Außergewöhnliche Haustiere
Social-Media-Trend: Darf man Otter eigentlich als Haustiere halten?
10.6.2024, 07:22 UhrInsbesondere in asiatischen Ländern wie Japan oder Vietnam werden Otter seit einigen Jahren vermehrt als Haustiere gehalten. Allerdings ist dies in den meisten südostasiatischen Ländern nicht nur illegal, sondern birgt auch eine hohe Gefahr für die Otter. Im Gegensatz zu Katzen und Hunden hat man es bei Ottern nämlich nicht mit domestizierten Haustieren, sondern mit Wildtieren zu tun.
Die Haltung hat aber nicht nur Auswirkungen auf das Leben einzelner Tiere, sondern auch auf die gesamte Population. Aufgrund der starken Nachfrage hat sich die Population einiger Otterarten um bis zu 30 Prozent verringert.
Aber wie steht es mit der Otterhaltung in Deutschland? Ist es überhaupt erlaubt, einen Otter zu halten? In diesem Artikel erfahren Sie alles Wichtige dazu.
Darf man Otter in Deutschland halten?
Alle 13 Otterarten sind durch das Washingtoner Artenschutzabkommen CITES geschützt. Dies regelt den globalen Handel der Tiere. Die meisten Otterarten unterliegen strengen Schutzmaßnahmen und somit Verboten für den internationalen Handel. Auch wenn einige wenige Arten im Artenschutzabkommen gelistet sind, gelten sie jedoch nur als "gefährdet" anstelle von "stark gefährdet. Somit dürfen sie unter bestimmten Regularien tatsächlich gehandelt werden.
Europaweit unterliegen Otter außerdem der Berner Konvention. In Deutschland gilt zudem das Bundesnaturschutzgesetz. In beiden Gesetzen wird der Fang wilder Otter verboten.
Daher gilt: Otter sind Wildtiere und dürfen prinzipiell nicht als Haustiere gehalten werden. Unter gewissen Bedingungen ist es allerdings möglich, Otter privat zu halten. Dafür muss man alle nötigen Haltungs- und Handelspapiere nachweisen. Außerdem muss man über genügend Fachwissen und eine korrekte Unterbringung verfügen.
Als Haustier gehalten wird in Asien insbesondere der Zwergotter, der deutlich kleiner ist als der in Deutschland wild lebende Fischotter. Zwergotter machen laut der Welttierschutzgesellschaft rund 98 Prozent des Otter-Haustierhandels weltweit aus, obwohl sie laut CITES-Abkommen nicht international gehandelt werden dürfen. Heimisch sind sie in Thailand und Indonesien. Demnach entsprechen auch die dort herrschenden klimatischen Bedingungen und die Nahrung den Bedürfnissen des Zwergotters.
Sind Otter gefährlich?
In der Regel sind Otter nicht gefährlich für Menschen. Otter sind sehr scheu und friedlich, sodass im Normalfall keine Gefahr von ihnen ausgeht. Vielmehr meiden sie sogar den Kontakt mit Menschen und sind außerdem nicht aggressiv. Otter ernähren sich hauptsächlich von Fischen, Krebsen oder anderen Lebewesen aus dem Wasser. Somit haben sie keinen Grund, Menschen anzugreifen oder zu bedrohen.
Dennoch ist es wichtig, achtsam und verantwortungsvoll mit den Tieren umzugehen und ihren Lebensraum zu respektieren.
Auch für andere Haustiere wie Katzen oder Hunde sind Otter grundsätzlich nicht gefährlich. Allerdings können sich Otterarten in ihrer Größe unterscheiden. Die meisten Otter sind kleiner als Katzen und Hunde. Also verhalten sie sich diesen gegenüber ebenfalls eher scheu. Wenn Haustiere allerdings in das Territorium des Tieres eindringen, kann sich dieser in seltenen Fällen bedroht fühlen. Zudem übertragen Otter einige Krankheiten, die auch für Hunde und Katzen gefährlich sind. Daher sollten alle Haustiere regelmäßig geimpft werden.
Otter können unter folgenden Umständen gefährlich werden:
- In Extremsituationen
- Bei Hunger
- Bei Bedrohung (zum Beispiel in die Enge getrieben)
- Bei Krankheiten
Was braucht man, um Otter zu halten?
Normalerweise leben Otter in freier Wildbahn ausschließlich in Gebieten mit Gewässern, sodass sie kontinuierlich Zugang zu Wasser haben. Sie gehören zu den "Leitarten für Gewässer", weshalb die Natur für Otter intakt sein muss. Hier reagieren Otter sehr sensitiv auf Veränderungen. Die niedlichen Tiere sind intelligent und haben hohe Ansprüche, sodass sie neben viel Platz auch jede Menge Möglichkeiten zur Beschäftigung benötigen. In der Natur leben sie auf einer freien Fläche von 25 bis 45 Quadratkilometern und können sich dort austoben.
Zwergotter haben zudem die Besonderheit, dass sie nicht allein, sondern häufig in Gruppen von bis zu 15 Artgenossen leben. Somit sind sie auf soziale Kontakte zu anderen Ottern angewiesen. Die meisten Otterarten führen eine monogame Beziehung zu einem festen Partner (teilweise sogar ein Leben lang).
Zwergotter in privater Haltung
Wer Otter zuhause halten möchte, braucht eine große Fläche mit einem Gewässer. Auch die Qualität des Wassers spielt eine zentrale Rolle und muss konstant hoch sein.
Was fressen Otter?
Damit Otter artgerecht ernährt werden, benötigen sie Fische, Krabben, Krebse und Frösche. Mit ihren scharfen Zähnen und Krallen können sie die nachtaktiven Wasserlebewesen ganz leicht fangen, im Kontakt mit Menschen kann dies aber leicht zu Verletzungen führen. Daher kommt es in der Privathaltung vor, dass die Krallen und Zähne der Otter entfernt und die Tiere damit sehr stark beeinträchtigt werden.
Ottercafés in Japan
Vor allem aus Indonesien und Thailand werden Zwergotter heimlich als Haustiere verschickt, meist nach Vietnam und Japan. In Japan steigt der illegale Onlinehandel mit Ottern zunehmend an, da mittlerweile immer mehr sogenannte "Ottercafés" eröffnen. In diesen Cafés können Gäste Otter füttern oder sogar mit ihnen kuscheln und dies in den sozialen Medien posten. Durch die damit einhergehenden Social-Media-Posts wurde der Trend noch weiter verstärkt. Allerdings werden die Zwergotter in den Cafés oftmals nur mangelhaft versorgt, zudem ist die Umgebung alles andere als artgerecht.
Um dem Trend entgegenzuwirken, haben Vertreter der CITES-Staaten (und auch Japan) im August 2019 entschieden, dass der Zwergotter von Anhang II in Anhang I des Abkommens verschoben wird. Infolgedessen gilt für den Zwergotter ein internationales Handelsverbot. Nur unter sehr engen Voraussetzungen sind Ausnahmen möglich: Unter anderem darf kein kommerzieller Zweck verfolgt werden. So können zum Beispiel Zoos und Wissenschaftler Otter erwerben.
Das japanische Umweltministerium hat außerdem angekündigt, eine Registrierungspflicht für den nationalen Handel einzuführen.
Fazit: Kann man Otter als Haustier halten?
Auf die Frage "Kann man Ottern ein tiergerechtes Leben bieten?" lautet die klare Antwort der Welttierschutzgesellschaft: "Nein, Otter sind Wildtiere und gehören – nirgendwo auf der Welt – in Menschenhand."
Stattdessen sei es wichtig, heimische Otterarten besser zu schützen. Wenn Flüsse umgeleitet, gestaut und begradigt oder Moore und Seen trockengelegt werden, verlieren Otter ihren natürlichen Lebensraum. Infolgedessen suchen sie nach einem neuen Lebensraum und laufen dabei auch über befahrene Straßen. Der Großteil der deutschen Otter sterbe im Straßenverkehr.
Zudem hofft die Welttierschutzgesellschaft darauf, dass die Nachfrage nach Ottern aus privaten Haushalten wieder zurückgeht. Daher sollten Selfies mit Ottern und entsprechende Videos in den sozialen Medien vermieden werden, da dies die Nachfrage weiter verstärken kann.
Wie alt wird ein Zwergotter?
Zwergotter können bis zu 15 Jahre alt werden.