Lifestyle-Trend

"Dry January": Was bringt ein Monat ohne Alkohol wirklich?

Cora Krüger

Online-Redaktion

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06.01.2025, 05:00 Uhr
Nach den oft mit Exzess verbundenen Feiertagen wollen viele ihrem Körper eine Auszeit gönnen. 

© IMAGO/Michael Gstettenbauer Nach den oft mit Exzess verbundenen Feiertagen wollen viele ihrem Körper eine Auszeit gönnen. 

Ohne einen Tropfen Alkohol ins neue Jahr: Der Ursprung des Dry January (zu deutsch: trockener Januar) liegt in England. Dort wurde er 2013 als Gesundheitskampagne ins Leben gerufen, um den gesundheitlichen Folgen von übermäßigem Alkoholkonsum vorzubeugen.

Denn auch, wenn man nicht alkoholabhängig ist, kann regelmäßiges Trinken Körper und Geist beeinträchtigen. Die einmonatige Abstinenz wurde über die Jahre in weiteren westlichen Ländern immer beliebter und hat sich längst zum Lifestyle-Trend entwickelt. Auf Instagram finden sich im Januar 2025 unter dem zugehörigen Hashtag rund 600.000 Beiträge, auf der Plattform TikTok gibt es Tausende begeisterte Erfahrungsberichte.

Alkoholverzicht hat zahlreiche positive Effekte

"Ich schlafe besser, meine Haut ist besser, ich habe mehr Energie und bin generell fokussierter", schwärmt etwa eine Userin in ihrem Fazit. Die positiven Auswirkungen des temporären Alkoholverzichts sind medizinisch erwiesen. Zu weiteren Effekten zählen eine gesteigerte Konzentrationsfähigkeit, Gewichtsverlust und weniger Kopfschmerzen. Das Herz-Kreislaufsystem, die Leber und das Immunsystem profitieren ebenfalls von der einmonatigen Abstinenz. Eine Studie der Universität Sussex aus dem Jahr 2018 legt zudem auch über körperliche Faktoren hinausgehende Wirkungen nahe. Von 800 Befragten haben 93 Prozent den Dry January als Erfolgserlebnis empfunden, 88 Prozent haben Geld gespart und 82 Prozent gaben an, ihren generellen Umgang mit Alkohol reflektiert zu haben.

Auch wenn die meisten Menschen im Februar wieder anfangen, Alkohol zu trinken, bietet der Dry January einen guten Anlass, das eigene Verhalten zu hinterfragen und gesündere Gewohnheiten zu entwickeln. Oder Alternativen ins Auge zu fassen: Längst gibt es nicht mehr nur alkoholfreies Bier, sondern auch Wein oder Gin ohne Prozente. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums haben etwa 9 Millionen Menschen der 18- bis 64-Jährigen in Deutschland einen problematischen Alkoholkonsum. Grundsätzlich sollten Frauen nicht mehr als 12 Gramm Alkohol pro Tag trinken, das entspricht einem kleinen Glas Wein (0,125 Liter), Männer höchstens 24 Gramm (etwa 0,6 Liter Bier). An mindestens zwei Tagen pro Woche sollte zudem ganz auf Alkohol verzichtet werden.

 

"Körperlich ist es am gesündesten, überhaupt nichts zu trinken"

Auch der Suchtforscher Prof. Falk Kiefer findet den "Dry January" eine gute Gelegenheit, nicht nur die strapazierten Organe zu entlasten, sondern auch, um sich ein paar Gedanken zu machen.

"Körperlich ist es am gesündesten, überhaupt nichts zu trinken. Also jedes Gramm Alkohol, auf das man verzichtet, ist gesünder, als dass man es trinkt", erklärt Kiefer gegenüber der "Deutschen Presse-Agentur". 

Es sei für alle, also auch für Wenigtrinker, gesünder, keinen Alkohol zu trinken als Alkohol zu trinken. Auch einen Monat lang. Viele Organe erholen sich dann, Magen, Herz und vor allem die Leber. Gleichzeitig es ist wichtig, die eigenen Risiken zu kennen. 

Zudem würde der Experte jedem empfehlen, eine Alkoholpause einzulegen, um einfach zu gucken: Wie sehr fehlt mir das? Etwa die Wirkung von Alkohol, dass er enthemmt und die Sorgen weniger werden lässt. Und auch den Zusammenhang von Feiern und Alkohol zu betrachten. Sich also zu fragen: Gehe ich auf die Feier, um Freunde zu treffen? Oder gehe ich auf die Feier, um Alkohol zu trinken? 

Wenn man etwa Alkohol auch genutzt hat, um Stress oder Ängste zu bekämpfen, also als Selbstmedikation, dann sei es mit Verzicht alleine nicht getan. "Dann muss diese Lücke anders gefüllt werden. Da gibt es auch Mittel und Wege: etwa wieder körperlich aktiver werden, Musik, Entspannung oder die Menschen treffen, mit denen man auch mit klarem Kopf Spaß haben kann", so der Experte gegenüber der "dpa". 

Vorsicht bei Alkoholsucht

Für Menschen, die bereits ein Suchtproblem haben, ist der Dry January jedoch nicht geeignet, sondern sogar potenziell gefährlich. Schwerwiegende Folgen bis hin zu Krampfanfällen sind möglich. Stattdessen sollten Betroffene ärztlichen Rat aufsuchen und ihren Entzug begleiten lassen. In vielen Städten gibt es zudem Suchtberatungsstellen, die Unterstützung anbieten. Aufgelistet sind diese unter anderem im Suchthilfeverzeichnis der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen. Eine weitere Anlaufstelle ist die Sucht- und Drogen-Hotline der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die unter 01806 313031 zu erreichen ist und Betroffene und Angehörige bei Sucht- und Drogenfragen berät (0,20€ pro Anruf aus dem Festnetz und dem Mobilfunknetz, abweichende Sprechzeiten: Montag bis Sonntag, 0 bis 24 Uhr).

Der Artikel erschien erstmals am 4. Januar 2023 im Onlineangebot des VNP und wurde aus aktuellem Anlass noch einmal von uns aus dem Archiv geholt und durch neues Material ergänzt.

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