Der "Höllenhund" bereitet Sorge

Neue Omikron-Variante aufgetaucht: Wie gefährlich ist "Cerberus"?

Eva Orttenburger

Online-Redaktion

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21.10.2022, 12:35 Uhr
Die Omikron-Variante BQ.1.1 mit dem Namen "Cerberus" breitet sich derzeit mit exponentiellem Wachstum in Deutschland aus. (Symbolfoto)

© IMAGO/Frank Hoermann / SVEN SIMON Die Omikron-Variante BQ.1.1 mit dem Namen "Cerberus" breitet sich derzeit mit exponentiellem Wachstum in Deutschland aus. (Symbolfoto)

Die neue Omikron-Variante BQ.1.1 hat den Namen "Cerberus" bekommen - wie der Höllenhund aus der griechischen Mythologie. Erstmal klingt das gefährlich. Zurecht. Experten sind besorgt, da sich die Variante sehr schnell ausbreitet. Daten zeigen, dass die Mutante das Immunsystem austricksen kann. Impfungen und überstandene Infektionen bieten daher nur wenig Schutz vor einer erneuten Ansteckung mit dem Virus. "BQ.1.1 ist schon eine Variante, die uns Sorgen macht", sagt Bioinformatiker Cornelius Römer dem Spiegel.

Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) wurde die Variante "zwar noch selten, aber zunehmend in Deutschland nachgewiesen". Das Problem: Die Daten des RKI hinken dem tatsächlichen Infektionsgeschehen hinterher. Die Ausbreitung dürfte bereits weiter fortgeschritten sein. Zudem werden viele Infektionen nur noch per Selbsttest und nicht mehr über eine PCR-Testung festgestellt. Die Dunkelziffer dürfte daher hoch sein. Im Gespräch mit dem Spiegel erklärt Römer, dass der Anteil von BQ.1.1 bereits zehn Prozent des Infektionsgeschehens in Deutschland ausmachen könnte. In Bayern liegt der Anteil sogar schon nachgewiesen bei rund zehn Prozent und ist im Freistaat damit am höchsten.

Infektionszahlen verdoppeln sich jede Woche

Der US-Immunologe Anthony Fauci warnte im Sender CBS News auch vor der schnellen Verdopplungszeit, mit der sich "Cerberus" ausbreitet. Virologe Martin Stürmer sprach bei ZDF heute von einem exponentiellen Wachstum: "Man sieht in Daten aus Amerika: BQ.1.1. macht ganz schön Dampf. Die Variante breitet sich effizient aus." Das bedeutet, dass sich die Infektionszahlen jede Woche verdoppeln.

Können sich auch Genesene und Geimpfte mit BQ.1.1 anstecken? Diese Frage ist noch nicht abschließend geklärt. Erste Studien deuten darauf hin, dass das Risiko einer neuen Infektionswelle bei Geimpften und Genesenen besteht. Die neue Variante könnte durch Mutationen an den Spike-Proteinen von menschlichen Antikörpern vermutlich schlechter erkannt werden. Geimpfte und Genesene sollen laut Experten jedoch vor einem schweren Krankheitsverlauf geschützt sein. Laut Römer soll die Booster-Impfung, die auf BA.5 angepasst ist, am meisten Schutz bieten.

Virologe Martin Stürmer erklärt, dass Infizierte nicht so schnell auf der Intensivstation landen würden. Allerdings verschärfe sich trotzdem die Lage in den Kliniken auf Normalstation - einerseits durch die steigende Anzahl an Patienten, andererseits durch den Krankheitsausfall von infiziertem Pflegepersonal. Virologe Friedemann Weber bestätigt diese Annahme im Focus: "Sehr wahrscheinlich ist, dass es wieder zu hohen Krankheitsausfällen und Klinikauslastungen kommen wird. Außerdem ist nicht absehbar, in welchem Ausmaß neue Varianten Long-Covid auslösen können, eine bisher viel zu wenig beachtete Folge selbst milder Infektionen."

Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ist "Cerberus" nicht geheuer. Im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erklärte er, dass sich beim Erstarken der Variante auch Menschen leichter infizieren könnten, die im Sommer bereits eine Corona-Infektion durchgemacht haben. Lauterbach zufolge müssten die Menschen jetzt wieder vorsichtiger werden. Doch das geschehe noch nicht.

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