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Unsicher vor der Gehaltsverhandlung? So klappt es mit der Lohnerhöhung
2.5.2024, 05:00 UhrEin großes Projekt ist erfolgreich abgeschlossen, ein Jobwechsel steht an oder die Führungskraft bittet zum jährlichen Quartalsgespräch: Alles gute Zeitpunkte, um endlich die ersehnte Lohnerhöhung einzufordern.
Doch das ist gar nicht so einfach - gerade für den Arbeitnehmer. Mit der richtigen Vorbereitung wird aber auch diese Verhandlungsrunde ein Klacks. Wir beantworten die wichtigsten Fragen - und geben nützliche Tipps.
Gehaltsgespräch - wann ist der beste Zeitpunkt?
Eines vorneweg: Gehaltsverhandlungen benötigen immer Eigeninitiative. Trauen Sie sich also etwas zu und seien Sie selbstbewusst - Sie leisten schließlich gute Arbeit. Die karrierebibel rät dazu, es am besten während dieser Zeitpunkte zu versuchen:
- Zum Berufseinstieg: Der Berufseinstieg ist von hoher Bedeutung. Von diesem ersten Grundgehalt hängen oft die späteren Gehaltssprünge ab. Seien Sie mutig - und bereiten Sie sich gut vor.
- Nach der Probezeit: Die ersten Monate sind vorbei, Sie haben sich bewiesen und Ihr Arbeitgeber ist zufrieden mit Ihrer Leistung: Zeit, das Einstiegsgehalt nachzuverhandeln.
- Beim Mitarbeitergespräch: Sie erhalten positives Feedback, das Team zieht Bilanz und der Blick geht Richtung Zukunft: Nun ist es Zeit für eine Gehaltserhöhung.
- Bei einer Beförderung: Neue Aufgaben, neue Ziele, neue Verantwortung = Neues Gehalt!
- Bei einem neuen Arbeitsvertrag: Sie hatten zuvor einen befristeten Arbeitsvertrag? Oder erhalten einen Anschlussvertrag? Unbedingt die Chance für eine Aufbesserung nutzen.
- Kurz vor Abschluss eines wichtigen Projektes: Ihre Chefin weiß um Ihre Qualitäten, ein Meilenstein ist um die Ecke: Sie können voller Selbstbewusstsein mehr Geld einfordern
- Beim Jobwechsel: Sie wechseln Ihren Arbeitgeber? Hier sind die größten Sprünge drin - solange Sie geschickt verhandeln und Ihren Marktwert kennen.
Gehaltserhöhung: Wie viel Prozent kann ich fordern?
Der Chef bittet zum Tanz - und Sie tanzen mit. Aber wie viel können Sie eigentlich guten Gewissens fordern? Die Grenze zwischen gesundem Selbstvertrauen und unverschämter Forderung ist schließlich schnell erreicht. Deshalb hier einige Werte, an denen Sie sich in etwa orientieren können:
- Letzte Gehaltsverhandlung vor einem Jahr: plus 3 bis 5 Prozent
- Mehr Verantwortung und neue Aufgaben: plus 5 bis 7 Prozent
- Bei einer Beförderung: plus 10 bis 15 Prozent
Wichtig hierbei: Seien Sie sich auch Ihres (immateriellen) Wertes für Ihr Unternehmen bewusst. Welche Leistungen haben Sie erbracht? Welche Aufgaben übernommen? In welchem Projekt haben Sie sich vielleicht besonders eingebracht? Und in welchem Bereich gehen Sie vielleicht sogar über Ihr eigentliches Aufgabenfeld hinaus?
Hierbei hilft es auch, sich vorab einige Notizen zu machen und mit konkreten Beispielen ins Gespräch zu gehen - somit wirken Sie vorbereitet, selbstbewusst und verfügen über ausreichend Argumente für eine Gehaltserhöhung. Oft genügt eine DIN-A4 Seite mit einigen Meilensteinen Ihrer Tätigkeit.
Standortfaktoren - wovon hängt mein Gehalt ab?
Doch das sind nicht die einzigen Faktoren, die Sie bei der Angabe Ihres Gehaltswunsches beachten müssen. Auch wichtig sind:
- Qualifikation
- Unternehmensgröße
- Mitarbeiterzahl
- Standort
Es macht zum Beispiel einen Unterschied, ob Sie über einen Universitätsabschluss, einen zertifizierten Ausbildungsabschluss oder einen allgemeinen Schulabschluss verfügen - auch stellenspezifische Fortbildungen oder interne Schulungen können ins Gewicht fallen. Entscheidend ist auch, wie groß Ihr Unternehmen ist und wie viele Mitarbeiter es hat. Internationaler Großkonzern mit tausenden Beschäftigten, mittelständisches Familienunternehmen oder Dreimannbetrieb? Internetportale wie Glassdoor oder Stepstone helfen außerdem dabei, den Durchschnittslohn für Ihre Branche und Ihre Position zu finden.
In Deutschland herrscht ein großes Ost-West Gefälle, die höchsten Löhne werden in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen gezahlt, die niedrigsten in Sachsen und Thüringen.
Gehaltsgespräch - die besten Sätze und Formulierungen
Die nötigen Voraussetzungen für ein Gehaltsgespräch auf Augenhöhe haben Sie nun geschaffen, den richtigen Zeitpunkt gewählt, nun bleibt noch die Frage zu klären, wie Sie das Gespräch am besten einleiten können. Hierbei hilft es, sich vorab bereits einige Formulierungen und einen Gesprächseinstieg zu überlegen. Gehen Sie offen und mit Vorfreude in die Verhandlung, auch wenn Sie vielleicht etwas Nervosität verspüren.
Zu Bedenken gilt auch: Ihr Chef ist weder Ihr Freund, noch Ihr Feind. Er vertritt Ihnen gegenüber nur mehr die Interessen Ihrer Firma, so wie Sie Ihre vertreten. Nehmen Sie nichts persönlich und bleiben Sie auf der Sachebene.
Die Karriereseite Stepstone listet Formulierungen auf, mit denen Sie um ein Gespräch bitten können:
"Danke, dass Sie sich für mich Zeit genommen haben. Ich fühle mich hier im Unternehmen sehr wohl. Ich mache meinen Job gern und mag das Team. Es gibt ein Thema, das ich gerne ansprechen möchte – und zwar mein Gehalt. Ich habe in den letzten zwei Jahren mehr Verantwortung übernommen und die Projekte X und Y erfolgreich abgewickelt. Dabei habe ich das Gefühl, dass ein gewisses Ungleichgewicht bei meinem Gehalt entstanden ist. Aus dem Grund bitte ich dich um eine Gehaltsanpassung von zehn Prozent."
Sollte Ihr Vorgesetzter darauf nicht eingehen oder für sämtliche Ihrer Argumente taub sein, so gibt es noch die Möglichkeit, den Spieß einfach umzudrehen: "Unter welchen Umständen würden Sie mir XY Euro bezahlen?" Das signalisiert Gesprächsbereitschaft und Sie können gemeinsam an einem Kompromiss arbeiten.
Zur Not lohnt sich auch eine Vertagung auf einen anderen Zeitpunkt.
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