schock eingesetzt hat, schreitet er innerhalb von wenigen Minuten sehr schnell voran. Insgesamt sind der Verlauf und die Dauer des Schocks aber nicht vorhersehbar.

Auch wenn Patienten mit einem anaphylaktischen Schock rasch angemessene Hilfe erhalten und sich die Symptome schnell verbessern, werden diese weiterhin auf der Intensivstation überwacht. Denn selbst nach erfolgreicher Behandlung können die Symptome nach sechs bis 24 Stunden unerwartet erneut auftreten. Dies wird von Experten als „biphasischer Verlauf“ bezeichnet.

Anaphylaktischer Schock: Welche Medikamente helfen?

Ein Notfallset für die Selbstbehandlung eines anaphylaktischen Schocks enthält typischerweise Medikamente und Utensilien, wie die folgenden:

  • Anleitung zum Umgang mit einem anaphylaktischen Schock
  • Anaphylaxie-Pass (mit persönlichen Informationen, bekannten Allergenen und Dosierungen der Medikamente)
  • Antihistaminikum in Tablettenform oder flüssig
  • Adrenalinspritze mit Autoinjektor
  • Kortison-Präparat (Flüssigkeit, Tablette oder Zäpfchen)
  • Asthma-Spray
  • Adrenalin-Spray zum Einatmen

Wie kann man das Risiko eines anaphylaktischen Schocks verringern?

Bei Lebensmittel-, Arzneimittel- und Latexallergien sollte man darauf achten, den Kontakt mit den Allergenen zu vermeiden. Teilen Sie auch Ihrem Umfeld mit, worauf Sie allergisch sind, welche Symptome auftreten können und was im Notfall zu tun ist.

Ist man allergisch gegen Insektenstiche, ist das Vermeiden des Allergens natürlich komplizierter. In diesem Fall könnte aber eine spezielle Immuntherapie (Hyposensibilisierung) infrage kommen. Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt darüber.

Hat man bereits einmal einen anaphylaktischen Schock erlitten, sollte man einen Allergietest durchführen lassen, um den Auslöser genau zu identifizieren. Zudem sollte man dann ein Notfallset immer mit sich führen, um rechtzeitig Gegenmaßnahmen durchführen zu können und das Entstehen eines lebensbedrohlichen Schocks zu vermeiden.

Weitere häufige Fragen:

Anaphylaktisch bedeutet "die Anaphylaxie betreffend" und beschreibt eine potenziell lebensbedrohliche systemische Immunreaktion, die durch eine Allergie ausgelöst wird.

Ein anaphylaktischer Schock tritt in der Regel schnell ein. In Einzelfällen kann sich die Reaktion des Körpers aber auch verzögern.

Die Dauer der Krankschreibung nach einem anaphylaktischen Schock hängt von der individuellen Genesung und dem Befinden der betroffenen Person ab.

Um einer allergischen Reaktion vorzubeugen, sollte man sich bewusst über die Auslöser sein und diese konsequent vermeiden. Zudem sollte man einen Notfallplan haben und sich damit vertraut machen.