So reagiert der Körper

Was ist destilliertes Wasser und darf man es trinken?

Alice Vicentini

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24.4.2024, 08:23 Uhr
In destilliertem Wasser befinden sich keine Spuren von Mineralien, Salzen, Chemikalien oder Metallen.

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Destilliertes Wasser findet vielfältige Verwendungsmöglichkeiten in verschiedenen Bereichen, vom Häuslichen bis zum Medizinischen. Um das Dampf-Bügeleisen zu füllen, ist es zum Beispiel sinnvoll, denn es enthält keinen Kalk und hinterlässt daher keine Ablagerungen. Aber es gibt noch viele andere Anwendungen.

Destilliertes Wasser entsteht dadurch, dass Leitungs- oder Quellwasser destilliert - also verdampft und anschließend kondensiert - wird.

Es ist frei von jeglichen Spuren von Mineralien und Salzen, zudem sind keine Metalle oder anderen Verunreinigungen enthalten. Leitungswasser hingegen enthält Mineralien und Salze.

Einige Menschen bevorzugen destilliertes Wasser auch, weil es keinen Kalk enthält. Den kann man im Wasser schmecken, insbesondere, wenn man in einer Gegend mit hartem Wasser wohnt. Wer Kalk loswerden will, der kann aber auch einen Kalkfilter nutzen. Die gibt es direkt für den Wasserhahn, für Krüge, für die Dusche und auch für das gesamte Haus.

Das Gerücht, dass destilliertes Wasser giftig ist, hält sich hartnäckig. Aber stimmt das? Ist destilliertes Wasser trinken sogar tödlich? Auch das liest man online teilweise.

Bei letzterem Punkt handelt es sich aber um Missverständnis. Denn destilliertes Wasser ist äußerst gefährlich, wenn es als Infusion gegeben wird. Trinkt man es in normalen Mengen, ist es für den Menschen jedoch ungefährlich. Geht es jedoch um große Mengen in kurzer Zeit, sind sowohl Leitungswasser als auch destilliertes Wasser eine Gefahr für den Körper - man spricht hier von einer Wasservergiftung.

Das Problem bei destilliertem Wasser: Es sind keine Elektrolyte vorhanden. Das sind im Wasser gelöste Mineralsalze, die für den Körper wichtig sind. Wer kein Chemiker ist, spricht auch einfach von Mineralien wie Natrium, Kalium und Magnesium, die in Leitungs- und Mineralwasser vorhanden sind. Trinkt man also vorwiegend destilliertes Wasser und nimmt auf anderem Wege kaum Elektrolyte zu sich, kann das auf Dauer zu einem Mangel führen, der verschiedene Beschwerden hervorruft. Elektrolyte stecken aber auch in vielen Lebensmitteln, beispielsweise in grünem Gemüse, Obst, Eiern, Nüssen, Milch, Backpulver und Kochsalz. Ob ein Mangel entstehen würde, ist also stark von der eigenen Lebensführung abhängig.

Destilliertes Wasser sollte aus mehreren Gründen vermieden werden:

  • Mangel an Mineralstoffen: Destilliertes Wasser enthält keine Mineralstoffe oder Spurenelemente, die ein gesunder Körper benötigt. Der langfristige Konsum kann einen Mangel an wichtigen Nährstoffen hervorrufen. Denn Wasser ist ein guter Lieferant dieser Mineralien. Es gibt aber auch andere Quellen.
  • Aufwändige Herstellung: Wasser zu destillieren ist ein energieintensives Verfahren, bei dem herkömmliches Trinkwasser verdampft und wieder verflüssigt werden muss. Aus Umwelt-Sicht ist es nicht besonders sinnvoll, Trinkwasser vorab zu destillieren.
  • Falsches destilliertes Wasser ausgewählt: Im Baumarkt bekommt man Kanister mit destilliertem Wasser, die allerdings nicht zum Trinken bestimmt sind. Stattdessen verwendet man es beispielsweise zum Bügeln oder im Kühlwasser. Ein Warnhinweis steht auch auf den Kanistern, wird aber nicht immer beachtet. Solches Wasser sollte man keinesfalls trinken, weil die Mineralien hier oftmals chemisch gebunden werden. Das Wasser kann somit Stoffe enthalten, die ungesund sind.
  • Vermeintliche entschlackende Wirkung: Einige Menschen betrachten destilliertes Wasser als Entschlackungsmittel im Rahmen einer Detox-Kur, da es keine Schadstoffe enthält. Deshalb würden Giftstoffe besser ausgeschwemmt als beim Trinken von Leitungswasser. Das ist aber nicht erwiesen. Eine Reinigung des Körpers von Schadstoffen ist aus wissenschaftlicher Sicht nicht nötig, sagt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Ein gesunder Körper scheide unerwünschte Stoffe über Leber, Nieren, Darm, Haut und Atmung aus.

    Übrigens: In einigen Ländern in Südostasien gilt destilliertes Wasser als besonders gesund. Beim Destillieren werden Keime zerstört und möglicherweise enthaltene Schwermetalle entfernt. Auch in Deutschland gibt es noch einige Häuser mit alten Leitungen aus Blei. Seit 1973 werden keine Bleileitungen verbaut, bei älteren Häusern findet man diese hin und wieder noch.

    Trinkwasser aus Bleileitungen ist ungesund - da ist Mineralwasser aus dem Supermarkt oder auch trinkgeeignetes destilliertes Wasser besser. Noch sinnvoller ist es dann aber, die Leitungen tauschen zu lassen. Laut Trinkwasserverordnung müssen bis zum 12. Januar 2024 alle Bleileitungen stillgelegt oder entfernt werden.

    Auch bei neuen Kupferrohren sollte man vorsichtig sein, zumindest wenn man Babys im Haushalt hat. Das berichtet die Verbraucherzentrale. In den ersten sechs Monaten geben sie eine erhöhte Metallmenge ab, die für Säuglinge gesundheitsschädlich sein kann. Im Laufe der Zeit bildet sich im Rohr eine Oxidschicht, die einen Übergang größerer Kupfermengen an das Wasser verhindert.

    Wie beschrieben kann man destilliertes Wasser problemlos trinken, wenn Mineralien und Co. nicht durch Chemikalien gebunden wurden und man es mit der Menge nicht übertreibt.

    Will man nicht auf Mineralien verzichten und greift auf destilliertes Wasser zurück, weil man Angst vor Metallen, Bakterien und anderen Verunreinigungen hat, kann man es beispielsweise mithilfe eines Destilliergeräts herstellen und anschließend mit Mineralien anreichern. Man gibt zum Beispiel ein Mineral-Getränkepulver oder Elektrolytpulver hinzu. Auch Multivitamin-Brausetabletten enthalten oft zusätzliche Mineralstoffe und können so destilliertes Wasser ergänzen.

    Destilliertes Wasser sollte nicht literweise am Stück konsumiert werden. Das gilt aber auch für Leitungswasser oder Mineralwasser, da übermäßiger Konsum zu einer Ausschwemmung von lebenswichtigen Mineralstoffen aus dem Körper führt. Man spricht von einer Wasservergiftung.

    Ob und wann destilliertes Wasser schädlich ist, hängt davon ab, ob man die notwendigen Mineralstoffe beziehungsweise Elektrolyte über andere Wege zu sich nimmt. Hier gibt es verschiedene Typen, beispielsweise Natrium, Chlorid, Magnesium, Phosphat und Calcium. Diese stecken auch in Lebensmitteln und anderen Getränken.

    Da destilliertes Wasser kalkfrei ist, wird dieses oftmals für die Bewässerung von Pflanzen verwendet. Aber ist destilliertes Wasser wirklich gesund für Pflanzen?

    Kalkablagerungen im Boden können tatsächlich das Wachstum von Pflanzen behindern. Einige Pflanzen wie Blauregen, Orchideen, Magnolien und Rhododendren sind relativ kalkempfindlich und freuen sich über kalkarmes oder gar kalkfreies Gießwasser. Hierfür kann man aber auch hartes Leitungswasser entkalken oder ganz einfach Regenwasser verwenden.

    Ein deutliches Anzeichen für kalkhaltiges Gießwasser sind weiße Rückstände auf der Erde oder den Blättern der Pflanzen, die häufig mit Fleckenbildung einhergehen.

    Allerdings birgt das Gießen von Pflanzen mit destilliertem Wasser auch einige Risiken. Mit der Zeit spült man durch das Gießen Mineralien und Nährstoffe aus dem Substrat, die die Pflanze bräuchte. Destilliertes Wasser eignet sich aber gut zum Besprühen und Befeuchten von tropischen Pflanzen.

    Tipp: Wer seine Pflanzen mit destilliertem Wasser gießen möchte, sollte die Pflanzen parallel dazu mit Dünger versorgen. Somit erhalten die Pflanzen ausreichend Mineralstoffe und können sich gesund entwickeln. Die beste Option für Zimmerpflanzen ist Regenwasser. Dies enthält nur geringe Kalkmengen, aber ausreichend andere Nährstoffe, die für das Pflanzenwachstum essenziell sind.

    Beim Trinken von destilliertem Wasser in üblichen Mengen gibt es keine gesundheitlichen Risiken – giftig ist das Wasser somit nicht. 

    Destilliertes Wasser ist nicht tödlich, wenn es in normalen Mengen getrunken wird, da im Magen Mineralien vorhanden sind, die sich mit dem destillierten Wasser vermengen. 

    Destilliertes Wasser ist gut für das Befüllen von Luftbefeuchtern und Dampfbügeleisen. Zudem mischt man die Kühlflüssigkeit für das Auto am besten aus Kühlmittel und destilliertem Wasser. Scheibenwischwasser wird auch als Konzentrat verkauft, das man mit destilliertem Wasser vermischt.

    Viele Aquarium-Besitzer stellen sich ebenfalls die Frage, ob sie destilliertes Wasser für ihr Aquarium verwenden können. Immerhin ist auf einigen Kanistern ein Aquarium-Symbol abgebildet. Und das Wasser ist mit einer Karbonat- und Wasserhärte von null und einem pH-Wert von 7 vollkommen neutral.

    Destilliertes Wasser sollte jedoch nicht pur in das Aquarium gegeben werden, da es keine Mineralien oder Spurenelemente enthält, die für die Fische und sonstige Bewohner des Aquariums lebensnotwendig sind. Daher muss das Wasser entweder mit Leitungswasser gemischt oder mit Wasseraufbereitern oder speziellen Nährlösungen aus dem Fachhandel angereichert werden.

    Im ersten Fall gibt man destilliertes Leitungswasser zum Leitungswasser, um pH-Wert und Härtegrad einzustellen. Gerade in Gegenden mit sehr kalkreichem Leitungswasser braucht man die Beimischung von destilliertem Wasser, damit sich die Aquariumbewohner wohlfühlen.

    Nimmt man destilliertes Wasser als reine und keimfreie Basis, die dann mit speziellen Wasseraufbereitern aus dem Handel ergänzt wird, ist das eher teuer - gerade bei großen Aquarien, die sehr viele Liter fassen. Wer nur ein kleines Aquarium füllen muss, kann jedoch so vorgehen. Das bietet beispielsweise einen Schutz vor zu viel Kupfer im Wasser. Dies ist vor allem bei neuen Leitungen ein Problem. Für Zwerggarnelen beispielsweise kann Kupfer im Wasser auch tödlich sein.

    Für größere Meerwasseraquarien ist die Verwendung von Osmosewasser oder VE-Wasser üblich. Hierbei wird das Wasser zunächst von Salzen befreit und anschließend wieder mit speziellen Salzen und Mineralien angereichert, um den Bedürfnissen von Salzwasserfischen und Korallen gerecht zu werden. Dies stellt sicher, dass die Tiere im Aquarium unter den richtigen Bedingungen leben können.