Wer macht was?
Psychologe, Psychiater, Psychotherapeut: Was sind die Unterschiede?
28.12.2022, 10:10 UhrDie Bezeichnungen klingen alle ähnlich. Psychologe, Psychiater und Psychotherapeut sind aber keine unterschiedlichen Begriffe für ein und denselben Job. Sie beschäftigen sich zwar alle mit der Psyche des Menschen, dennoch gibt es wesentliche Unterschiede.
Was macht ein Psychologe?
Als Psychologe wird jemand bezeichnet, der Psychologie studiert hat. Der Begriff ist rechtlich geschützt, und nur wenn man ein Psychologie-Studium mit einem Bachelor- oder Masterabschluss abgeschlossen hat, darf man diesen Titel tragen.
Die Psychologie widmet sich laut Definition dem "Erleben und Verhalten von Menschen". Die klinische Psychologie ist ein Teilbereich der Psychologie und beschäftigt sich mit psychischen Krankheiten wie beispielweise Depressionen oder Angststörungen. Nach dem Studium darf der Psychologe oder die Psychologin aber noch keine Menschen mit psychischen Erkrankungen behandeln und auch keine Medikamente verschreiben. Aber Psychologen steht eine große Bandbreite an Tätigkeitsfeldern offen.
Vor allem in der Wirtschaft, in der Werbung, dem Marketing, in Beratungsstellen oder dem Gesundheitswesen sind Psychologinnen und Psychologen gefragt. Hat man sich im Studium für einen pädagogischen Schwerpunkt entschieden, kann man als Schulpädagoge arbeiten.
Auch im juristischen Bereich bietet sich einem die Möglichkeit als Rechtspädagoge tätig zu werden. Neben der Diagnostik gehört in allen Bereichen auch die psychologische Beratung zum Aufgabenbereich von Psychologinnen und Psychologen.
Als Psychologe hat man die Möglichkeit anschließend eine Ausbildung zum Therapeuten zu machen. Um dann auch psychisch kranken Menschen helfen zu können, ist ein Masterabschluss Psychologie mit dem Schwerpunkt Klinische Psychologie notwendig. Alternativ kann man auch gleich ein Klinische Psychologie Studium absolvieren. Diese Ausbildung unterscheidet Psychologen von Psychotherapeuten.
Wann geht man zum Psychologen?
Einen selbstständigen Psychologen kann man beispielweise zu Rate ziehen, wenn man sich coachen oder beraten lassen möchte, beispielsweise bei der Suche nach dem richtigen Job. Das geht sowohl als Privatperson als auch als Firma. Nutzt man privat den Dienst einer Psychologin oder eines Psychologen, muss man die Kosten für die Beratung selbst übernehmen.
Die können zwischen 50 und 70 Euro, je nach Angebot auch mal bei 150 bis 200 Euro liegen. Achtung: Psychologen sollte man nicht verwechseln mit "psychologischen Beratern". Diese Berufsbezeichnung ist nicht geschützt.
Mit einer psychischen Krankheit sucht man Psychiater oder Psychotherapeuten auf. Für die Behandlung solcher Erkrankungen fehlt Psychologen die notwendige therapeutische Ausbildung. Die Kosten für die Behandlung psychischer Krankheiten übernimmt die Krankenkasse, wenn die Diagnose von einem psychologischen Psychotherapeuten oder einer Psychiaterin gestellt wurde.
Was verdient ein Psychologe?
Das Gehalt von Psychologen variiert stark je nach Arbeitgeber und Beschäftigungsbereich. Allgemein haben Psychologen aber sehr gute Berufseinstiegschancen und auch die Aufstiegsmöglichkeiten in Unternehmen oder im Marketing sind vielversprechend. Psychologen, die im Gesundheitsbereich tätig sein wollen, haben in der Regel auch keine Probleme einen Job zu finden.
Was macht ein Psychotherapeut?
Die Bezeichnung Psychotherapeut ist eigentlich nur eine Kurzform. Es gibt sowohl die psychologische Psychotherapeutin als auch den ärztlichen Psychotherapeuten. Ein psychologischer Psychotherapeut hat nach dem Psychologie-Masterabschluss mit Schwerpunkt klinische Psychologie eine mehrjährige Therapeuten-Ausbildung absolviert.
Eine ärztliche Psychotherapeutin hat meistens Medizin studiert und eine Weiterbildung zur Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie gemacht. Beide behandeln Menschen mit psychischen Erkrankungen und wenden dabei abhängig von der jeweiligen Erkrankung verschiedene psychotherapeutische Verfahren an.
Die Unterschiede zwischen den Berufsbezeichnungen liegen in den Ausbildungswegen. Demzufolge darf ein ärztlicher Psychotherapeut im Gegensatz zur psychologischen Psychotherapeutin Medikamente verschreiben. Je nach Spezialisierung oder Art der Ausbildung gibt es des Weiteren den analytischen Psychotherapeuten oder die Kinder- und Jugendpsychotherapeutin.
Wann geht man zum Psychotherapeuten?
Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde sind jährlich etwa 27,8 Prozent der Erwachsenen in Deutschland von einer psychischen Erkrankung betroffen, das entspricht rund 17,8 Millionen Menschen.
Zu den häufigsten Erkrankungen zählen Angststörungen, affektiven Störungen wie Depressionen oder Störungen durch Alkohol- oder Medikamentenmissbrauch. Wenn man sich nicht sicher ist, ob man Anspruch auf psychotherapeutische Hilfe hat, hilft der Hausarzt oder die Hausärztin weiter. Er oder sie unterstützt auch bei der Suche nach einem passenden Psychiater oder einem Psychotherapeuten. Denn auch bei Ängsten, Sorgen, Schlaf-oder Konzentrationsstörungen, Überforderung oder Aggressionen kann man sich therapeutische Hilfe suchen.
Die Kosten für eine Psychotherapie übernimmt die Krankenkasse, wenn eine Diagnose vorliegt. Dabei ist es egal, ob man einen Psychotherapeutin oder einen Psychiater aufsucht. Auch die Stundenlöhne, die abgerechnet werden, sind ähnlich und liegen zwischen 50 und 150 Euro. Je nach Art und Schwere der Krankheit unterscheidet sich allerdings die Häufigkeit und die Anzahl der notwendigen Sitzungen.
Was verdient ein Psychotherapeut?
Die Gehälter von Psychotherapeuten sind vom beruflichen Umfeld abhängig. Ein niedergelassener Psychotherapeut verdient nach einigen Jahren um die 60.000 Euro im Jahr. Als angestellter Psychotherapeut in einer Praxis kommt er auf etwa 30.000 Euro brutto. Arbeitet man als Psychotherapeut in einem Krankenhaus, liegt das Einstiegsgehalt bei etwa 2.800 Euro brutto. Mit wachsender Berufserfahrung steigt es auf rund 4.500 Euro Brutto.
Was macht ein Psychiater?
Ein Psychiater hat Medizin studiert und ist Arzt. Die offizielle Bezeichnung lautet "Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie". Ein Psychiater unterscheidet sich soweit von einem Psychotherapeuten, dass der Psychiater Medikamente verschreiben darf. Ein psychologischer Psychotherapeut darf das nicht, weil er nicht Medizin studiert hat.
Nach dem Medizin-Studium machen Psychiater zunächst das Staatsexamen und in Folge eine in der Regel fünfjährige Weiterbildung. Danach darf der Psychiater oder die Psychiaterin Psychotherapie und psychiatrische Verfahren einsetzen.
Ein Psychiater befasst sich mit medizinischen Diagnosen, mit der Behandlung und Erforschung von psychischen Krankheiten. Die Medikamente, die ein Psychiater verschreibt, helfen den Patienten bei der Bewältigung psychischer Leiden. Bei einer psychiatrischen Behandlung steht vor allem die körperliche Diagnose im Mittelpunkt, also die körperliche und medizinische Ursache für psychische Erkrankungen und Störungen. Psychotherapie bieten Psychiater nur selten an.
Wann geht man zum Psychiater?
Bei der Entscheidung, ob ein Psychiater oder ein Psychotherapeut im individuellen Fall besser ist, hilft der Hausarzt. Ausschlaggebend ist vor allem, dass die zu therapierende Person und der Therapeut eine Verbindung zueinander aufbauen. Auch bei Psychiatern übernimmt die Behandlungskosten die Krankenkasse, wenn eine Diagnose vorliegt. Je nach Krankheitsbild kostet eine Sitzung von etwa 50 Minuten zwischen 50 und 150 Euro.
Was verdient ein Psychiater?
Das erste Geld verdient man als Assistenzarzt. Das Einstiegsgehalt eines Psychiaters liegt in einer Universitätsklinik bei etwa 5.500 Euro brutto im Monat, in Krankenhäusern sind es etwa 5.300 Euro. Nach der Ausbildung verdienen Psychiater als Fachärzte maximal rund 6.800 Euro. Als Oberärztin liegt das Gehalt in einem Universitätskrankenhaus bei bis zu 7.900 Euro brutto. Als Chefarzt oder Chefärztin ist das Gehalt verhandelbar.
Wer verschreibt Medikamente?
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein Psychologe oder eine Psychologin zwar Psychologie studiert hat, aber nicht mit psychisch kranken Menschen arbeitet, sondern vor allem in der Beratung tätig ist. Ein psychologischer Psychotherapeut hat eine Weiterbildung gemacht und darf daher Psychotherapie anbieten.
Medikamente verschreiben dürfen ärztliche Psychotherapeuten und Psychiater. Diese sind vor allem für die körperlichen Beschwerden von psychisch kranken Menschen zuständig.
Der Psychiater hat in der Regel die längste Ausbildungszeit hinter sich. Das Medizinstudium nimmt meist mehr Zeit in Anspruch als das Psychologie-Studium mit Bachelor und Master. Auch dauert die Weiterbildung zum Psychotherapeuten etwa drei Jahre, die Weiterbildung zum Psychiater nimmt rund fünf Jahre in Anspruch.
Menschen, die an Depressionen oder Suizidgedanken leiden, sind nicht allein. Betroffene erhalten zum Beispiel bei der Telefonseelsorge niederschwellige Hilfe. Die Nummer 0800 111 0 111 ist rund um die Uhr besetzt, die Beratung ist kostenfrei und anonym. Auch der Krisendienst Mittelfranken ist 24 Stunden am Tag unter 0800 655 3000 oder 0911 42 48 55 0 erreichbar. Beratungen können auch Online oder vor Ort erfolgen. In schweren Notfällen verständigen Sie bitte den Rettungsdienst unter 112.
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