Wirkung und Risiken

Sind Tattoos schädlich? Neue Studie gibt Antwort: So viel Farbe bleibt im Körper zurück

Minh Anh Nguyen

Online-Redaktion

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12.03.2025, 15:32 Uhr
Im Januar, drehte sich in der Fürther Stadthalle alles um Tattoos. Auf der Tattooconvention standen Künstler aus ganz Deutschland und verschiedenster Stilrichtungen bereit. (Symbolbild)

© Hans-Joachim Winckler/NN Im Januar, drehte sich in der Fürther Stadthalle alles um Tattoos. Auf der Tattooconvention standen Künstler aus ganz Deutschland und verschiedenster Stilrichtungen bereit. (Symbolbild)

Ob klein oder groß, Patchwork oder Großmotiv: Tattoos werden auch in Deutschland immer beliebter. Nach einer YouGov-Umfrage aus dem Jahr 2021 hat in Deutschland fast jede vierte Person ein Tattoo. Doch wie gefährlich sind die Körperbilder?

In einer Studie fand das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) nun heraus, dass weniger des flüssigen Bestandteiles von Tätowiermittel im Organismus bleibt als bisher angenommen: "Mit den Ergebnissen aus unserer Studie lassen sich die gesundheitlichen Risiken beim Tätowieren künftig genauer abschätzen und bewerten", sagt die Leiterin der Studie, Dr. Ines Schreiver vom Studienzentrum Dermatotoxikologie am BfR.

Die Studie untersucht die bisher wenig beachteten flüssigen Bestandteile, genauer aber ihre Menge und Verteilung im Körper. Dafür wurde 24 freiwilligen Teilnehmern jeweils ein Tattoo ihrer Wahl unter Laborbedingungen gestochen. Um den Anteil der flüssigen Bestandteile messen zu können, entnahm das BfR-Team den Teilnehmern vor, während und nach den Sitzungen wurde von den Teilnehmenden Urin- und Blutproben. Mit sogenannten Marker-Substanzen wurde der Anteil schließlich ermittelt.

Untersucht wurde einerseits, wie sich die Flüssigkeiten im Körper verhalten und vom Stoffwechsel verarbeitet werden. Es stellte sich schließlich heraus, dass im Schnitt nur etwa ein Fünftel der verwendeten Farbe tatsächlich in der Haut landet. Wie das Forscherteam erklärt, wurde ein Großteil über die verheilende Wunde wieder ausgeschieden. Weiter waren schon kurz nach Beginn der Sitzung Stoffwechselprodukte in der ersten Blutprobe nachweisbar.

Daraus konnten die Forscher schließen, dass der Stoffwechsel bei der Aufnahme über die Haut während einer Tätowierung teilweise anders als erwartet funktioniert: "So wurde eine der verwendeten Marker-Substanzen im Körper häufiger in andere Stoffwechselprodukte umgewandelt als bei der oralen Aufnahme über die Nahrung. Das liegt an bestimmten Enzymen in den Hautzellen, wie in ergänzenden Versuchen per Zellkultur gezeigt werden konnte. Es ist davon auszugehen, dass diese Enzyme auf ähnliche Stoffe vergleichbar wirken."

Pigmentwirkung bisher zu wenig erforscht

Entwarnung gibt es angesichts der Ergebnisse aber nicht, denn: Tätowiermittel setzten sich aus vielen Einzelsubstanzen zusammen. Wie das Institut informiert, bestehen sie im Wesentlichen aus Farbmitteln (Pigmenten) und Suspensionsmittel als Trägerflüssigkeit: "Die Trägerflüssigkeit kann Verdicker, Konservierungsstoffe und andere Stoffe enthalten. Es wird eine Vielzahl an Einzelsubstanzen benutzt."

Viele Studien belegen, dass die unlöslichen Farbpigmente, also die festen Bestandteile der Farbe, sich auch in den Lymphknoten ablagern und sie so färben. Über die unerwünschten gesundheitlichen Auswirkungen von den Farbpigmenten im Körper ist derzeit aber weniger bekannt, teilt das BfR mit. Aktuell gibt es keine verbindlichen Kriterien, wonach eine Sicherheitsbewertung erfolgt. Deswegen existiert bisher auch keine Positivliste mit gesundheitlich unbedenklichen Farben. Mit den gewonnenen Daten erhofft sich das Institut aber nun, dass mögliche Gesundheitsrisiken von potenziell gefährlichen Chemikalien in der Tätowierfarbe zukünftig genauer bewertet und abgeschätzt werden können.

Allgemein sieht das Institut Forschungsbedarf hinsichtlich der Verteilung, Verstoffwechslung und Ablagerung bzw. Ausscheidung der Farbpigmente sowie der weiteren Inhaltsstoffe von Tätowiermitteln im Körper.