Endlich frei Atmen
Nasenspray: Harmloses Medikament oder Suchtmittel?
15.11.2024, 07:24 UhrIn diesem Artikel:
- Wann sollte man ein Nasenspray benutzen?
- Welche Arten von Nasenspray gibt es?
- Wie abschwellende Nasensprays wirken
- Wie kann man Nasenspray richtig anwenden?
- Wie lange sollte man Nasenspray nehmen?
- Warum macht Nasenspray süchtig?
- Was sind die Folgen einer Nasenspray-Sucht?
- Bin ich süchtig nach Nasenspray? Der Selbsttest
- Was tun bei Nasenspray-Sucht?
- Nasenspray: Welche Alternativen gibt es?
Ein abschwellendes Nasenspray erhält man ohne Rezept in jeder Apotheke. Durch Nasenspray oder -tropfen kann man die Nase von festsitzendem Schleim befreien und wieder richtig durchatmen. Allerdings sind Nasensprays nicht so harmlos, wie sie zunächst scheinen: Denn bei längerer Anwendung können sie die Schleimhaut schädigen und abhängig machen.
Welche Arten von Nasenspray es gibt, wie man es anwenden kann, wie es hilft und wann man es lieber nicht mehr nehmen sollte, erfahren Sie in diesem Artikel. Außerdem lernen Sie, welche Alternativen es gibt und was man machen sollte, wenn man eine Nasenspray-Abhängigkeit entwickelt hat.
Wann sollte man ein Nasenspray benutzen?
Wenn die Nase im Rahmen einer Erkältung oder Nasennebenhöhlenentzündung verstopft ist, kann man auf ein abschwellendes Nasenspray oder Nasentropfen zurückgreifen. Denn aufgrund der Verstopfung kann man häufig nur noch durch den Mund atmen. Wer durch den Mund atmet, nimmt die Atemluft ungefiltert in den Nasen-Rachenraum und die Lunge ein. Außerdem können Zähne und Zahnfleisch leiden und die Schleimhäute schneller austrocknen.
Welche Arten von Nasenspray gibt es?
Es gibt verschiedene Arten von Nasensprays. Dazu gehören:
- Abschwellende Nasensprays
- Salzhaltige Nasensprays
- Kortisonhaltige Nasensprays
- Antihistaminisch wirksame Nasensprays
- Cromoglicinsäurehaltige Nasensprays
Wie abschwellende Nasensprays wirken
Nasenspray enthält einige Wirkstoffe mit einer abschwellenden Wirkung auf die Nasenschleimhäute. Die sich in der Nasenschleimhaut befindenden Flimmerhärchen schützen vor Gefahr und befördern eingeatmeten Staub, Schmutz oder Keime wieder aus der Nase heraus. Das klappt allerdings nicht, wenn die Schleimhäute angeschwollen sind (beispielsweise bei einer Erkältung mit Schnupfen oder einer Allergie). Abschwellend wirkende Effekte haben Wirkstoffe wie Sympathomimetika (zum Beispiel Xylometazolin oder Oxymetazolin). Diese sorgen dafür, dass sich die Blutgefäße an den Schleimhäuten der Nase zusammenziehen. Gleichzeitig wird die Blutzufuhr verringert, während das Gewebe abschwillt und die Nase wieder frei wird.
Bei allergischem Schnupfen verwendet man häufig Nasensprays mit Antihistaminika oder Kortison. Diese sollen die allergische Reaktion in der Nasenschleimhaut verringern und Symptome wie eine verstopfte Nase oder Fließschnupfen reduzieren. Zudem haben kortisonhaltige Nasensprays auch eine antientzündliche Wirkung.
Nasensprays mit einer 0,9-prozentigen isotonischen Lösung aus Meersalz haben im Gegensatz zu den bereits genannten Nasensprays keine abschwellende Wirkung. Dennoch können sie den Schleim in der Nase verdünnen und die Nasenschleimhäute reinigen beziehungsweise befeuchten. Dabei haben sie keine abhängig machende Wirkung.
Wie kann man Nasenspray richtig anwenden?
Wer Nasenspray bei einer Erkältung anwenden möchte, sollte einige Dinge beachten. Denn Nasenspray wirkt nur bei der richtigen Anwendung. Wer beispielsweise seinen Kopf in den Nacken legt, riskiert, dass der Wirkstoff in den Rachen gelangt und nicht in der Nase wirkt. In diesem Fall sollte man das Nasenspray nicht herunterschlucken.
So sieht die korrekte Anwendung aus:
- Nase putzen und Hände waschen
- Nasensprayflasche schütteln und Schutzkappe entfernen
- Vor dem ersten Gebrauch (und wenn dies länger nicht benutzt wurde) einen Sprühstoß in die Luft sprühen
- Kopf nach vorne und leicht seitlich neigen
- Nasenspray über Kreuz sprühen (rechte Hand für das linke Nasenloch und umgekehrt)
- Währenddessen das unbeteiligte Nasenloch mit dem Zeigefinger der freien Hand zudrücken
- Einen Sprühstoß abgeben und dabei den Sprühnebel gleichzeitig einatmen
- Anwendung auf der anderen Seite wiederholen
- Sprühkopfspitze mit einem Tuch abwischen und Schutzkappe wieder aufsetzen
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Wie lange sollte man Nasenspray nehmen?
Abschwellende Nasensprays sollte man bestenfalls nie länger als eine Woche (höchstens zehn Tage) anwenden, da es bei einer längeren Anwendung zu einem Gewöhnungseffekt und einer Abhängigkeit kommen kann. Denn der abschwellende Effekt lässt immer schneller nach, sodass man das Spray häufiger verwendet. Dadurch werden die Nasenschleimhäute gereizt und trocknen immer weiter aus, wodurch sie ihre natürliche Schutzfunktion nicht mehr ausüben können.
Nasensprays mit Kortison oder Antihistaminika kann man hingegen auch über einen längeren Zeitraum verwenden (zum Beispiel bei einer Allergie), da eine derartige durch sie Abhängigkeit nicht ausgelöst wird. Die Wirkstoffe entfalten ihre Wirkung direkt an der betroffenen Stelle und verbreiten sich nicht im gesamten Körper. Da die Wirkung manchmal erst etwas verzögert eintritt, sollte man Nasensprays dieser Art nicht zu früh absetzen. Auch Nasensprays mit Meersalz können über einen längeren Zeitraum angewendet werden, da sie nicht süchtig machen. Dennoch sollten auch hier die Packungsbeilagen berücksichtigt werden, um Hinweise zur Anwendungsmenge und -dauer zu bekommen.
Warum macht Nasenspray süchtig?
Nasenspray kann abhängig machen – Nasenspray wird bei Schnupfen oder Erkältungen im Herbst oder Winter gerne verwendet. Allerdings können süchtig machende Varianten des Nasensprays mit abschwellender Wirkung nicht nur chronischen Schnupfen, sondern auch weitere Erkrankungen hervorrufen.
Eine Nasenspray-Sucht kann neben körperlichen Schäden auch seelische Folgen haben. Die Nasenschleimhaut gewöhnt sich an das Nasenspray, sodass ein sogenannter "Rebound-Effekt" auftritt: Die Wirkung des abschwellenden Nasensprays lässt schon nach kurzer Zeit wieder nach. Zwar schwillt die Nasenschleimhaut zunächst ab, wird dann aber schnell wieder dicker, sodass man erneut zum Nasenspray greifen muss, um wieder durchatmen zu können. Dies geht so weit, dass Betroffene nicht mehr frei atmen können, ohne ein Nasenspray zu benutzen. Folglich nehmen sie das Spray über Monate oder sogar Jahre ein, wobei sie die Dosis immer weiter steigern. Da die Wirkung immer schneller nachlässt, benutzen sie das Nasenspray häufig mehr als zehnmal am Tag.
Betroffene können ohne Nasenspray kaum noch Luft beim Sport bekommen, schlechter essen oder nicht mehr einschlafen. Irgendwann ist die Schleimhaut in der Nase derart gereizt, dass sie extrem trocken wird und sogar leicht blutet. Eine trockene Nasenschleimhaut fühlt sich nicht nur lästig an, sondern kann auch dazu führen, dass man häufiger krank wird. Denn die Härchen in der Nase und die Schleimhaut können nicht mehr gegen Krankheitserreger schützen, sodass Viren und Bakterien schneller in die Schleimhäute gelangen können.
Was sind die Folgen einer Nasenspray-Sucht?
Bei einer starken Abhängigkeit von Nasenspray kann es zu erheblichen körperlichen Schäden kommen: Das Nasengewebe wird mit der Zeit so stark angegriffen, dass sich Bakterien ansiedeln und faulige Substanzen absondern, die einen unangenehmen Geruch verbreiten. Die betroffene Person selbst nimmt diesen Geruch nicht wahr, doch für das Umfeld ist er deutlich bemerkbar. Dieses Krankheitsbild ist als "Stinknase" oder "Ozäna" bekannt. Auch psychisch kann die Sucht belastend sein: Viele Betroffene haben das Gefühl, selbst im Freien nicht mehr frei atmen zu können oder sogar zu ersticken.
Bin ich süchtig nach Nasenspray? Der Selbsttest
Wer sich selbst die Frage "Bin ich Nasenspray-süchtig?" stellt, kann sich diese Frage mit dem folgenden Test beantworten. Wenn mehrere Sätze zutreffen, liegt höchstwahrscheinlich eine Nasenspray-Abhängigkeit vor.
- Ich nehme das abschwellende Nasenspray schon weit aus über eine Woche ein
- Ich bekomme kurze Zeit nach der Anwendung schon wieder schlecht Luft
- Ich habe die Dosis im Laufe der Zeit immer weiter gesteigert
- In nahezu jeder Handtasche oder Hosentasche habe ich ein Nasenspray dabei
- Vor dem Einschlafen muss ich Nasenspray nehmen, um ruhig schlafen zu können
- Ich bin häufiger krank und eine Erkältung hält länger an
- Ich leide unter trockener Haut in der Nase, Nasenbluten oder einem üblen Geruch
Was tun bei Nasenspray-Sucht?
Um eine Nasenspray-Sucht zu bekämpfen, sollte man sich an folgende Tipps halten:
- Kalter Entzug
Wer das Nasenspray noch nicht so lange verwendet, sollte am besten alle Nasensprays direkt in den Mülleimer werfen – dann ist die Suchtgefahr gebannt. Höchstwahrscheinlich wird man circa drei Wochen lang noch eine verstopfte Nase haben und schwer atmen können, aber danach hat man es geschafft. Inhalationen mit Meerwasser oder Kräutern sowie pflegende Salben mit Bepanthen helfen bei dem Entzug. Wer möchte, kann auch auf Pflegesprays mit natürlichen Inhaltsstoffen zurückgreifen, da die enthaltene Hyaluronsäure viel Wasser bindet und damit die Nasenschleimhaut pflegt. - Sprühstöße verringern
Nasenspray-Süchtige sollten versuchen, die Anwendung kontinuierlich zu reduzieren. Wenn man Nasenspray vorher zehnmal am Tag genommen hat, sollte man sie auf sieben-, fünf- und dreimal verringern – bis man es gar nicht mehr nehmen muss.
Tipp: Am besten notiert man sich im Kalender jedes Mal, welche Dosis man reduzieren will und belohnt sich selbst, wenn man es geschafft hat. - Nur ein Loch
Man kann das Nasenspray nur noch in ein Nasenloch sprühen, bis die Atmung dort erleichtert ist. Sobald das Gefühl eintritt, dass man durch dieses Nasenloch wieder gut atmen kann, lässt man das Spray im zweiten Nasenloch weg oder reduziert die Dosis dort ebenfalls schrittweise. - Dosis reduzieren
Betroffene greifen immer wieder zum Nasenspray, da sie das Gefühl der verstopften Nase nur schwer ertragen können. Für sie kann ein schrittweises Reduzieren der Dosis eine schonende Methode sein. Diese Variante eignet sich vor allem, wenn ein vollständiger Entzug nicht möglich erscheint. Dafür nimmt man eine halbvolle Flasche des Nasensprays und füllt sie mit einer Meerwasserlösung auf. Wenn die Flasche erneut halb leer ist, wird sie wieder aufgefüllt. So verringert sich der Anteil des chemischen Wirkstoffs allmählich. Eine andere Option ist die Verwendung von Nasensprays für Kinder mit niedrigerer Wirkstoffkonzentration, um die Abhängigkeit langsam zu reduzieren. - Arzt aufsuchen
Falls man nach längerer Benutzung von Nasenspray bereits schwerwiegende körperliche Probleme bemerkt (zum Beispiel beschädigte Schleimhäute, häufiges Nasenbluten, eingeschränkten Geruchssinn oder ein Loch in der Nasenscheidewand) sollte der Entzug unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Ein Arzt kann kortisonhaltiges Nasenspray verschreiben, um die geschädigte Nasenschleimhaut wieder aufzubauen. Zudem kann medizinisch geklärt werden, ob vergrößerte Nasenmuscheln oder eine beschädigte Nasenscheidewand eine Operation erforderlich machen. Mit einer Lasertherapie können auch geschwollene Gewebebereiche in der Nase verkleinert werden, um die Atmung zu erleichtern.
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Nasenspray: Welche Alternativen gibt es?
Wer bei einer akuten Erkältung besser durchatmen möchte, kann statt abschwellender Nasensprays eine hypertonische Salz- oder Meersalzlösung verwenden. Da ihr Salzgehalt höher ist als der in den Körperzellen, entzieht die Lösung der Nasenschleimhaut überschüssiges Wasser und schwillt ab. Die Anwendung erfolgt als Spray, Tropfen oder Spülung, wirkt jedoch nur etwa eine halbe Stunde und muss dann erneut angewendet werden. Zudem sollte man die Nase freihalten, um einen Rückstau von Schleim in den Nebenhöhlen zu vermeiden und so das Risiko für eine bakterielle Infektion zu senken.