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Hirschlausfliege: Wie gefährlich sind die „fliegenden Zecken“?

Elias Thiel

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4.9.2024, 08:38 Uhr
Ihren Beinamen "fliegende Zecken" hat die Hirschlausfliege aufgrund ihrer optischen Ähnlichkeit zu manchen Zeckenarten.

© IMAGO / blickwinkel Ihren Beinamen "fliegende Zecken" hat die Hirschlausfliege aufgrund ihrer optischen Ähnlichkeit zu manchen Zeckenarten.

In diesem Artikel:

Anders als viele Menschen glauben, handelt es sich bei der Hirschlausfliege nicht um eine Zecke mit Flügeln. Dennoch kann die Hirschlausfliege bissig sein und Juckreiz oder Entzündungen bei Menschen hervorrufen. Aber wie kann man eine Hirschlausfliege erkennen? Wo kommt die Hirschzecke her, wie gefährlich sind die Bisse und was sollte man tun, wenn man gebissen wurde?

Alle Antworten rund um die Hirschlaus-Zecke finden Sie in diesem Artikel.

Die Hirschlausfliege (Lipoptena cervi) oder auch "Hirschlaus" gehört zur Familie der Lausfliegen. Aber warum wird sie als "fliegende Zecke" bezeichnet?

Rein optisch erinnert die Hirschlausfliege tatsächlich an eine Zecke. Allerdings wachsen bei ihr zusätzlich zwei durchsichtige Flügel. Im Gegensatz zu der in Deutschland am häufigsten vorkommende Zeckenart (Gemeine Holzbock) haben Hirschläuse auch Augen und anstelle von acht nur sechs Beine. Zwar können sie mit ihren Flügeln fliegen. Dennoch werfen sie diese ab, sobald sie sich auf einem Wirt niederlassen.

Wie bereits gesagt, haben Hirschlausfliegen sechs Beine, was eher typisch für Insekten ist. Gleichzeitig erkennt man die Hirschlausfliege an ihren breiten und behaarten Beinen. Im Gegensatz zu Zecken können die Tiere fliegen und sich somit schnell fortbewegen. In der Regel sind die vorderen und die mittleren Beinpaare nach vorne und die hinteren Beinpaare nach hinten gestreckt. Genau wie bei Zecken kann auch der Hinterleib stark bei der Blutaufnahme anschwellen.

Auch die Einstichstelle unterscheidet sich häufig: Da die Hirschlausfliege fliegen kann, treten ihre Bisse beim Menschen vor allem im Kopf- und Halsbereich auf. Zecken hingegen kommen meist über den Boden mit Menschen in Kontakt, indem sie auf niedrigen Pflanzen oder im Gras sitzen und von dort aus langsam über Schuhe, Strümpfe oder Hosenbeine nach oben klettern.

Allerdings werden Menschen nur selten von Hirschlausfliegen befallen. Zecken hingegen sind häufiger anzutreffen. Diese beißen sich bevorzugt in dünnen, unbehaarten Hautbereichen wie Kniekehlen oder Leistengegend fest, was das Risiko der Übertragung von Krankheitserregern erhöht.

Die Hirschlausfliege findet man vor allem in Wäldern in Europa sowie in Nord- und Mittelasien. Insbesondere im Sommer und Herbst tummeln sich viele Hirschlausfliegen in diesen Regionen. Wildtiere wie Hirsche, Wildschweine und Rehe bieten der Hirschlausfliege eine ideale Nahrungsquelle. Demnach bevorzugt die fliegende Zecke Tiere anstelle von Menschen. Wenn sich die Tiere auf einem Säugetier niederlassen, beißen sie in die Haut und können bis zu 30 Minuten am Stück an ihrem Wirt saugen. Teilweise verweilen sie sogar auf dem Opfer und schlagen bei Bedarf erneut zu.

Bei Menschen findet man Bisse vor allem am Kopf, Nacken oder Hals. Im Gegensatz zu einer Zecke, lässt sie sich leicht mit fließend kaltem Wasser,einer Pinzette, einer Plastikkarte oder einem Kamm entfernen.

Beim Menschen kann es nach dem Stich lokal zu einer Entzündung in der Haut kommen. Die Einstichstelle juckt, wird rot und eitrig – Schmerzen inklusive. Zur Verbesserung der Symptome hilft es, die betroffene Stelle zu kühlen. Wer anhaltende starke Schmerzen oder eine stark gerötete oder gereizte Haut hat, sollte lieber einen Arzt konsultieren.

Nun stellt sich die Frage, ob der Biss einer Hirschlausfliege gefährlich für den Menschen ist und welche Krankheiten im schlimmsten Fall übertragen werden können.

Der Biss der Hirschlausfliege ist für Menschen in der Regel wenig schmerzhaft und dauert etwa 15 bis 25 Minuten, wobei kaum sichtbare Spuren zurückbleiben. Allerdings kann der Speichel der Fliege allergische Reaktionen hervorrufen, die zu Schwellungen und einem juckenden, schmerzhaften Ausschlag führen können. Es ist also nicht der Biss, der weh tut – vielmehr sind es potenzielle Folgen.

In seltenen Fällen kann es nach einem Biss der Hirschlausfliege zu Entzündungen oder auffälligen Hautreaktionen kommen. Wenn solche Symptome auftreten, sollte man immer einen Arzt konsultieren.

Die Hirschlausfliege kann das Bakterium "Bartonella schoenbuchensis" übertragen, das möglicherweise einen juckenden Hautausschlag beim Menschen verursacht. Dieser ist auch bekannt als "Hirschlausfliegen-Dermatitis". Derzeit wird noch untersucht, ob dieser Erreger auch Symptome wie Fieber und Muskelschmerzen auslösen kann. Während bei Tieren entzündliche Infektionen in verschiedenen Organen durch diesen Erreger bekannt sind, wurden diese beim Menschen noch nicht eindeutig nachgewiesen. Das Risiko für die Übertragung der Bakterien durch einen Biss der Hirschlausfliege ist geringer als bei Zecken, da diese weniger Zeit an der Haut verbringen.

Krankheiten wie FSME und Borreliose, die häufig von Zecken übertragen werden, sind bei Bissen der Hirschlausfliege nicht wahrscheinlich.

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Im Gegensatz zu empfindlicheren Tieren bemerken Menschen den Biss der Hirschlausfliege kaum, sondern eher die Folgen. Für Haustiere kann der Biss jedoch schmerzhaft sein und panische Reaktionen bedingen. Die Parasiten saugen bis zu 25 Minuten am Wirt und beißen dabei mehrfach. Hunde und Pferde entwickeln häufig Hautentzündungen mit Quaddeln, die in manchen Fällen eitrig werden und Fieber verursachen können.

Um Bisse von Hirschlausfliegen zu vermeiden, sollte man in betroffenen Gebieten lange und helle Kleidung tragen. Dies kann das Risiko eines Befalls erheblich reduzieren. Darüber hinaus können Repellents gegen Zecken und Mücken verwendet werden, auch wenn ihre Wirksamkeit gegen Hirschlausfliegen nicht vollständig nachgewiesen ist. Für Haustiere empfehlen einige Tierärzte spezielle Antiparasitenmittel.

Wenn man gebissen wurde, sollte man:

  • Hirschlausfliegen sofort entfernen (beispielsweise mit einem breiten Klebeband, Wasser, einer Bürste oder Pinzette)
  • Kleidung und Haare gründlich untersuchen und desinfizieren
  • Bissstelle desinfizieren, um Infektionen vorzubeugen
  • Bei Auftreten von größeren Entzündungen oder anderen auffälligen Symptomen sollte man einen Arzt aufsuchen.

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